Selbstliebe als Weg zur Unabhängigkeit

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Selbstliebe und eine Akzeptanz des eigenen Selbst weichen immer mehr dem modernen Selbstoptimierungswahn. Einige simple Tipps für innere Zufriedenheit. 

Liebe Dich selbst! Selbstliebe als Weg zur Unabhängigkeit

In Zeiten von Instagram, Grindr & Co. haben viele Menschen das Gefühl, nicht mehr auszureichen. Es gibt immer jemanden, der „schöner“ oder einfach „besser“ ist, zumindest in der Selbstwahrnehmung. Andere werden für ihren Körper, aber auch für ihren Humor, ihre Ausstrahlung oder ihren Modegeschmack bewundert, ja sogar geliebt. Für sich selbst bleibt allzu oft nur Mitleid über, im schlimmsten Fall sogar Hass. Aber Liebe? Eher nicht. Wer bin ich schon, verglichen mit diesen wunderschönen Menschen mit ihrem perfekten Leben, die ich jeden Tag auf Instagram sehe? Nicht selten entsteht so eine Art der emotionalen Abhängigkeit. Wenn ich schon nicht perfekt sein kann, dann will ich doch zumindest Teile des perfekten Lebens meiner Idole sein – und sei es nur dadurch, dass ich sie durch die verzerrte Einwegscheibe der „Sozialen“ Medien bestaune.

Gerne wird auch versucht, den vorgegaukelten Realitäten der anderen nachzueifern, was schon allein dadurch zum Scheitern verdammt ist, dass das Leben der anderen eben nicht so ist, wie es zu sein scheint. Zumindest der Anschein kann aber genauso künstlich hergestellt werden wie bei den Vorbildern. Durch ein paar Klicks und gefakte Emotionen erstrahlen Instagram-Feed und Grindr-Profil in einem neuen Licht, das die Wirklichkeit gekonnt überstrahlt. Die digitale Selbstoptimierung ist perfekt, die reale Liebe zu sich selbst jedoch auf dem Nullpunkt. Wie kann man mit so etwas umgehen?

Selbstwahrnehmung und eigene Akzeptanz

Die moderne Welt gaukelt allzu gern eine unerreichbare Perfektion im Leben vor – vom perfekten Körper über die Traumkarriere bis hin zur Bilderbuch-Partnerschaft ohne Streit. Es werden omnipräsente Ziele gesteckt. Der Weg dorthin? Irrelevant. Dabei bietet das Leben so viel mehr als ein vorgefertigtes Korsett an Schönheitsidealen und erstrebenswerten Lebensentwürfen. Vielfalt ist nichts, das es zu vermeiden gilt, sondern unbedingt wünschenswert! Eine Welt voller interessanter und unterschiedlicher Menschen sollte doch soviel mehr zu wünschen sein als eine gleichgeschaltete Gesellschaft ohne Individualismus. Dafür bedarf es Menschen mit Ecken und Kanten, Stärken und Schwächen – und Menschen mit Fehlern, echten wie konstruierten. Niemand ist perfekt, und niemand sollte den Wunsch haben, perfekt zu sein.

Jeder sollte doch stattdessen danach streben, sich selbst zu lieben und zu akzeptieren. Genauso wie jeder einander mit all seinen Eigenschaften akzeptieren und respektieren sollte. Gerade homosexuelle Menschen wissen, wie wichtig gegenseitige und gesellschaftliche Akzeptanz ist. Genauso wichtig ist es aber eben auch, sich selbst zu akzeptieren. Dass das gerade in der heutigen Zeit auch gar nicht so einfach ist, steht außer Frage. Und es gibt auch nicht die eine Formel, mit der es jeder Mensch schafft, jegliche Selbstzweifel einfach abzulegen. Es gibt jedoch ein paar Tipps, die sich jeder zu Herzen nehmen kann, um sich selbst ein bisschen mehr zu lieben.

C002/Pixabay/MoosGrün

Ein Bewusstsein für die eigenen Stärken und Schwächen schaffen

Wer bin ich? Eine Frage, so vage wie schwer zu beantworten. Auf dem Weg zu bewusster Eigenakzeptanz und Selbstliebe ist sie aber unumgänglich. Welch Stärken habe ich? Welche Schwächen? Was mag ich an mir und was nicht? Wer sich der eigenen Eigenschaften wirklich bewusst ist, dem fällt es auch deutlich einfacher, diese zu akzeptieren.

Solch eine Akzeptanz der eigenen Eigenschaften bedeutet nicht, dass man nicht an sich arbeiten sollte und Dinge, die man selbst nicht an sich mag, einfach unberührt lassen muss. Im Gegenteil: Nur wer sich seine eigenen Schwächen eingesteht und sie als Teil seiner Selbst annimmt, der kann auch wirklich an ihnen arbeiten. Es geht aber eben auch nicht um eine bedingungslose und häufig propagierte Selbstoptimierung mit dem Ziel, anderen zu gefallen, was gerne mit der Aufgabe der eigenen Identität einhergeht. Es geht darum, sich selbst zu mögen und zu akzeptieren.

Den eigenen Körper entdecken und lieben lernen

Neben den eigenen Eigenschaften ist es bei vielen Menschen natürlich auch der eigene Körper, der eine gelebte Selbstliebe verhindert. Zu viel Fett, zu wenig Muskelmasse, zu klein, zu groß, zu viele Haare, zu wenig Haare, zu unförmig – die Liste könnte ewig weitergeführt werden. Scheinbare Unzulänglichkeiten, die zu einer tiefen Abneigung dem eigenen Körper gegenüber führen, hervorgerufen durch sich auch noch ständig verändernde Schönheitsideale. Dass der eigene Körper trotz Fettpölsterchen, krummer Nase und unreiner Haut es wert ist, geliebt zu werden, ist nicht für jeden selbstverständlich. Genau das sollte es aber sein.

Zur Liebe des eigenen Körpers gehört auch Sexualität. Selbstliebe ist nicht ohne Grund auch ein Synonym für Masturbation. Wie beim Sex zu zweit gilt es auch beim Solo-Sex, zunächst einmal genau herauszufinden, was einem gefällt und was nicht so. Begib Dich also auf sexuelle Entdeckungstour und probiere Dich aus. Das gewisse Etwas wird der Masturbation dabei durch Sextoys verliehen. Schaue Dich beispielsweise auf ORION.de oder Brunos um und gönne Dir ruhig mal etwas. Es gibt mittlerweile eine unglaubliche Vielzahl an Sextoys, die den Spaß allein, zu zweit oder auch mit mehreren noch erhöhen.

Übrigens: Selbstbefriedigung hilft Dir nicht nur dabei, Dich selbst zu lieben. Masturbation ist auch gesund und gut für Deinen Körper.

C002/Pixabay/ SJjjP

Sport treiben und sich bewusst bewegen

Bewegung tut gut und ist gesund, das wussten schon die alten Römer. Sport führt aber auch dazu, dass man sich mehr mit sich selbst beschäftigt, den eigenen Körper wiederum mehr kennen- und zu schätzen lernt. Wer sich fit fühlt, dem fällt es leichter, sich selbst zu lieben. Das heißt natürlich nicht, dass nur durchtrainierte Menschen Selbstliebe empfinden können, und es geht auch nicht darum, anderen zu gefallen. Ein glückliches und von Selbstliebe geprägtes Leben ist auch ohne Sport möglich. Körperliche Anstrengung kann aber als Ausgleich dienen und Dich ins Reine mit Deinem eigenen Körper bringen.

Ruhe in sich selbst finden

Leichter gesagt als getan, keine Frage. Das Leben ist immer auch ein Streben – nach Glück, Zufriedenheit, Sicherheit und auch Anerkennung. Es tut aber gut, auch mal einfach loszulassen und sich nur mit sich selbst zu beschäftigen, sich nicht davon definieren zu lassen, wie erfolgreich oder angesehen man ist und sich einfach nur auf sich selbst zu konzentrieren.

Die bereits angesprochenen „Sozialen“ Medien wie Instagram, Facebook oder Twitter tragen in der Regel eher zum Gegenteil bei. In gesundem Maße können sie zwar auch vollkommen in Ordnung sein. Wenn sie aber direkten Einfluss auf Dein Leben und Denken nehmen, tut Abstand gut. Yoga und Meditation können dabei helfen, Dich von dem Gefühl zu lösen, nicht gut genug zu sein und Deiner eigenen Zuneigung nicht wert zu sein. Statt das nächste Mal durch die Endlosigkeit des Insta-Feeds zu scrollen, kannst Du Dich beispielsweise auch mal in die Natur setzen, vielleicht mit einem guten Buch oder auch ganz ohne Ablenkung, und die Zeit für Dich einfach genießen.

C002/pixabay/AmitKumar

Fazit: Selbstliebe statt Selbstoptimierungswahn

Sich selbst zu akzeptieren, zu schätzen und zu lieben macht unabhängig von den Idealvorstellungen der modernen Welt, ist aber gar nicht so einfach und auch nicht von heute auf morgen geschehen. Ganz wichtig ist es, sich mit sich selbst bewusst auseinanderzusetzen, körperlich und charakterlich, und sich dabei nicht zum Richter über sich selbst aufzuschwingen, sondern sich ganz nüchtern von außen zu betrachten. Das steht nicht im Widerspruch dazu, an sich selbst zu arbeiten. Der moderne Selbstoptimierungswahn jedoch, das ständige Vergleichen mit dem gekünstelten Leben anderer und das Streben nach dem perfekten eigenen Leben, all das schadet der gesunden Beziehung zu sich selbst. Lebenspartner, Freunde, Job, materielle Dinge – alles muss perfekt sein, und wenn es noch nicht perfekt ist, dann ist es nicht gut genug. Das führt im schlimmsten Fall zum Verlust der Kontrolle über das eigene Leben sowie zu einer tiefsitzenden Unzufriedenheit und sollte unbedingt vermieden werden. Anders gesagt: Auf dem Weg zur Selbstliebe ist weniger manchmal auch mehr.

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