INTERVIEW: Mario Galla

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Foto: picture-alliance/dpa

Der 1985 in Hamburg geborene Mario Galla ist eines der gefragtesten Männermodels und das mit nur einem Bein.

Der 25-Jährige kam mit einem verkürzten rechten Oberschenkel zur Welt und ist deshalb auf eine Orthese angewiesen. Seit vier Jahren modelt der Hanseat auf dem Laufsteg für namhafte Labels wie Hugo Boss und Alexis Mabille und studiert Medienwissenschaften in Hamburg. Soeben erschien sein Buch Mit einem Bein im Modelbusiness beim Mosaik Verlag.

DU WURDEST AN EINER IMBISSBUDE ANGESPROCHEN. WAR DAS NICHT KOMISCH?

Klar, die Situation war eigentlich total absurd. Vor allem, weil ich von dem Menschen hinter der Theke angesprochen wurde. (lacht)

DU HAST DICH ABER DARAUF EINGELASSEN ...

Ja, diesmal schon. Natürlich kam es mir erst etwas unseriös vor, aber ich wusste ja, wo ich mich beschweren kann, wenn jetzt irgendwelche Typen anrufen. Der Imbiss war bei mir um die Ecke ... In der Vergangenheit habe ich aber oft Nummern in den Müll geschmissen, wenn ich von angeblichen Modelscouts auf der Straße angesprochen wurde.

Foto: www.michalsky.com

FÜR WELCHE DESIGNER BIST DU DENN SCHON GELAUFEN?

Hugo Boss, Michael Michalsky, Alexis Mabille ... es gab auch ein paar Abbrüche für Yves Saint Laurent und Jean Paul Gautier.

ABBRÜCHE?

Na ja, du bist gebucht und kurz vor der Schau fliegst du dann wieder raus. Das passiert relativ oft in Paris und Mailand, die Designer entscheiden sich oft in letzter Minute um ... aber man bekommt die Hälfte der Gage. Begründet wird es einem aber nicht.

WIE KAM ES ZUR ZUSAMMENARBEIT MIT DER TIERSCHUTZORGANISATION PETA?

Ich habe mich bei PETA gemeldet, weil es mir ein Anliegen ist, Gesicht gegen Pelz zu zeigen. Ich habe daraus nie einen Hehl gemacht und finde es gut, dass ich bei der Anti-Pelz-Kampagne dabei sein kann.

VERLIERST DU DADURCH NICHT EIN PAAR POTENZIELLE KUNDEN?

Das ist mir egal.

DU BIST GEGEN PELZE, ABER DU ISST FAST FOOD ...

Ja, das ist ein Widerspruch, aber niemand ist perfekt. Ich esse auch kaum noch Fast Food. Und wenn, dann Döner und Falafel. KFC oder McDonalds vermeide ich ... Wenn ich einkaufe, dann achte ich auf die Herkunft vom Fleisch. Bio muss sein!

WIE HÄLTST DU DICH FIT?

Ich fahre sehr viel Fahrrad und trainiere regelmäßig, vor allem auf dem Crosstrainer. Aber ich pumpe mich nicht mehr so auf, wie vor meiner Model-Karriere. Ich soll und will drahtig sein, nicht zu muskulös.

DU HAST NUR EINEINHALB BEINE UND TRÄGST EINE ORTHESE. IN DEN MEDIEN HABE ICH MITBEKOMMEN, DASS MAN DICH ALS SCHOCK-MODEL BEZEICHNET HAT. DU TRÄGST AUCH SOLCHE T-SHIRTS ...

Meine Behinderung war nie ein Problem beim Modeln, ich werde ja aufgrund meines Looks gebucht, nicht nur wegen meiner Beine. Das T-Shirt Approved Shock Model habe ich selbst drucken lassen, nachdem ich im Fernsehen als Schockmodel bezeichnet wurde ... Ich meine das mit einem Augenzwinkern, ich denke nicht, dass meine Orthese stört ...

VERHILFT SIE DIR GAR ZU JOBS?

Nein, ich glaube nicht. Vielleicht ... aber ich denke, dass die Kunden in Deutschland noch nicht so weit sind. Michael Michalsky lies mich in kurzen Hosen laufen, aber er ist auch generell sehr mutig und macht, was er will. Ich würde auch gerne mal für Vivienne Westwood in kurzen Hosen laufen!

*Interview: Michael Rädel

www.instagram.com/mariogalla

Foto: picture-alliance/dpa

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