HIV-Heilung per Genschere?
Es klingt nach der Erfüllung eines Traums von Millionen HIV-Positiven und vielen Wissenschaftlern. Dresdner Forscher und Hamburger Virologen des Heinrich-Pette-Instituts haben es geschafft, das HI-Virus mit einer sogenannten Gen-Schere aus einer menschlichen Zelle herauszuschneiden. Klinische Studien sollen in Hamburg beginnen.
Gegenüber der Leipziger Volkszeitung erklärt der leitende Molekularbiologe Frank Buchholz: Die von uns entwickelte Gen-Schere hat funktioniert: Nach einer gewissen Zeit waren die Zellen nicht mehr HIV-infiziert. Zwanzig Jahre haben er und sein Team an dieser Methode geforscht. Offenbar ist nun ein wirklich bedeutender Durchbruch gelungen, der in klinischen Studien in Hamburg in einigen Jahren hoffentlich bestätigt werden kann.
HIV lässt sich aktuell zwar recht erfolgreich behandeln, allerdings sind Infizierte gezwungen, wie bei Diabetes oder Herzkrankheiten, ein Leben lang Medikamente zu nehmen. Die neue Methode könnte eine tatsächliche Heilung bedeuten, da sie auf Genbasis die Erbinformationen des Virus aus den menschlichen Zellen entfernt.
Rund zehn Millionen Euro sind für die weitere Forschung nötig, die wohl ob der zu erwartenden Gewinne bei Erfolg bereits über private Investoren gedeckt werden könnten. Für Betroffene heißt es nun erst einmal weiter warten.
UPDATE 25. FEBRUAR LINKE UND AIDSHILFE FORDERN ÖFFENTLICHE GELDER
Zu den Meldungen über die neuen Erkenntnisse im Kampf gegen das HI-Virus erklärt Harald Petzold, queerpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion DIE LINKE:
„Die Erfolgsmeldung aus Dresden zeigt, dass sich der Kampf gegen das HI-Virus lohnt und Heilung durchaus möglich ist. Dies fordert aber nicht nur politischen Willen sondern auch eine solide Finanzierung der Forschungsarbeit durch die Bundesregierung. Die wissenschaftliche Erkenntnis darf nicht über Forschungs-Sponsoring zum Geschäftsmodell werden. Denn dann steht sie am Ende nicht allen, die sie tatsächlich brauchen, problemlos und uneingeschränkt zur Verfügung."
Die Deutsche AIDS-Hilfe kommentiert ähnlich: „Die Genschere ist ein Meilenstein in der Grundlagenforschung," sagt Armin Schafberger, Medizinreferent der Deutschen AIDS-Hilfe.
„Sie könnte eines Tages ein wichtiger Baustein der HIV-Therapie und der Heilung werden. Bis zur regulären Anwendung wird es aber noch viele Jahre dauern. Ob eine Heilung in absehbarer Zeit wirklich gelingt, können wir heute nicht prognostizieren. Die Genschere ist der erste gentherapeutische Ansatz zur Heilung der HIV-Infektion aus Deutschland. Mittlerweile gibt es mehrere vielversprechende Vorgehensweisen, die eines Tages zur Heilung der HIV-Infektion beitragen könnten. Diese erfolgsversprechende Methode muss jetzt mit aller Kraft weiterentwickelt werden, auch mit öffentlichen Forschungsmitteln."