INTERVIEW: DAN MATHEWS, VIZEPRÄSIDENT VON PETA

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Der 51-jährige Dan Mathews ist nicht nur Vizepräsident der Tierschutzorganisation PETA, sondern auch Fan von Magnus Hirschfeld und schwuler Aktivist. Trotzdem hatte er etwas Zeit für unser Ökologie-Special.

MUSS EIN TIERRECHTLER AUCH VEGAN LEBEN?

Ich hatte das nie vor. Ich wollte weder Vegetarier noch Veganer werden. Aber je mehr ich in den Jahren mitbekam von der ganzen Industrie, desto einfacher und notwendiger erschien mir der Schritt.

WAS IST MIT MILCH VON GLÜCKLICHEN KÜHEN?

Kuhmilch ist für Kühe. Auch wenn die Werbung da gerne etwas anderes behauptet und Bilder von glücklichen Kühen zeigt. Werbung lügt. Das ist ihr Zweck. Zudem ist Kuhmilch ungesund für den Menschen. Es gibt Sojamilch, Kokosmilch und so viele andere vegane Alternativen, bei denen du nicht darüber nachdenken musst, ob sie von einem glücklichen Tier stammen, oder ob sie dich krank machen.

GIBT ES DEINER MEINUNG NACH ÜBERHAUPT IRGENDEIN TIERISCHES PRODUKT, DAS WIR NICHT ERSETZEN KÖNNTEN?

Foto: Peta

Tiere sind Lebewesen. Sie leben nach ihren eigenen Vorstellungen. Und in diesen Vorstellungen kommen mit Sicherheit keine Farmen, keine Labors, keine Zirkuszelte vor. Etwas anderes ist es mit Haustieren. Wenn sich jemand liebevoll um eine Katze oder einen Hund kümmert, ist das wunderbar. Tiere haben nur nichts in der Industrie zu suchen. Egal ob es für Wolle, Leder, Eier, Milch oder eben Fleisch ist – es ist unmöglich, den Tieren ihre Bedürfnisse in einem industriellen Umfeld zu erfüllen.

DU SCHREIBST IN DEINEM BUCH, DASS DEIN SCHWULSEIN AUCH ETWAS MIT DEM ENGAGEMENT FÜR TIERE ZU TUN HAT …

Ich wurde in der Schule deswegen gemobbt. Ich wurde verprügelt. Als Kind habe ich erlebt, wie Menschen draußen auf der Straße Katzen gequält haben. Sie einfach gegen die Wand geschlagen haben. Und es war niemand da, der einschritt. Die Leute schauten teilnahmslos hin, als ginge sie das nichts an, oder schon, als ob es sie störe, sie sich aber nicht einmischen wollen. Exakt dieselben Gesichter habe ich bei den Menschen gesehen, als ich verprügelt wurde.

Foto: Peta

ALSO IST DER KAMPF FÜR SCHWULENRECHTE DEM FÜR TIERRECHTE ÄHNLICH?

Seit den frühen 1980ern bin ich auch Kämpfer in LGBT*I-Sachen. Wenn der Hass auf ein Tier oder einen Schwulen losbricht, rührt er aus der gleichen menschlichen Emotion. Natürlich mit völlig verschiedenen Hintergründen, aber es ist die gleiche Ignoranz einer Mehrheitsgesellschaft gegenüber dem Fremden, dem anderen. Das sind die gleichen Mechanismen, die gegen Schwule, Schwarze oder Frauen verwendet werden. Ich würde gerne noch über Magnus Hirschfeld sprechen.

„Magnus Hirschfeld ist ein Held für mich“

Foto: Peta

SEHR GERNE!

Er ist ein ganz spezieller Held für mich, weil er in einer Zeit, in der das noch völlig neu war, die wissenschaftlichen Grundlagen für das Verständnis von Homo- und Transsexualität gelegt hat. Er hat den Kampf gegen die Gesellschaft selbst in der Nazizeit 

nicht aufgegeben und die Argumente für die Homosexuellenbewegung bis heute vorbereitet. Das ist für mich in doppelter Hinsicht ein Vorbild.

ERKLÄR DAS BITTE …

Einmal weil ich eben selbst ein schwuler Mann bin und von seiner Pionierarbeit profitiere. Zum Zweiten sehe ich PETA als Tierrechtsorganisation in seinen Fußspuren. PETA ist ja nicht nur die Organisation mit den schrillen Kampagnen. Wir sind eine wissenschaftlich arbeitende Organisation. Wir versuchen, so viel Wissen über das Leben von Tieren zu sammeln wie möglich und es dann an die Menschen weiterzugeben, damit sie ihr Verhalten fundiert ändern. Und das ist ja an vielen Stellen auch bereits im Gange.

•Interview: Christian Knuth

www.peta.de

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