DAVID PEREIRA – INTERVIEW

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Foto: R. Pater

Der spanische Akrobat und Tänzer David Pereira (25) trägt Frauenkleider nur im aktuellen Varieté-Stück „Der helle Wahnsinn“ und mag die deutsche Sprache.

DAVID, IN „DER HELLE WAHNSINN“ WIRD DEIN CHARAKTER IN EIN IRRENHAUS GESPERRT, WEIL ER FRAUENKLEIDER ANZIEHT. IST DAS RICHTIG ZUSAMMENGEFASST?

Nein, das Zigeunerjungenmädchen Punka ist im „Irrenhaus“, weil seine ganze Familie erschossen wurde. Die Frauenkleider trägt Punka, weil er während des Krieges in einem Frontzirkus als Mädchen auftreten musste – weil es kaum Frauen gab. Er überlebte in seinem Kleid, deshalb will er es nicht mehr ausziehen.

WAS REIZT DICH AN PUNKA?

Die Rolle hat viele Facetten, ist traurig, aber auch mit viel Power – und am Ende mit sehr viel Lebensfreude. Man kann sehr viele verschiedene Seiten spielen, und all das in einer Person.

HAST DU SELBST EIN LIEBLINGSKLEIDUNGSSTÜCK, DAS ANDERE LEUTE VIELLEICHT EIN WENIG SELTSAM FINDEN?

Ich mag, was ich mag. Ich denke nicht, dass ich Stil erklären kann und auch verstanden werde. Ich kenn mich mit Mode nicht wirklich aus. Ich mag Selbstsicherheit, und davon nicht zu viel und nicht zu wenig. Selbstvertrauen ist das schönste Kleidungsstück, das man tragen kann.

DU BIST AUS SPANIEN, LEBST ABER SCHON EINE WEILE IN BERLIN UND SPRICHST DEUTSCH. WIE LANGE HAST DU GEBRAUCHT, UM DIE SPRACHE ZU LERNEN?

Ich habe Deutsch nicht in der Schule gelernt, sondern bei Freunden. Wenn kein Englisch gesprochen wurde, haben wir uns auf Deutsch unterhalten, und über das reine Zuhören lernt man auch schon viel. Ich mag die deutsche Sprache und wünschte, ich würde sie besser beherrschen. Tanzen und Englisch scheinen für den Moment zu reichen. Aber selbstverständlich unterstütze ich die Einstellung und bin mir der Wichtigkeit bewusst, die Sprache des Landes zu sprechen, in dem man lebt.

WO KANN MAN DICH ANTREFFEN, WENN DU NICHT GERADE VARIETÉ SPIELST? HAST DU EINEN LIEBLINGSORT?

Oft bin ich mit Freunden bei mir zu Hause, wo wir Musik hören und kreativ sind. Ansonsten gehe ich gerne essen, besonders am Nollendorfplatz. Mir gefällt die Energie dort und es gibt viele verschiedene Optionen an Restaurants. Ich gehe gerne im Park spazieren, zusammen mit Freunden und deren Hunden oder Kindern.

UND WENN DU AM NOLLI WAS TRINKEN GEHST, WAS IST DEINE ERSTE WAHL?

Das Wichtigste ist eine schöne Bar mit entspannter Atmosphäre und nicht zu schick. Ich mag es natürlich, nur auf der Bühne spiele ich eine Rolle. Und letztlich ist es eine Frage der Gesellschaft, in der man ist, und der Gespräche, die man führt. Also alles zu seiner Zeit. Ich würde nie andere an einen Ort bitten, an dem ich mich selbst nicht wohl und entspannt fühle.

•Interview: Dennis Stephan

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