✕
☰

Interview 🎤 LEA: „Diese Welt ist wichtig für mich“

by

Es begann mit einem YouTube-Hit, dann folgte ihr Debüt „Vakuum“, letztes Jahr ein Remix mit Gestört aber GeiL – und schon gehört LEA zum festen Kern der erfolgreichen Musiker des Landes. Mittlerweile jammt sie mit Max Giesinger, musiziert mit Wincent Weiss und schreibt zusammen mit Mark Forster. Zeit für Album Nummer zwei: „Zwischen meinen Zeilen“. LEA über Instagram und Verantwortung.

Foto: Jens Koch

Bei deinem Beruf gehört es dazu, dass dich Menschen bewerten – deine Musik und dich selbst auf der Bühne.

Ich habe es mir gar nicht bewusst ausgesucht. Ich habe Lieder geschrieben, ohne darüber nachzudenken, ob ich damit in den Charts landen werde. Es waren viele kleine Momente, die dahin führten. Zufälle. Und nun gehören solche Seiten dazu. Viele Menschen wissen nicht, wie viel Bewertung man sich ständig aussetzt, auch wenn man nur Kommentare auf Instagram liest.

Wobei du dort nicht viel von deinem Privatleben preisgibst.

Ich hatte mal eine Phase, als ich die ganze Welt nur durch Instagramfilter gesehen habe, als ich aufwachte und mich fragte, was ist interessant für eine Story? Nach zwei Tagen ist mir aufgefallen, dass ich gar nicht wusste, was ich eigentlich getan habe, weil es nur darum ging, was ich als Nächstes posten könnte. So konnte es nicht weitergehen. Diese Welt ist wichtig für mich – aber man muss darauf achten, dass man sich nicht aus den Augen verliert.

Es gibt auf Insta ein Foto von einem Konzert in Dresden, wo du ein „Refugees Welcome“-Shirt trägst …

Foto: Jens Koch

Ich denke, dass ich mich – in der Welt, in der wir jetzt leben und mit der Reichweite, die ich nun habe – mit der Verantwortung, die ich dadurch habe, beschäftigen muss. Das ist eine ganz neue Rolle, wenn ich für 10.000 Leute auf einem Stadtfest in Dresden den Headliner-Slot um 22 Uhr spiele. Es war für mich klar, dass ich ein Statement geben möchte. Ich habe zu einem Song etwas vorbereitet – und als ich das gesagt habe, kamen nicht nur gute Reaktionen. Das war krass …

Es gab negatives Feedback?

Auf jeden Fall. Es waren nur vereinzelte Leute, aber man hörte sie.

Es ist eine alte Frage, ob man als Künstler, der sich nur selbst ausdrücken will, automatisch eine Verantwortung hat – oder nicht.

Ich bin hin- und hergerissen: Musik verbindet Menschen, egal welcher Einstellung, Hautfarbe, sexueller Orientierung oder Religion, aber man fragt sich auch, wer zu den Konzerten kommt. Bei diesem Fest war es klar, dass da auch Menschen sein werden, die nicht meine Vorstellungen teilen. Auf meinen Shows ähneln mir die Menschen. Ich versuche einfach noch herauszufinden, was meine Aufgabe ist.

Du meintest beim ersten Album noch, dass du allein sein willst beim Schreiben – doch gibt es viele Duette, wie mit Mark Forster.

Ich war vorher in meiner kleinen Welt unterwegs und kannte niemanden, der auch Songs schreibt. Jetzt habe ich so viele Leute kennengelernt, mit denen ich Lust hatte, etwas zu schreiben – die Hälfte der Lieder sind mit ihnen entstanden. Manchmal hat es auch nicht funktioniert und man hat einfach zusammen Kaffee getrunken und gelacht.

Back to topbutton