Revolverheld: Das schöne Leben

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Für Revolverheld geht es gerade mal wieder drunter und drüber: Die Jungs haben ein neues Album fertig, die kommende Tour wird lang und umfangreich – und vorher geht es erst einmal nach Südafrika für die Aufzeichnung der neusten Staffel von „Sing meinen Song“.

Foto: Benedikt Schnermann

Ausgerechnet jetzt, wo Teile des Landes kurz davorstehen, kein Wasser mehr zu haben. „Dann gehen wir vielleicht vier Wochen lang nicht duschen, ist auch mal spannend“, scherzt Frontmann Johannes Strate. Klar, man kann alles als Abenteuer sehen, wenn man nur möchte – gerade wenn die wilden Zeiten eigentlich hinter einem liegen. Man höre nur die neue Single „Immer noch fühlen“ und schon wird klar: Auch Kris, Nils, Jakob und Johannes werden älter und blicken dezent zurück. „Der Song resümiert, wie es denn bis hierhin war. Und wir kommen zu dem Schluss, dass wir ein sehr schönes Leben haben. Wir gehen sehr demutsvoll damit um, doch gleichzeitig wollen wir das auch feiern.“

Was sie im gewissen Sinn ja bereits mit ihrem MTV Unplugged gemacht haben – es war das große Zelebrieren der eigenen Karriere. Kein Wunder, dass sie nach einem solchen Höhepunkt zunächst dachten, sie würden eine Pause einlegen. „Wir wollten etwas Luft reinlassen und entspannen. Aber schon nach einem Monat haben wir gemerkt, dass wir wieder Lust haben, neue Musik zu machen. Musiker zu sein ist eben kein Job wie der eines Bankangestellten, der sich auf sein Sabbatical freut, den Stift fallen lässt und für ein Jahr verschwindet. Wir würden auch Musik machen, wenn es nicht unser Beruf geworden wäre.“ Dabei üben sie ihre Profession ja nun auch schon seit 15 Jahren aus – wird es da nicht immer schwieriger, Neues zu erschaffen? Vor allem, wenn man viele alteingesessene Fans hat, denen es ja im Allgemeinen so geht, dass sie immer lieber die frühen Hits wollen, als was immer die Band jetzt schon wieder präsentiert? Man wird doch selbst irgendwann seine ärgste Konkurrenz, ob man will oder nicht. „Du meinst: Wen interessieren schon die neuen Alben von Depeche Mode?“, lacht Johannes. Aber dann wiegelt er ab: „Bei uns ist es so, dass die Menschen Revolverheld zu verschiedenen Zeiten entdeckt haben und auch wegen verschiedenen Alben oder Liedern auf unsere Konzerte kommen.“

Nur logisch, dass ihr Publikum deshalb mittlerweile mehrere Generationen umfasst, die dann auch gerne mal die größten Hallen des Landes füllen. Und zu solchen Locations passen die Lieder des neuen Albums „Zimmer mit Blick“ übrigens ganz hervorragend, denn noch hymnischer und größer als hier kann man kaum produzieren: Lieder mit ganz großer Geste, wofür sich die Jungs sehr bewusst entschieden haben, um die Unplugged-Phase radikal zu beenden. Sie hatten genug davon, akustisch zu spielen, diese Art der Reduzierung war für sie durch und gegessen. „Deshalb klingen die neuen Lieder auch durchaus so stadionesk“, gibt Johannes gerne zu. Wenn Revolverheld ihren Südafrikatrip also überstanden haben, werden sie – frisch gewaschen – ihre bisher größten Shows servieren. Ein schönes Leben haben sie, wahrhaftig.

Revolverheld: „Zimmer mit Blick“, VÖ am 13. April

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