Rosa von Praunheim wird 75

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Am 25. November 2017 feiert Deutschlands wohl berühmtester schwuler Künstler seinen 75. Geburtstag. Sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratuliert.

Foto: Bundesregierung/Steffen Kugler

So gratuliert der Bundespräsident:

„Meine Glückwünsche gelten einem Ausnahmekünstler, dem es mit seinem umfangreichen filmischen Werk gelang, in die gesellschaftliche Wirklichkeit einzugreifen und sie zu verändern. Ihre Filme tragen eine ganz unverwechselbare Handschrift und haben uns Zuschauer immer wieder fasziniert. Ihr Einsatz gegen Aids, gegen die Diskriminierung von Homosexuellen und Ihr Kampf gegen rechtsradikale Tendenzen – bei alldem spürt man: Leben und filmisches Werk bilden bei Ihnen eine Einheit. Sie eröffnen uns den Blick auf vielfältige Lebenswirklichkeiten und sensibilisieren auf diese Weise unser moralisches und ethisches Bewusstsein ebenso wie die Bereitschaft zum Nachdenken und zum Engagement. Als Dozent und Mentor entdecken und fördern Sie junge Filmtalente und unterstützen sie auf dem Weg zur eigenen künstlerischen Karriere."


Überleben in Neukölln 

Juwelia Soraya betreibt eine kleine queere Galerie in der Berliner Sanderstraße. Die mutige Sängerin, die queere Punk-Diva (kleines Bild rechts unten) ist auch mit Thema des neuen Kinofilms von Rosa von Praunheim. Der Film startete am 23. November.

Gut zu wissen: Genau an Rosas 75. Geburtstag eröffnet in der Galerie Raab in Berlin eine Ausstellung mit seinen aktuellen Bildern, für Januar 2018 ist am Deutschen Theater die Uraufführung seines Theaterstücks geplant – und im Frühling widmet die Akademie der Künste in Berlin der Zusammenarbeit von Rosa von Praunheim, Elfi Mikesch und Werner Schroeter eine Ausstellung namens „Abfallprodukte der Liebe“.


Ein Selbstinterview: Rosa von Praunheim

Anlässlich seines 70. Geburtstags im Jahr 2012 führten wir ein Interview mit dem Künstler. Zu seinem 75. tat er dies selbst.

Sie werden 75 Jahre alt. Wie geht es Ihnen, Herr von Praunheim?

Eine Mischung aus Verwunderung, Angst und Euphorie.  

Angst?

Angst vor Krankheiten, Schmerzen, Demenz, aber neben der Angst ist auch viel Euphorie, weil ich versuche, jeden Tag zu genießen, und ständig neue Projekte im Kopf habe. Ich beginne jeden Morgen damit, ein Gedicht zu schreiben, und stelle mir vor, ich sei selbst ein Gedicht, etwas sehr Kostbares. Ja, wenn ich auf mein Leben zurückblicke, bin ich ein Glückskind.

Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?

Grundsätzlich bin ich ein Allesgläubiger. Alles kann sein, was wir uns in unserer Fantasie vorstellen können. Und ich glaube an den Sex nach dem Tode, der wird wunderbar. Vorher werde ich aber noch eine große Geburtstagsshow zu meinem 75. in einem Neuköllner Kino machen. Das darf Berlin nicht versäumen. Und ich verspreche, auch posthum Filme zu machen.

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