Riccardo Simonetti: „Raffi und sein pinkes Tutu“

by

Foto: M. Rädel

Eine DER bekanntesten queeren Persönlichkeiten Deutschlands hat ein Kinderbuch am Start. Wir fragten nach, warum und warum so.

Queere Themen provozieren gerade viele, mehr Sichtbarkeit bringt eben auch mehr Negatives. Was entgegnest du „besorgten Eltern“?

Bei den Lesungen, ich trug ein Tutu, sind die Kinder komplett vorurteilsfrei an die Sache rangegangen. Ihre Eltern und die Erzieher auch! Aber viele Eltern im Internet fanden das schlimm und behaupteten, dass dieses Buch schwul machen würde. Ich bin erschrocken, wie viele Menschen immer noch unaufgeklärt sind! Dieses Buch macht nicht schwul und ich auch nicht. Abgesehen davon, dass das gar nicht ginge. Es ist nie zu früh, Kinder zu sensibilisieren, dass Liebe auch für das eigene Geschlecht empfunden werden kann. Das Buch soll positive Werte und Stärke vermitteln. Und um Sexualität geht es hier ja überhaupt nicht. Es geht um Anderssein, um Toleranz und eine offenere Gesellschaft, spielerisch und kindgerecht verpackt.

Für wen ist dein Buch?

Für Kinder und natürlich auch für deren Eltern, denn die lesen es ja vor. Menschen, die intolerant oder teils sogar homophob sind, stören sich daran. Aber ich will darauf aufmerksam machen. Und auch auf die negativen Reaktionen auf das Buch. Das positive Feedback ist zum Glück sehr viel größer, ich könnte das negative unter den Teppich kehren, will ich aber nicht. Denn genau deshalb habe ich dieses Buch ja geschrieben.

Wie autobiografisch ist das Buch?

Es ist kein autobiografisches Buch, aber es hat einige autobiografische Elemente. Wer mich kennt, erkennt mich vielleicht in der ein oder anderen Szene.

Ist zu viel des Guten immer wundervoll?

Zuerst einmal soll jeder leben, wie er möchte. Wer bunt sein möchte, soll bunt sein. Wer nicht, der nicht. Aber nein, man kann nie zu bunt sein. Niemand sollte gezwungen sein, sich anzupassen. Den Menschen, die auffallen und auch polarisieren, haben wir es zu verdanken, dass wir frei schwul leben können.

Hand aufs Herz: Bist du schwul oder queer?

Ich sehe mich als queeren Mann. Das Wort queer ist für mich politisch aufgeladen. Ich setze als queerer Mann ein Zeichen, egal, wen ich treffe: die Bundeskanzlerin, Promis in einer Entertainment-Show oder Fans auf der Straße. Ich strebe kein heteronormatives Auftreten an, daher bin ich lieber queer.

*Interview: Michael Rädel

www.community-editions.de

www.instagram.com/riccardosimonetti

Back to topbutton