Unser Interview mit Marcus Günther

by

Bild: Marcus Günther „Wake up“

Foto: Selfie

Der 1967 in Solingen Geborene machte seine Ausbildung zum Theatermaler an seiner späteren Wirkungsstätte, dem Düsseldorfer Schauspielhaus. Seit 2000 lebt und arbeitet er als freier Künstler in Düsseldorf und gründete dort 2009 das Kunst-und Hilfsprojekt Sinnkoerper. Für uns fand er etwas Zeit, daher erfährst du hier mehr über ihn.

DEINE KUNST IST ...


In meinen Arbeiten verfolge ich den scheinbar utopischen Gedanken an eine bessere Welt. Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist die Sehnsucht, welche uns heimsucht, weil wir uns selbst das Vertrauen entzogen haben, als Subjekte einer Vervollkommnung dieser Welt zu gelten. Der fantastische Glaube an eine gerechte Welt durch das Einschreiten einer höheren Macht gibt uns die Hoffnung, welche wir scheinbar brauchen. Ich mache mich auf die Suche nach dem Verstand, dem Sinn der Existenz, der offensichtlich in unserer Zeit verloren gegangen ist. Meine Arbeiten beschreiben den Beginn eines Irrwegs einer durch Vorurteile gezeichneten Gesellschaft. Die einzelnen Werke stehen für das, was uns durch das Huldigen an einen multimedialen Glauben verborgen bleibt.

Bild: Marcus Günther

Ich bin allerdings, über die Jahre betrachtet, in meinen Werken stilistisch nicht festgelegt. Den gemeinsamen Konsens bildet aber immer meine Auseinandersetzung mit dem Menschen in seiner Umwelt.



WAS IST DIR WICHTIG BEI EINEM BILD?

Ein Bild sollte mich unbedingt fesseln, das heißt, es muss mir etwas mitteilen. Dabei kommt es mir nicht zwingend darauf an, ob in der Botschaft des Bildes ein tieferer Sinn verborgen liegt. 



WIE BEGINNST DU? ERST SKIZZEN UND ENTWÜRFE ODER MALST DU GLEICH DRAUFLOS?

Bild: Marcus Günther „Absorbation“

Einem Bild auf der Leinwand geht bei mir zunächst immer ein Bild im Kopf voraus. Das kann manchmal sehr lange dauern, bis es sich dann in der Form eines Bildes manifestiert. Wenn es dann so weit ist, fertige ich eine grobe kleine Skizze an. Danach bediene ich mich meiner umfangreichen Sammlung an selbst geschossenen Fotos oder auch Bilder aus Magazinen und Zeitungen. Mit Hilfe dieser Fotos zeichne ich dann das Bild auf die Leinwand, was aber nur als grobes Gerüst für die Malerei dient. Seit circa zehn Jahren arbeite ich an großen und kleineren Werkreihen und male immer an mehreren Bildern gleichzeitig, was die Vollendung des einzelnen Bildes schonmal in die Länge ziehen kann.


INSPIRIEREN DICH GESCHEHNISSE ODER PERSÖNLICHKEITEN?


Ja unbedingt, da sich der Ursprung meiner Arbeiten in meinen audiovisuellen Erfahrungen, zum Beispiel Filmen, Fotos, Berichten, Worten, Musik und Träumen, finden lässt. Aus der Selektion und Kombination ebendieser Wahrnehmungen entstehen meine Bilder. Vorhanden sind Tragödie, Komödie, Zustimmung und Revolte, scheinbar Banales und Ausgefallenes. Meine Momentaufnahmen sind immer auch Zeugnisse vom eigenen, inneren Steinbruch, auf dem sich Körper, Linien und Flächen imaginärer Traumwelten abbilden. Ich vermische Traum und Wirklichkeit, scheinbare Widersprüche füge ich zusammen. Jedes noch so unscheinbare Detail wird zur Zünd- oder Nabelschnur. Die unfassbare Vielfalt von Eindrücken lässt hierbei immer wieder Neues erwachsen, und weil das Ganze nicht darstellbar ist, bleibt noch viel zu sagen ...


Bild: Marcus Günther „Das Signal“

WIE WICHTIG SIND DIR EINZELAUSSTELLUNGEN?

Einzelausstellungen sind für mich wichtig, weil so der Besucher einen guten Einblick in mein Werk finden kann. Vom 15. Juni bis zum 26. Juli 2013 werden einige meiner Arbeiten im Kunstverein für den Rhein-Sieg-Kreis e. V. in Siegburg unter dem Titel VORWÄRTZ zu sehen und zu kaufen sein.



WAS IST SCHÖN AN GRUPPENAUSSTELLUNGEN?

Gruppenausstellungen geht ja immer ein Thema voraus, und das Spannende daran ist zu sehen, wie anders jeder einzelne Künstler mit dem Thema umgeht.



SINNKOERPER – WAS IST DER GEDANKE HINTER DEINEM PROJEKT?

In diesem Projekt geht es um Teilung. Die Idee ist, über mehrere Kunst- und Hilfsprojekte eine Plattform für Kommunikation und Integration zu schaffen, um den Traum von einer gerechteren Welt zu verwirklichen. Das Internet dient hier als Mittel, gezielt Sponsoren, Künstler und Künstlerinnen sowie Interessenten anzusprechen, die sich durch ihr Engagement für die Realisierung der einzelnen Kunst- und Hilfsprojekte einsetzen. Alle erzielten Einnahmen werden geteilt. Die eine Hälfte geht an ein Kunstprojekt, die andere Hälfte geht an ein ausgesuchtes Hilfsprojekt. Hier soll das Wirkungsfeld der Kunst wieder auf alle menschlichen Tätigkeitsbereiche wie Gesellschaft, Kultur, Politik und Ökologie ausgedehnt werden und durch das Zusammenfließen und -wirken verschiedener Gattungen (bildende Kunst, Musik, Architektur, Theater, Literatur, Wissenschaft und Design) ein Gesamtkunstwerk entstehen. Somit ergibt sich eine einzigartige Symbiose zwischen den Teilnehmern  ob Künstler und Künstlerinnen, Sponsoren, Hilfebedürftige und die interessierte Öffentlichkeit.
Aktuell werden in einem Hilfe zur Selbsthilfe-Projekt der Hilfsorganisation Hand in Hand e. V. Wiesbaden, Aids-Waisenkinder in Swasiland unterstützt.


FÜHLST DU DICH ALS KÜNSTLER MANCHMAL MISSVERSTANDEN?

Das kommt manchmal vor, ist aber nicht schlimm, weil ich ja nicht everybodys darling bin.


WAS WILLST DU 2013 NOCH ERREICHEN?

Dass ich mit meinen Arbeiten ein noch größeres Publikum erreichen kann.

*Interview: Michael Rädel

 MARCUSGUENTHER-ART.COM


Back to topbutton