Breaking Gender Stereotypes

by

Foto: Mojgan Ghanbari

Das Queerfestival Heidelberg lobt jedes Jahr einen internationalen Fotowettbewerb aus, der in diesem Jahr unter dem Thema „Breaking Gender Stereotypes“ steht. Aus allen eingereichten Arbeiten wurden 10 Siegermotive gekürt. Wir haben mit den Festival-Organisatoren Dominic Hauser und Martin Müller, die auch Teil der Jury waren, gesprochen.


Wie kam es zum diesjährigen Thema „Breaking Gender Stereotypes“?

Foto: Queerfestival Heidelberg

Das Thema wurde von uns gewählt, da wir als queere Personen und Macher eines solchen Festivals natürlich ständig die Strukturen eines binären Geschlechtersystems hinterfragen. 

Der hohe gesellschaftliche Druck der auf Trans- und non-binären Menschen lastet, war für uns Grund genug, Künstler*innen aus der ganzen Welt aufzurufen, ihre ganz eigene Auseinandersetzung mit dem Thema zu präsentieren und uns damit die Möglichkeit zu geben, das Thema visuell divers zu beleuchten.

Wieviele Arbeiten wurden für den Contest eingereicht und wo kamen sie her?

Es gab sehr viele wunderbare Arbeiten, und so konnten wir am Ende aus weit über 100 Einreichungen wählen. Es gab Einreichungen aus ganz Europa, den USA, dem Mittleren Osten, Asien und zum ersten Mal auch Projekte vom afrikanischen Kontinent.

Die Jury ist auch international besetzt – wie hat sich das Team gefunden?

Die Jury ist eine Gruppe aus queeren, kunstaffinen und kreativen Menschen. Wir hatten bei der Zusammensetzung versucht ein kompetentes und diverses Team zu bilden. Zukünftig wollen wir dies noch weiter ausweiten, um auch Blickwinkel zu haben, welche außerhalb Europas sind.

Welche Kriterien habt ihr an die Auswahl der Fotografien gestellt?

Unser Wunsch war es, viele persönliche Blickwinkel und Erfahrungen zu sammeln, aber auch eine künstlerisch ernst gemeinte Auseinandersetzung präsentieren zu können.

Festgelegte Bewertungskriterien gab es dabei bewusst keine. Vielmehr hat jede*r auf Grund der eigenen subjektiven Herangehensweise eine Auswahl getroffen. Wir haben uns dann aber im gemeinsamen Videochat ausgetauscht und einander unsere Sichtweisen, Ideen und Beweggründe dargestellt. Das war dann teilweise auch ziemlich emotional.

Viele der Fotos zeigen Portraits non-binärer Personen, einige Arbeiten sind abstrakt gehalten, wie die halbleere Tablettenpackung von Giulia Lacolutti aus Italien, das Strass-Beil von Margaux Corda aus der Schweiz oder das Glas mit einer gelblichen Flüssigkeit von Ursula Groos aus Deutschland; wird es Erklärungen und Hintergrundinfos zu den Arbeiten und den Künstler*innen geben?

Kreativ, kritisch, sozial und berührend waren fast alle Projekte die wir bekamen. Die Idee, mit der Ausstellung zum Nachdenken über gefestigte Strukturen zu ermuntern, müsste damit aufgehen. Natürlich braucht es gerade bei abstrakteren Arbeiten oft noch etwas mehr Hintergrundinformation. Diese gibt es über die Webseite – auch als kurzer Audioguide.

Die ausgewählten Bilder werden nicht nur als Online-Galerie zu sehen sein, sondern auch als Plakat-Aktion in Heidelberg hängen – hilft die Sichtbarkeit im Alltag, sich an das non-binäre Gendersystem „zu gewöhnen“? Ist das der Schlüssel?

Foto: Queerfestival Heidelberg

Auf Grund der aktuellen Lage waren wir gezwungen uns Alternativen zu überlegen, wie wir nach der Absage des Festivals trotzdem für queere Sichtbarkeit sorgen können. Und auch wie wir queeren Menschen vielleicht etwas Mut machen können – gerade jetzt, wenn keine Veranstaltungen stattfinden, Safe Spaces nicht geöffnet sind und viele Beratungsangebote ausfallen müssen.

Und gesamtgesellschaftlich: Ja, Gewöhnung kann sicher einer der Schlüssel sein. Die Plakate machen nun etwas sichtbar, was im öffentlichen Raum sonst oft keinen Platz findet, über gewohnte, weiße Hetero-Werbebilder hinaus.

Wenn es nun aber ab dem 2. Mai zum ersten Mal in Heidelbergs Straßen eine Fotoausstellung gibt, die Geschlechter-Stereotype hinterfragt und bricht, dann wollen wir damit natürlich auch Aufmerksamkeit schaffen. Die Projekte bieten viele niedrigschwellige Anreize dazu, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen.

Eine abschließende Frage zum Queerfestival: Einige der ausgefallenen Konzerte wie die von Brooke Candy, Ilira, Ebow und Sukini sollen im Herbst nachgeholt werden; gibt es schon weitere Updates für Nachholkonzerte?

Wir sind darum bemüht, jetzt vernünftige und verantwortungsvolle Lösungen zu finden und halten die Webseite zu kommenden Veranstaltungen und Projekten auf dem Laufenden. Leider kann nicht jede Veranstaltung einfach so nachgeholt werden, und wir wollen keine leeren Versprechungen geben. Sobald es uns aber möglich ist, werden wir mit Events und Veranstaltungen wieder für Vielfalt und queeres Leben in der Stadt sorgen.


Foto: Justin Maxon

Foto: Ngadi Smart

Foto: Roger Erickson


Breaking Gender Sterotypes“ ist ab dem 2.5. als Online-Galerie zu sehen sowie als Plakataktion in Heidelberg

www.queer-festival.de/breaking-gender-stereotypes/

Back to topbutton