Leg dich nicht mit der unglücklich verliebten Nazi-Transe an!

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Foto: Christian Knuth

Krimis zu mögen, oder sich für Berliner Lokalkolorit zu begeistern ist ein Plus, aber nicht notwendig, um „Schöneberger Steinigung“ von Peter Fuchs etwas abzugewinnen. Das Buch läuft unter falscher Flagge, es geht in Wahrheit um den rechtspopulistischen, xenophoben, schwulen Bloggersumpf der Hauptstadt.

Die im Buch gescrambelten Figuren weisen allesamt Charaktereigenschaften auf, die geneigten Beobachtern aus dem Philosophia-Perennis-Kreuz.net-AfD-Gloria-TV-Universum bestens bekannt sind: Patrizia von Berlin, Reto Nay, Eva Doppelbauer, Felizitas Küble, Gabriele Kuby, Pater Lingen, Beatrix Storch, Hedwig Beverfoerde – um nur ein paar zu nennen. Fuchs lässt kein Klischee aus, inklusive Antifa-Jugendlichen, schwulen Muslimen, Müsli-Essern, Latte Macchiato-Trinkern, Anzug-tragenden FDPlern, frömmelnden adeligen Damen, besorgten Tierschützern, flüchtlingshelfenden „Gutmenschen“ gibt es sage und schreibe 27 abwechselnd im Fokus von Kurzkapiteln stehende Personen.

Wie verwebt man so viele Leute, erklärt die schwule Cruising-Szene, einen terroristischen Komplott und „alternativen Medien“ auf 300 Seiten? Indem man den Lektor chloroformiert, so dass er nicht ob der ständigen aberwitzigen Zufälle protestieren kann und dem Romanpersonal keinerlei psychologische Tiefe zugesteht. Erählende Beschreibungen sind Fuchs‘ Sache nicht: stattdessen zählt er auf. So erfährt der Leser neben Details über die Häufigkeit mit der die Mutter des örtlichen AfD-Abgeordneten dessen Unterhosen wäscht, den Namen jedes einzelnen Hundes jedes zufällig vorbeikommenden Joggers, der von der Polizei befragt wird. Eins sei verraten: Dem hanebüchenen Plot entsprechend gibt es ein Ende, mit dem kein Leser rechnet.

Synopsis

Also, let’s talk about the elephant in the room: Der in diesem Roman ermordete dunkelkatholische schwule Blogger trägt natürlich alle Charakteristika David Bergers. Die Parallelitäten sind mehr als zufällig. Aber es gibt ebenso Unterschiede, um den Dominic aus dem Buch fiktiv erscheinen zu lassen. Er war anders als Berger katholischer Priester (statt Laie), stammt aus Tschechien (statt Würzburg), ist fast zwei Meter groß (statt winzig). Und zur Krönung der Parallelität mit real existierenden Personen aus der Schöneberger neurechten Bloggerblase, wird auch eine zutiefst janusköpfige Szene portraitiert, in der der homophobe, xenophobe Katholik eifrig Datingprofile (Passwort „666“) pflegt, um nachts im Park mit möglichst vielen Arabern gleichzeitig zu kopulieren.

Der schlaue Fuchs muss sehr nah am braunen Hühnerstall dran gewesen sein.

*Tammox schreibt täglich zum Politik- und Zeitgeschehen auf Tammoxsche Gedanken. Dort ist auch eine ausführlichere Besprechung veröffentlicht. Ob Nelly von Schöneberg wirklich Dominik Berger ermordet, erfahrt ihr aber nur, wenn ihr das Buch lest. 

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