#KUNST: Interview mit Wolfgang Müller

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Foto: J. Rickers

Foto: M. Rädel

Künstler, Kurator, Punker – ein Kreativer, der, nachdem er seine Heimatstadt Wolfsburg verlassen hatte (nicht ohne zuvor dort für queeres Leben und Projekte zu sorgen), international in der Kunstwelt punktete.

Als wir mit Wolfgang Müller telefonierten, war er gerade dabei, einen Teil seiner Kunst, seines Archivs nach Bremen zu bringen. Warum? Weil er dort eine „wunderbare“ Galerie hat, die ihn vertritt. Und dort kann er im Schauraum der Galerie K seine Kunst einlagern.

„Ohne dass es Geld kostet, diese Galerie ist ja nicht DHL“, verrät er lächelnd. Es steht aber kein Umzug nach Bremen an. Wolfgang Müller, der 1979 nach Berlin kam, bleibt der deutschen Hauptstadt treu. Zudem vertritt ihn noch eine ebenfalls „wunderbare“ Galerie in Hamburg, auch dort ist seine Kunst zu finden. Erschafft er also so viel, dass er es überall verteilen muss? Nein. „Ich halte nichts davon, möglichst viel zu produzieren, bei vielen Künstlern denke ich mir, dass ja nur wenig wirklich gut ist, das von ihnen in Umlauf ist. Ich habe mich schon seit letztem Jahr mehr darauf konzentriert, mein Werk zu katalogisieren und zu archivieren. Was nicht heißt, dass ich jetzt nichts Neues mehr mache!“

Die Zeit der Corona-Pandemie hat für ihn, bei aller Tragik, auch ihre guten Seiten: „Ich habe das Glück, dass ich keine Gelder beantragen muss und auch so über die Runden komme“, so der legendäre Künstler und Schwulenaktivist, der auch schon bei der weltweit bedeutendsten Reihe von Ausstellungen für zeitgenössische Kunst, der documenta, dabei war. Seine Projekt Die Tödliche Doris war bei der achten Ausgabe dabei – und eine der ersten und einzigen Punk-Avantgarde-Features der documenta, die auch im offiziellen Katalog dazu auftauchen.

„Die erste Anfrage der documenta hatte ich noch abgelehnt“, verrät Wolfgang kichernd. „Die wollten, dass ich alles selber zahle. Fünf Jahre später, bei der documenta 8, 1987, waren sie dann bereit, mir meine Kosten und etwas mehr zu bezahlen“ – Kunst verdient auch, ihre Wertschätzung auch durch Geld zu bekommen. Zum Thema Geld gibt er kritisch zu bedenken: „Bei manchen meiner Kunstkollegen verstehe ich nicht ganz, warum sie jetzt diese 9.000 Euro Corona-Staatshilfen beantragt haben, obwohl sie reich sind ... Sie nehmen das Geld ja ärmeren Künstlern weg. Mir war und ist mein Ruf immer wichtig gewesen, wer das Geld beantragt, sollte es auch wirklich brauchen. Ich tu es nicht ...“, so der punkige Freigeist, der auch immer wieder auf Island lebt.

wolfgangmuellerrr.de

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