Nicht jugendfrei!

by

Foto: www.taschen.com

Foto: www.taschen.com

Ein dickes Buch (über 190 Seiten!) voller erotischer schwuler Kunst, tabulos und provokant. Aber eben Kunst – und die darf ja alles. 

Ohne Zweifel zelebrierte der in seiner Heimat mit einer Briefmarke geehrte und weltweit verehrte schwule Künstler Tom of Finland das, was als „männlich“ und „maskulin“ gilt. Bärte, Muskeln, breite Schultern und Macho-Posen. Er feierte in seinen zeichnerisch umgesetzten erotischen Fantasien das, was jetzt oftmals als unpassend empfunden wird (je nach Situation zurecht!): Dominante Männer, die sich ihrer körperlichen Vorzüge bewusst sind und das, was sie (mit den willigen Partnern) tun, genießen.

Macho-Hedonismus in Reinform. So muss man auch diese Kunst, die hier in dem Buch „Dian Hanson: The Little Book of Tom. Cops & Robbers“ auf den ersten Blick bewerten. Es ist auf einer zweiten Ebene aber auch ein Befreiungsschlag gegen die Zwänge einer heteronormativen Gesellschaft, gegen das Stereotyp des schwachen Schwulen. Schwach im Sinne von unfähig, sich zu wehren, das ewige Opfer, das sich versteckt. Die Schwulen, die Tom of Finland zu Papier brachte, waren kernige Cops und toughe Ledermänner, seine Männer waren – egal, ob passiv oder aktiv – Macher. Und letztendlich auch eine Blaupause für die Leder- und Fetischwelt der LGBTIQ*-Community, egal, welches Geschlecht einem/r bei der Geburt zugewiesen wurde. Er ikonisierte die gefühlte Bedrohung, die Leder tragenden Motorrad-Rocker, die Staatsmacht in Polizeiuniform, und machte aus ihnen Lust spendende Helden mit großen Nippeln, wogenden Muskelbrüsten und noch größeren Gemächten. www.taschen.com

Foto: www.taschen.com

Über den Künstler: Touko Valio Laaksonen aka Tom of Finland (8. Mai 1920 – 7. November 1991) ist DER homosexuelle Zeichner überhaupt. Weltweit kennt, sammelt und benutzt man seine erotischen, mitunter auch pornografischen Männerbilder. Tom ikonisierte den schnauzbärtigen Leder- oder auch Uniform-Kerl, er machte den Daddy auch in der Kunst begehrenswert. Der Künstler studierte Kunst in Helsinki und zeichnete Werbemotive, bevor er 1957 seine ersten Arbeiten von hyper-maskulinen Kerlen im US-Magazin „Physique Pictorial“ veröffentlichte. Von diesem Moment an war der Mythos Tom of Finland geboren, der vor allem der schwulen (Fetisch-) Welt jede Menge fantasievoller Vorlagen liefert. www.tomoffinland.org

Foto: www.taschen.com


Back to topbutton