Romain Bergers Traumwelten

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Foto: Romain Berger „Le marin“, 2019, www.romainberger-photography.com

Pralle Sexualität, Kitsch, Kunst, queere Ästhetik und Pomp. Manche der Kunstwerke von Romain Berger erinnern an barocke Theaterkulissen, an Szenen von John-Waters-Filmen, die Werke von David LaChapelle, James Bidgood, Bob Mizer, Pierre et Gilles oder auch an Clips von Army of Lovers. Wir chatteten mit dem Franzosen, der die Welt ein bisschen queerer macht.

Hat deine Kunst eine Botschaft?

Als offen queerer Künstler versuche ich auf meine Art den Geist zu erweitern, indem ich Männer zeige und sie sexualisiere. Ich greife gerne die Stereotypen der schwulen Kultur auf, die ich aber umlenke, um diese Welt ins Licht zu rücken, das, was besser als auch das, was schlechter ist (Einsamkeit, Oberflächlichkeit, Überkonsum, Gewalt, Sucht, Sex, Politik ...) zu zeigen. Meine Charaktere sind marginalisiert, ausgeschlossen oder diskriminiert (Schwule, Frauen, Transgender, Dragqueens ...). Sie werden innerhalb eines Klischees zu Helden/Kämpfern. Sinnlichkeit ist in jedem meiner Bilder vorhanden, ich erschaffe gerne Fantasiewelten, richte meinen Finger auf das, was stört, und vor allem möchte ich Menschen zum Träumen bringen. Für mich ist es wichtig, die Magie in meinen Produktionen zu behalten, Homosexualität zu trivialisieren und meine Identität zu behaupten, während ich starke Botschaften transportiere – ohne in Pathos oder Melodramatik mit stumpfen Farben zu verfallen.

Foto: Selbstporträt

Wie erotisch darf Kunst denn sein?

Durch mein Filmstudium wurde mir klar, dass Sex in der Kunst von Interesse sein sollte – wenn es die Geschichte rechtfertigt oder wenn es künstlerisch schön ist. Akte ohne Kontext können schnell vulgär wirken. Ich sehe immer mehr Fotos in sozialen Netzwerken, in denen Männer völlig nackt fotografiert werden, manchmal in pornografischen Positionen, aber ohne eine Idee dahinter. Es funktioniert und es ist sehr erfolgreich, weil Menschen sich für Sex interessieren, doch an diesem Punkt gibt es für mich einen Unterschied zwischen Kunst und Fotografie. Ich bin total begeistert vom Sex in der Kunst und ich liebe es, damit zu spielen. Es ist ein sanftes Aphrodisiakum für den Betrachter: Sich vorzustellen, was sich in einer Unterwäsche befindet, ist immer aufregender, als zu zeigen, was sich darin befindet.

Welche Künstler würdest du als deine Einflüsse bezeichnen?

Ich bin ein sehr großer Fan von David LaChapelle. Ich habe diesen Künstler als Teenager entdeckt und in Interviews wurde meine Arbeit oft mit seiner verglichen, was eine echte Ehre ist. Ich habe sein Talent allerdings nicht. Ich mag auch Regisseur Gregg Araki sehr, seine Filme sind sehr aufregend, sie wirken auf unsere Sinne und die Farben sind hervorragend. Vor Kurzem habe ich mir die Zeit genommen, Robert Mapplethorpe ein bisschen mehr zu entdecken, und ehrlich gesagt liebe ich ihn. Ich bereite auch ein Foto zu Ehren seiner Arbeit vor, natürlich mit vielen Farben.

*Interview: Michael Rädel

www.romainberger-photography.com


Foto: Romain Berger, „Epilogue“, 2019, www.romainberger-photography.com

Foto: Romain Berger, „Dionysos“, 2020, www.romainberger-photography.com

Foto: Romain Berger „Master Chef“, 2020, www.romainberger-photography.com

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