Rosa von Praunheim im Interview

by

Foto: Praunheim Memories / R. Schittko

Gerade erst ist Filmemacher-Schrägstrich-Szenelegende Rosa von Praunheim 75 Jahre alt geworden. Grund genug für die Premiere eines autobiografischen Musicals. Grund genug auch, ein paar Fragen zu stellen.

In deinem neuen Film „Überleben in Neukölln“ singt Dragqueen Juwelia: „Früher war Bratwurst und heute ist Champagner …“ Wie nimmst du die Veränderungen in Berlin wahr?

Das Leben ist ständige Veränderung. Damit müssen wir zurechtkommen. Ich war lange Zeit in New York und habe dort in den 70er-, 80er-Jahren viel gedreht, und das hat sich total verändert. Künstler machen einen Bezirk interessant, dann wird er kommerziell und die Künstler müssen woanders hinziehen. Ich finde es auch traurig, dass Berlin sich immer mehr in Richtung Paris, London, Kopenhagen und anderer Großstädte entwickelt, aber das ist nun einmal der Lauf der Welt.

Du selbst lebst in Wilmersdorf. Was gibt es für Highlights in deiner Hood?

Man braucht ja nicht immer Highlights. Ich bin nun auch nicht mehr der Jüngste. Ich schätze die kleinen Dinge hier, ob das mein Zeitungshändler oder meine Apothekerin ist. Wenn du richtig hinguckst und interessiert bist, dann ist selbst das Haus, in dem man wohnt, unheimlich aufregend.

Foto: M. Rädel

Mir fällt gerade auf, dass ich es total versäumt hab, dir nachträglich zu gratulieren. Alles Gute!

Danke schön.

Ab Januar gibt es dein Stück „Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht“ am Deutschen Theater zu sehen. Wieso hat Rosa von Praunheim keine Oma?

Ich bin ja im Gefängnis geboren worden. Das habe ich erst vor 17 Jahren herausgefunden, und meine leibliche Mutter habe ich nie kennengelernt. Insofern hatte ich eben auch keine Oma.

Hast du die Musical-Nummern in dem Stück („Kleiner Penis“, „Analverkehr“ oder „Sex After Death“) selbst geschrieben?

Ich habe die Gedichte geschrieben, die Lieder und die Musik sind von Heiner Bommer, der auch einer der Darsteller ist.

Weil du gerade von Gedichten sprichst: Ich habe neulich gelesen, dass du jeden Morgen nach dem Aufstehen ein Gedicht verfasst. Worum ging es in deinem heutigen?

Heute hab ich geschrieben: „Dies ist ein Tag der Freude, des großen Jubels und der Traurigkeit. Bald sind wir alle Gras und du mein Liebster, eine Blume, klein und lieblich, ganz versteckt in einer Höhle.“

*Interview: Dennis Stephan

Rosa von Praunheim: „Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht“, www.deutschestheater.de

Back to topbutton