Welche Vorsorgeuntersuchungen sind richtig für mich?

by

Egal ob wir nun unseren Körper im Griff haben, ob wir gesund und auch attraktiv bleiben oder uns trotz einer Erkrankung wohl fühlen wollen: Wir müssen daran arbeiten. Warum Vorbeugen so wichtig ist, berichtet uns Michaela Medrow.

Bei den anspruchsberechtigten Männern (ab 45) noch nicht einmal 20 Prozent, die die Möglichkeit zur Vorsorge und somit Früherkennung nutzen! Warum sind es nicht mehr?

Wer bereits den 35. Geburtstag gefeiert hat, hat mit großer Wahrscheinlichkeit vom Arzt gehört, dass ihm oder ihr ab jetzt alle 3 Jahre ein kostenfreies Check-up zusteht und empfohlen wird.

Hier erhält jeder gesetzlich Versicherte ein ausführliches Arzt-Gespräch, eine Ganzkörperuntersuchung mit Blutdruckmessung, eine Urinuntersuchung sowie Blutentnahme zur Ermittlung der Blutzucker- und Cholesterinwerte.

Vorsorge bedeutet laut Duden: Maßnahmen zur Verhütung von etwas Drohendem; Prophylaxe / vorausschauendes Entgegenwirken.

Bereits in den 1970er Jahren wurden hierzulande die Krankheits- und Krebsfrüherkennung in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen. Ziel war und ist es, die Krankheiten, die zu den häufigsten Todesursachen zählen, rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln, wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Tumore.

Zudem gibt es alle zwei Jahre ein kostenloses Hautscreening, um möglichen Hautkrebs zu erkennen, und - je nach Alter, die weiteren Vorsorge- oder Früherkennungsuntersuchungen auf Brustkrebs, Darmkrebs, Gebärmutterhalskrebs und Prostatakrebs.

Die Kosten für diese Untersuchungen werden von den jeweiligen Krankenkassen übernommen und selbstverständlich kann jeder persönlich entscheiden, ob er die Untersuchung machen lassen möchte oder nicht, idealerweise in Absprache mit den zuständigen Ärzt*innen.

Rosa Schleife und Movember

Nachdem der Oktober als Brustkrebsmonat mit dem Symbol der rosafarbenen Schleife jährlich internationalen Anlass gibt, die Vorbeugung, Erforschung und Behandlung von Brustkrebs in das öffentliche Bewusstsein zu rücken, ist der Movember mit dem Oberlippenbart als Aufmerksamkeitsstifter das entsprechende Pendant für das Thema Prostata- und Hodenkrebs.

Du suchst passende Ärzt*innen in deiner Nähe? In den E-Paper der Check Magazine findest du alle wichtigen Adressen.

Tatsächlich sind es bei den anspruchsberechtigten Männern (ab 45) noch nicht einmal 20 Prozent, die die Möglichkeit zur Vorsorge und somit Früherkennung nutzen! Warum sind es nicht mehr?

Das gesellschaftliche Rollenbild von Stärke

Ein überzeugendes Erklärungsmodell liefert Dr. Kurt Seikowski von der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig: Das gesellschaftliche Rollenbild von Stärke ist schuld daran. Wenn der Mann diesem alten gesellschaftlichen Rollenbild folgt, wird er Krankheiten als Schwächen ansehen und Vorsorgeuntersuchungen meiden.

Zu den weiteren Vorsorge-Maßnahmen gehören die Schutzimpfungen, wie etwa die Auffrisch-Impfungen zu Diphtherie und Tetanus, sowie Indikationsimpfungen bei individuell erhöhtem Expositions-, Erkrankungs- oder Komplikationsrisiko sowie zum Schutz Dritter. Hier zählt als Standardimpfung für Personen ab 60 Jahre die Influenza sowie die Pneumokokken-Infektion. 

Impfungen gegen Hepatitis A und B, FSME (Frühsommermeningo-Enzephalitis), Meningokokken, Röteln und Keuchhusten werden unterschiedlich in den Satzungen der Kassen geregelt.

Von den Kassen übernommen wird ebenfalls die Messung des Augeninnendrucks zur Glaukom-Früherkennung und für Männer ab 65 Jahren einmalig die Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung eines Aneurysmas der Bauchschlagader.

Achtung auch bei Geschlechtskrankheiten

Zu den gesetzlichen Leistungen zählen außerdem die Schwangerschafts-Vorsorgeuntersuchungen sowie ein jährliches Chlamydien-Screening für Frauen bis zum 25. Lebensjahr, denn diese weltweit am häufigsten sexuell übertragene bakterielle Erkrankung kann zu ungewollter Sterilität (Frau und Mann), Schwangerschaftskomplikationen und Infektionen der Neugeborenen führen. Allein in Deutschland gibt es nach Schätzungen bis zu 300.000 Neuinfektionen jährlich.

Eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ergab, dass der Wissensstand zu HIV seit vielen Jahren zwar auf einem hohen Niveau ist. Aber nur 14 Prozent der Bevölkerung sind über Chlamydieninfektionen informiert, trotz steigender Zahlen der sexuell übertragbaren Infektionen (STI), wie etwa Syphilis oder Gonorrhö. In Sachsen, wo die Gonorrhö meldepflichtig ist, haben sich die Fallzahlen pro 100 000 Einwohner zwischen 2001 und 2015 mehr als verzehnfacht.

Gonokokken werden nicht nur durch analen oder vaginalen Sex, sondern auch oral über den Rachenbereich übertragen. Gurgeln mit medizinischen Mundspülungen hilft leider nicht. Die immer noch sicherste Vorsorge sind Kondome und Achtsamkeit dabei, was man in den Mund nimmt oder woran man leckt.

Wie gesund ist Vorsorge?

Ziel der Vorsorge ist es, Risikofaktoren oder Vorstufen einer Erkrankung rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Wenn etwa während einer Darmspiegelung kleine Darmpolypen entdeckt werden, die sich zu Krebs entwickeln könnten, werden sie gleich entfernt.

Du suchst passende Ärzt*innen in deiner Nähe? In den E-Paper der Check Magazine findest du alle wichtigen Adressen.

Allerdings weiß man im Voraus nie, ob sich überhaupt eine Krankheit entwickeln würde oder das Immunsystem des Menschen selbst aktiv geworden wäre. Auch präventive Operationen sind seelisch belastend. Bei den Untersuchungen können zudem Verletzungen entstehen und der Organismus wird durch Röntgenstrahlung unnötig belastet.

Empfehlungen der WHO

Um die persönliche Entscheidung besser abwägen zu können, hat die WHO (Weltgesundheitsorganisation) hilfreiche Kriterien festgelegt:

(Quelle: krebsinformationsdienst)

Und was kann ich für mich tun?

Jeder weiß es eigentlich besser, aber man ist halt ein Mensch mit Schwächen: Rauchen, Alkohol, Fast Food und zuckerhaltige Nahrungsmittel sind auf Dauer ungesund.

Abendliche Spaziergänge oder sportliche Betätigung sind besser als auf der Couch zu sitzen und Serien zu schauen. Kleine Umstellungen in der Ernährung sowie Freizeitgestaltung können großes Bewirken, wenn man länger gesund und beweglich bleiben möchte.

Durch ausgewogene Ernährung erhält unser Körper die für ihn notwendigen Mineralstoffe und Vitamine und nur in bestimmten Lebenslagen / Erkrankungen ist eine Gabe von NEM (Nahrungsergänzungsmitteln) sinnvoll.

Bei Dauergebrauch können sogar ungewünschte Nebenwirkungen oder auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten. Daher sollten NEM am besten immer in Absprache mit Ärzt*innen oder nach Beratung  mit der Apotheke eingenommen werden.

Die Landkarte im Vorsorge-Dschungel

Bei so viel Gerede über Vorsorge kann man leicht den Überblick verlieren. Diese Fragen sollen als Leitfaden im persönlichen Vorsorge-Dschungel dienen:

Man sollte definitiv aktiv bleiben – oder es werden. Ich denke immer: Wenn ich ein Instrument spielen möchte, dann muss ich Noten lernen und regelmäßig Tonleiter üben, auch wenn es nervt. Gelegentlich müssen neue Saiten aufgezogen, das Blättchen gewechselt und das Instrument gestimmt, gereinigt und poliert werden.

Egal ob wir nun unseren Körper im Griff haben, ob wir gesund und auch attraktiv bleiben oder uns trotz einer Erkrankung wohl fühlen wollen: Wir müssen daran arbeiten.

Grundsätzlich gilt: Wenn man Veränderungen bemerkt oder Beschwerden auftreten, muss man diese ernst nehmen und ärztlich abklären lassen.


Autorin: Michaela Medrow, Pharmareferentin und Kosmetikerin

Mit freundlicher Unterstützung der

Witzleben Apotheken Berlin

Kaiserdamm 24+26, 14057 Berlin

www.witzleben-apotheke.de


Du suchst passende Ärzt*innen in deiner Nähe? In den E-Paper der Check Magazine findest du alle wichtigen Adressen.

Back to topbutton