Weniger krank im Homeoffice?

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Aktuelle Zahlen belegen im Corona-Jahr 2020 einen Rückgang an Krankmeldungen in Deutschland – trotz der Möglichkeit einer (video-)telefonischen Krankschreibung. Doch sind die Deutschen wirklich weniger krank? Oder gibt es andere Gründe, warum Arbeitgeber weniger gelbe Scheine bekommen?

Geringe Zahl an Krankschreibungen: Weniger krank im Homeoffice?

Die Zahl der Krankmeldungen ist in diesem Jahr laut einer Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen.

Dies bestätigen auch Daten von Kry, Europas Marktführer im Bereich von Video-Sprechstunden: Nur etwa jeder dritte Patient, der eine Arztkonsultation per Video in Anspruch genommen hat, erhielt von Anfang 2020 bis heute eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU). Verschiedene Gründe kommen dafür in Frage.

Geringe Infektionszahlen durch mehr Homeoffice

Die Verlegung der Arbeitsstätte sehen viele als einen möglichen Grund für den Rückgang an Krankmeldungen. Durch die  aktuellen  Homeoffice-Regelungen können viele von zu Hause arbeiten – und sind dort häufig einem geringeren Infektionsrisiko ausgesetzt als auf dem Weg zur Arbeit in Bus und Bahn und im Büro. „Auch das allgemeine Einhalten der empfohlenen Abstands- und Hygieneregeln dürfte sich positiv auf das Infektionsgeschehen auswirken“, erklärt Dr. med. Monika Gratzke, Medizinische Direktorin von Kry Deutschland.

Das Problem des Präsentismus

Als weiterer Grund wird die Arbeitsmoral der deutschen Beschäftigten diskutiert: Die  Deutschen gelten als sehr gewissenhaft. Daher verwundert es wenig, dass in einem aktuellen Report des DGB-Index Gute Arbeit 2019 65 Prozent der  Arbeitnehmer angeben, trotz Krankheit zu arbeiten.3 Dieses Phänomen ist das Ergebnis eines weit verbreiteten Glaubens, dass Krankheiten ein Zeichen von Schwäche und Faulheit seien. Außerdem besteht bei betroffenen Befragten, laut einer Studie der St. Gallen Universität, ein hohes Pflichtgefühl dem Arbeitgeber und den Arbeitskollegen gegenüber. Man wolle diese nicht im Stich lassen und ihnen zusätzliche Arbeit auftragen, für die man selbst verantwortlich ist.4 In Zeiten einer wirtschaftlichen oder globalen Krise, wie der aktuellen Corona-Pandemie, lässt sich der Effekt des Präsentismus vermehrt beobachten, da viele zusätzlich Angst vor einem Verlust ihrer Anstellung haben.5 

Die Angst vor dem Arztbesuch

Seit Beginn der Corona-Pandemie verzichten viele Menschen auf den Gang zum Arzt – und zwar aus Angst davor, sich einem erhöhten Infektionsrisiko auszusetzen. Genau diese Einstellung hält Dr. med. Monika Gratzke, Medizinische Direktorin von Kry, allerdings für bedenklich: „Krankheiten, die nicht vernünftig auskuriert werden und die vom Patienten selbst als nicht sonderlich schwerwiegend eingestuft werden, werden oft verschleppt und können weitreichende Folgen haben.“

Video-Sprechstunden als Lösung auf mehreren Ebenen 

„Wer krank ist, sollte sich ausruhen und bei Bedarf ärztliche Beratung in Anspruch nehmen“, unterstreicht Dr. med. Monika Gratzke. „Ein Gang zum Arzt ist dafür heutzutage nicht mehr zwingend notwendig.“ Grundsätzlich besteht für jeden Versicherten in Deutschland – egal ob privat oder gesetzlich versichert – die Möglichkeit, eine medizinische Beratung per Video-Sprechstunde kostenfrei in Anspruch zu nehmen. 

Diese Art der Konsultation reduziert nicht nur das Infektionsrisiko des Patienten, sondern auch das des behandelnden Arztes, des Praxispersonals und anderer Patienten im Wartezimmer. Viele Patienten sehen darin einen großen Vorteil und haben von dieser Möglichkeit bereits Gebrauch gemacht, wie Dr. med. Monika Gratzke bestätigt: „Seit Beginn 2020 verzeichnet Kry einen kontinuierlichen Anstieg an Video-Sprechstunden.“

Video-Sprechstunden bequem auf dem eigenen Sofa durchführen 

Video-Sprechstunden, wie  sie  beispielsweise  Kry  anbietet, können bequem auf dem eigenen Sofa durchgeführt werden – ohne lange Wartezeiten in Arztpraxen, die nicht nur das Risiko für Infektionen erhöhen können, sondern auch häufig viel Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die gerade Berufstätige häufig nicht erübrigen können. „Unser Angebot ist besonders für Berufstätige attraktiv. Gerade bei dieser Gruppe kommt die Gesundheit gerne zu kurz, weil die alltäglichen Verpflichtungen dem Arztbesuch im Wege stehen“, so Dr. med. Monika Gratzke. 

Mit dem Wegfall des persönlichen Arztbesuches kann auch die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln entfallen, die ebenfalls ein gewisses Infektionsrisiko birgt.  Ärztinnen und Ärzte, die Video-Sprechstunden anbieten, könne n gerade in Zeiten mit hohem Infektionsgeschehen die  eigenen  Wartezimmer entlasten.

 Somit helfen Video-Sprechstunden nicht nur bei der Minderung des allgemeinen Infektionsrisikos. Sie können außerdem dabei unterstützen, die Effekte des Präsentismus einzudämmen – denn wer krank ist, sollte auch nicht krank im Homeoffice arbeiten.

Quellen

1. Pressemitteilung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) vom 15.10.2020

2. Kry, data on file

3. DGB Index Gute Arbeit 2019, S.19

4. Studie der Universität St. Gallen, 2017

5. Scoppa V, Vuri D. IZA Journal of Labor Economics volume 3, Article number: 3 (2014)

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