STAR WARS • THE NEXT GENERATION

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Foto: David James. © 2015 Lucasfilm Ltd. & TM. All Right Reserved.

„Blasphemie!“ werden jetzt einige rufen. Denn die Fans von Star Wars und Star Trek sind sich ja bekanntlich noch nie wirklich grün gewesen. Aber das muss sich ändern. Denn eine neue Generation wächst heran. Und am besten verkörpert diesen Generationswechsel Regisseur und Drehbuchautor J. J. Abrams, der eben auch schon der Star-Trek-Franchise mit bisher zwei Filmen (2016 folgt der nächste) höchst erfolgreich neues Leben einhauchte.

Dass er sich dieser enormen Herausforderung auch bei Star Wars stellte zeugt davon, dass der Mann zweifelsohne enorme  – mit Verlaub – Eier in der Hose hat. So genial die ersten drei Filme der Saga (1977 – 1983) waren, so schwer ist es, die Scharte die die Prequel-Trilogie (1999 – 2005) in all ihrer Mittelmäßigkeit in den Star-Wars-Kult schlug, wieder auszuwetzen. Horden von teils unglaublich engagierten Fans erwarten von J. J. Abrams also eigentlich nicht weniger als ein Wunder. Sogar Abrams selbst sah sich kürzlich genötigt vor einer zu großen Erwartungshaltung zu warnen. Und das obwohl man davon ausgehen kann, dass das Budget des Films bei der Planung in diesem Fall wohl eher eine untergeordnete Rolle spielte (man erwartet bereits jetzt ein Einspielergebnis von über einer Milliarde US-Dollar).

Foto: David James. © 2015 Lucasfilm Ltd. & TM. All Right Reserved.

Wie gesagt, eine neue Generation wächst heran. Von Fans, die schon Fans sind, obwohl sie teilweise noch keinen der Star Wars Filme im Kino sehen konnten (der letzte ist schließlich schon zehn Jahre her) und ihr Fan-Sein aus Fernsehablegern (The Clone Wars), Videospielen und Lego bezieht. Aber auch eine neue Generation von Schauspielern, die gekommen sind um die alte Garde der originalen Helden abzulösen. Und nicht zuletzt findet dieser Generationswechsel auch im Film-Universum statt. Denn die Handlung von „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ spielt ca. 30 Jahre nach dem Ende von „Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter“. Und das ist selbst in einer weit entfernten Galaxie eine recht lange Zeit.

BOSHEIT ERSTER ORDNUNG

Und jetzt kommen wir zur Handlung des neuen Films: Die Jedi-Ritter sind inzwischen auch weitgehend in Vergessenheit geraten und irgendwo im Limbus zwischen Geschichte und Geschichten zu verorten. Niemand weiß mehr so genau was an den Erzählungen über die Jedis wahr ist und was nicht. Das ist ganz im Sinne der Ersten Ordnung, einer neuen Organisation, die nahtlos dort anknüpft, wo einst zunächst die Sith und dann das bösartige Imperium ihre Macht ausübten. Nichts Geringeres als die Weltherrschaft und die Zerstörung der Republik wird einmal mehr angestrebt und selbstverständlich liegt es an den heldenhaften Rebellen des Widerstands, dies möglichst zu verhindern. Aber das wird schwieriger denn je, denn zum einen ist die Erste Ordnung militärisch recht gut ausgestattet (Todesstern war gestern!) und zum anderen ist dem Widerstand etwas abhanden gekommen, das für das weitere Vorgehen mehr oder weniger unverzichtbar ist. Und nur ein kleiner kugeliger Droide weiß, wo man danach suchen soll ... Mehr wird hier keinesfalls verraten, denn wer sich auch nur im Entferntesten für Star Wars interessiert, wird sich diesen Film sowieso ansehen und möchte vorweg dann auch möglichst wenig wissen über das, was darin passiert. Und wen es nicht interessiert, der hat bis hierher wohl sowieso nicht gelesen.

Foto: Film Frame. © 2015 Lucasfilm Ltd. & TM. All Right Reserved.

DIE 1-MILLIARDE-DOLLAR-FRAGE

Und deswegen werden hier jetzt auch nur noch diese Fragen beantwortet: Hat J. J. Abrams es geschafft? Hat er das Wunder vollbracht, das Star Wars Universum wiederzubeleben, es wieder frisch aussehen zu lassen? Gibt es eine packende und halbwegs plausible Story? Gibt es ein angemessenes Wiedersehen mit den Helden der alten Garde? Schafft es die nächste Generation von Helden und Bösewichten uns wieder genauso in die Kinosessel zu fesseln wie es die originale Filmtrilogie geschafft hat? Bringt uns der neue Film wieder zum Lachen, zum Weinen, zum Mitfiebern? Jagt er uns Gänsehaut über den Rücken? Und nicht zuletzt: Werden ihn auch die eingefleischten Fans lieben und wird es wieder endlosen Stoff für Spekulationen geben, die unzählige Internetforen füllen werden? Kurz: ist  „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ alles wovon wir geträumt haben? Die Antwort: Ja. Verdammt nochmal, ja.

In anderen Händen hätte dieser Film die Franchise auch gegen die Wand fahren können. Die Wand übte in diesem Falle sogar eine starke magnetische Anziehungskraft aus. Aber J. J. Abrams hat es tatsächlich auf die Reihe bekommen und die Wand in Lichtgeschwindigkeit passiert. Dafür gönnen wir ihm all die Millionen, die er hiermit bestimmt verdienen wird. Dafür, dass Star Wars wieder Kinderaugen zum Leuchten bringt und auch längst erwachsene Fanherzen höher schlagen lässt. Ganz ohne peinliche Auswüchse wie einen Jar Jar Binks, dafür mit jungen, extrem talentierten Nachwuchsschauspielern (allen voran Daisy Ridley, aber auch Adam Driver, und John Boyega) sowie gereiften Charakterdarstellern (besonders Carrie Fisher bringt als Leia eine fantastische Leistung). Nicht ohne Gimmicks, aber mit GUTEN Gimmicks. Natürlich mit viel Weltraumoper-Pathos aber auch mit einer gehörigen Prise Selbstironie und Humor. Mit Raumschiffen, Droiden, Lichtschwertern und einem Wookiee. Und mit ganz viel Merchandise. So wie sich das gehört.  

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