Heimat, Natur und Korea – Felix Räuber im Gespräch

by

Foto: www.felixraeuber.com

Der in Dresden und Berlin lebende Sänger ist seit seiner Band Polarkreis 18 erfolgreich im Geschäft, wir sprachen mit ihm über Sachsen, Corona und auch neue Musik.

Gerade hast du neue Musik veröffentlicht.

Ja, „Autsider“, meine neue Platte. Sie ist der Abschluss meiner Solo-EP-Triologie „Wall“, „Me“ und „Autsider“, auf denen ich gesellschaftspolitische Themen mit Cinematic Pop verarbeite.

Foto: M. Krippendorf

Du thematisierst auch deine Wurzeln in der DDR.

Als die Wende kam, war ich sechs Jahre alt und meine Eltern mussten sich beruflich neu- und umorientieren und hatten wenig Zeit für mich. Etwa zur selben Zeit erwachte meine Liebe zur Musik. Es war eine Flucht aus der Einsamkeit, eine Kompensation. Das A am Anfang von „Autsider“ steht für Autismus, weil ich mich, wenn ich Musik mache, in meinen eigenen autistischen Raum zurückziehe.

Wie stehst du zum Thema Ostalgie?

Ich komme aus Sachsen und habe dort – obwohl ich seit etwa zehn Jahren in Berlin lebe – auch immer noch einen Wohnsitz, Familie und Freunde. Dort hat sich ganz, ganz viel verändert. Ich habe viele Menschen kennengelernt, die sich zu dieser abgehängten Gesellschaft zählen. Da habe ich dann versucht herauszufinden, woran das liegt. Bei „Empty Space“ zum Beispiel geht es um Alkoholsucht, bei „Scared to Be Human“ um meine Erfahrungen mit Nazis in den 90er-Jahren.

Foto: Siegfried Michael Wagner

Du hast noch ein anderes Projekt in der Mache: „Heimat“.

Bald beginnt unser allererster Dreh zu „Wie klingt Heimat?“. Die Idee kam uns, nachdem wir von einem Aufenthalt in Nordkorea zurückkamen, dort läuft extrem viel Propagandamusik. Und wir fragten uns, wie eigentlich unsere Heimat klingt. Es ist ein interdisziplinäres Projekt, eine Dokumentarfilm-Serie in zehn Episoden. Am Ende einer Folge entsteht immer ein Lied von mir über die vorgestellten Menschen, alle haben etwas mit Musik zu tun und gehören zu einer bestimmten Kultur … zum Beispiel Sorben, Vietnamesen, Vertriebene, aber auch Regionen wie die Natur der Zittauer Gebirge.

Wie hat Corona dein Berufsleben verändert?

Ich meine das nicht gehässig, aber für mich persönlich hat die Pandemie viel Gutes bewirkt. Ich hatte zum ersten Mal die Möglichkeit durchzuatmen. Die Zeit ist für mich eine gute Chance, innezuhalten und mir zu überlegen, was ich eigentlich will im Leben. Ich versuche, das Leben als Fluss anzusehen, so funktioniert das Künstlerleben auch. Wichtig ist, dass man die Zeichen, die man gezeigt bekommt, auch sieht. Ich denke, dass wir in besserer Balance mit der Umwelt leben müssen, dann wird solches weniger passieren.

*Interview: Michael Rädel

www.felixraeuber.com


Back to topbutton