Interview: SONA MACDONALD

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Als Blue Moon bezeichnet man eigentlich den zweiten Vollmond in einem Monat – der sich selten ereignet, ist klar. Blue Moon heißt aber auch das Stück am Renaissance Theater Berlin, in dem Sona MacDonald (55) noch bis Mitte Februar die Soul-Legende Billie Holiday mimt. Wir hatten MacDonald vorm großen Neujahrskrach zum Interview getroffen.

FOTO: JAN FRANKL

ERST KÜRZLICH WURDEN SIE MIT DEM NESTROY-THEATERPREIS ALS BESTE SCHAUSPIELERIN FÜR IHRE DARSTELLUNG IN BLUE MOON AUSGESTATTET. JETZT SIND SIE MIT DEM STÜCK IN BERLIN. WAS BEDEUTET ES IHNEN, IN DIE ROLLE DER BILLIE HOLIDAY ZU SCHLÜPFEN?

Alleine dass ich in der Stadt Berlin im Renaissance Theater diese Rolle spielen darf, bedeutet mir unendlich viel. In dieser Stadt habe ich debütiert, lebte und spielte ich mehrere Jahre. Es ist eine Annäherung in totaler Verehrung für diese große Lady.

VON HOLIDAY WIRD BEHAUPTET, SIE HÄTTE KEINE NOTEN GELESEN, SONDERN NUR SCHWINGUNGEN GESPÜRT? WIE IST DAS BEI IHNEN ALS TOCHTER EINES PIANISTEN UND EINER SÄNGERIN?

Nun, ich habe Klavierunterricht erhalten und konnte dadurch das Notenlesen lernen – ein Privileg. Meine Eltern üben zu hören und auch ihre Konzertabende zu besuchen, von früh an, war sehr prägend. Billie Holiday wurde ja von Bessie Smith und Louis Armstrong inspiriert. Ich habe alle Lieder rein vom Gehör gelernt. Genial.

SIE HABEN VIEL LOB FÜR IHRE DARSTELLUNG GEERNTET. EINIGE PRESSESTIMMEN KRITISIEREN ABER IHRE HAUTFARBE, IMMERHIN WAR HOLIDAY DUNKELHÄUTIG. IST DAS NICHT UNGLAUBLICH SKURRIL?

In den Wiener und österreichischen Zeitungen fand ich nirgends solche Kommentare, verstehe die Skepsis aber … Ich glaube einfach, dass wir diese Hommage eben total ernst nehmen. Außerdem machen wir darauf aufmerksam, dass Billie Holiday bei Auftritten verächtlich behandelt wurde, entweder dass ihre Hautfarbe „zu dunkel“ oder „zu hell“ sei.

SIE LEBEN IN WIEN UND BERLIN. WAS MACHT FÜR SIE DEN UNTERSCHIED ZWISCHEN BEIDEN STÄDTEN AUS?

Berlin pulsiert und bewegt mich mit dem direkten klaren Charme der Menschen, aber der Wiener Schmäh hat ja auch was für sich ... Jedenfalls mein Herz klopft für beide Städte!

7. – 12.2., Blue Moon, Renaissance Theater Berlin, Knesebeckstr. 100, Berlin,

www.renaissance-theater.de

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