Sylvio Bs „Walk4me“ – Pariser DJ mit Ballroom-Hymne

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Foto: M. Rädel

Sein am 20. Juni erscheinender Track „Walk4me“ sei „eine Hommage an die New Yorker Ballroom-Szene mit einem modernen Touch“, so der DJ und Producer aus Frankreich, der im Juli unter anderem in Berlin im SchwuZ, KaterBlau und bei Chantal im Suicide Club auflegen wird. Für uns hatte Sylvio B etwas Zeit. 

Stichwort Ballroom Culture. Als schwarzer und queerer Mensch habe ich eine sehr persönliche Beziehung zur Ballroom Culture. Ich erinnere mich, dass ich als Teenager immer und immer wieder „Paris Is Burning“ ** gesehen habe. Es war das erste Mal, dass ich Menschen sah, mit denen ich mich wirklich identifizieren konnte. Später im Leben ging ich am Wochenende oft zu Pariser Partys (natürlich, ohne es meinen Eltern zu sagen). Auch wenn ich selbst kein Tänzer bin, ist der Ballroom einer der wenigen Orte auf der Welt, an denen ich mich zugehörig fühle.

Verrate mir die Inspiration zu „Walk4me“. Für diesen Track habe ich mich von der New Yorker Voguing-Kultur und ihren Ikonen (Pepper LaBeija, Dorian Corey, Willi Ninja …) inspirieren lassen. Ich wollte ihm eine würdige Hommage mit einem modernen Touch geben. Am wichtigsten war mir, dass der Track für die Tanzflächen zugänglich ist. Ich wollte, dass es auch bei Leuten Anklang findet, die keine Ahnung vom Voguing haben. Also habe ich ihm ein wenig Techno-Finish verpasst. Et voilà!

Wie lief die Produktion ab? Ich habe mit dem Schlagzeug angefangen, dann habe ich für die Synthesizer alte Tracks aus den 1990ern gesampelt. Danach überlegte ich, dass ich ein wenig Gesang hinzufügen könnte, und fand diesen zwielichtigen Text von The Ride Committee, der perfekt zum Ballroom-Contest-Flair des Tracks passt. Ich habe das Lied selbst in meinem Schlafzimmerstudio in Paris produziert und gemischt – ich arbeite übrigens mit Ableton.

*Interview: Michael Rädel

Info: Was ist denn „Ballroom Culture“? So tanzen, wie die Models in den unerreichbaren Modemagazinen posieren. In den 1980ern entstand in den queeren Klubs New Yorks das, was Madonna kurze Zeit später in „Vogue“ weltbekannt machte. Lineare und rechtwinklige Arm- und Beinbewegungen, elegant kombiniert mit Divenposen, Catwalk-Schreiten und Model-Fuchteln zum House-Beat: Voguing. Strike a pose! 

soundcloud.com/sylvio-bsylviob.bandcamp.com/track/walk4me

** „Paris Is Burning“ ist ein legendärer und wichtiger queerer Film von 1990 aus den USA über die Ballroom-Szene 

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