Queer Festival Heidelberg

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Foto: Scallywag Fox

Das Queer Festival in Heidelberg präsentiert in diesem Jahr wieder einen Monat lang ein ausgewähltes Programm mit queerer Kultur, das heißt von Konzerten, Performances und Lesungen über Fotokunst und Kino bis zu Partys sowie Queer Politics und Queer Knowledge mit Diskussionsrunden und Workshops.

Neben dem großem Unterhaltungswert und besonders tollen Konzerten bringt das immer auch jede Menge Empowerment. Festivalzentrum ist wie immer der Karlstorbahnhof. Wir haben mit Dominic und Martin vom Team gesprochen.


Das Queer Festival spiegelt mit seinem Kultur-, Film-, Party- Diskussions- und Workshop-Programm inzwischen eine beachtliche Bandbreite queerer Lebensbereiche wider. Die Eröffnungsveranstaltung macht das immer besonders deutlich. Was habt ihr geplant?

Foto: Queerfestival Heidelberg

Dominic: Da wir immer sehr auf Intersektionalität in unserem Programm achten, haben wir zur Festivaleröffnung am 5. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, das Thema zum Schwerpunkt gemacht. Bereits vor Corona hatten wir den Wunsch, Drag-Syndrome aus London nach Heidelberg zu holen, und dieses Jahr klappt es nun endlich. Nach einer kurzen Podiumsdiskussion zu den Erfahrungen queerer Menschen mit Behinderung wird dem ersten professionellen Drag-Kollektiv aus Künstler*innen mit Down-Syndrom die Bühne gehören.

Uns ist es wichtig, Aufmerksamkeit auf die vielschichtige Diskriminierung von queeren Menschen mit Behinderung zu lenken. Gleichzeitig ist Drag Syndrome künstlerisch ein Weltklasse-Kollektiv und damit ein gigantischer Auftakt unseres vierwöchigen Festivalprogramms.

Wie stellt ihr euer Programm generell zusammen? Ihr macht das ja größtenteils ehrenamtlich, also neben euren regulären Jobs, oder? Bearbeitet jede*r einen thematischen Schwerpunkt? Gibt es auch Künstler*innen, die an euch herantreten?

Foto: Queerfestival Heidelberg

Martin: Wir schauen ganzjährig, welche Themen für die Community wichtig sind, aber auch welche wir spannend finden. Oft verfolgen wir die Arbeiten von Künstler*innen sehr lange, bis wir sie zum Queer Festival einladen können. Hinzu kommt, dass wir gesellschaftliche Diskurse ebenso verfolgen und aktuelle Geschehnisse mit in unsere inhaltliche Ausrichtung einbinden. So bleibt es immer, wie wir hoffen, eine kontemporäre Abbildung der queeren Kunst und die Auseinandersetzung damit.

Während Corona habt ihr die Festival-Fotoausstellung in Form von Plakaten auch in die Stadt getragen; wird das auch weiterhin realisierbar sein?

Dominic: Die Idee, unsere Ausstellung während Corona durch Plakate auf die Straße zu bringen, war eigentlich eine Notlösung, da Innenräume nicht in Frage kamen. Der große Erfolg der Aktion lag dann darin, dass wir mit unseren Motiven so auch die Leute erreichen konnten, die sich sonst nicht für queere Menschen und Themen interessieren. Vor allem auch so viele queere Gesichter im Stadtbild zu sehen und damit eine Sichtbarkeit zu schaffen, wo wir sonst nur auf die immer gleichen, mehrheitsrelevanten Werbeplakate schauen. Seitdem bleiben wir dabei. Neben der Ausstellung im Netz auf queer-festival.com und an den verschiedenen Veranstaltungsorten wird es auch dieses Jahr wieder die Ausstellung als Plakataktion im öffentlichen Raum geben.

Pussy Riot“ gehört zu den großen Namen des Festivals; das russische Kollektiv wählt seine Auftrittsorte sehr bewusst aus; musstet ihr besondere Überzeugungsarbeit leisten? Was war euer Anliegen, Pussy Riot ins Queer Festival zu holen?

Martin: Als wir davon lasen, dass Pussy Riot für ein paar Shows in Europa unterwegs sein werden, haben wir uns gleich mit dem Agenten in Verbindung gesetzt und von unserem Festival berichtet. Es war dann eigentlich gar nicht mehr viel Überzeugungsarbeit notwendig, da Pussy Riot die Idee beim Queer Festival aufzutreten gleich gut fanden. Es freut uns natürlich wahnsinnig, Pussy Riot 2023 auf das Festival zu holen. Und das Feedback, als wir die Show bekanntgaben, war auch wahnsinnig positiv.

Foto: Feng Jiang

Das Queer Festival ist auch außerhalb des Festivalmonats aktiv; mit der „Q Party oder „Queer Bodies in Motion“ gibt es zum Beispiel zwei relativ neue Formate; was ist „Queer Bodies in Motion“? Gibt es weitere regelmäßige oder geplante regelmäßige Aktivitäten?

Dominic: Mit „Queer Bodies in Motion“ haben wir einen Safer Space im Bereich Sport geschaffen, den es in Heidelberg bisher überhaupt nicht gab. Und gerade im Sport ist das verständlicherweise für ganz viele aus der LGBTIQ* Community ein wichtiges Anliegen. Dementsprechend dankbar sind die Rückmeldungen, die wir dazu bekommen. Queere Menschen aller Altersgruppen können sich hier gratis, angeleitet von professionellen Tänzer*innen der Dance Company Heidelberg sicher bewegen und gemeinsam sportlich aktiv sein.

Was sind eure persönlichen Festivaltipps?

Foto: Denis Sinyakov

Dominic: Ich bin sehr gespannt auf Pussy Riot. Es ist schon sehr besonders diese Band zum jetzigen Zeitpunkt in Heidelberg zu sehen. Wohl zugegeben weniger bekannt für ihre Musik als für die politische Historie, aber ich bin mir sicher dass es auch musikalisch und auch was die Show angeht, ein Festival-Act wird, den wir nicht vergessen werden. Mein ganz persönliches Highlight ist aber tatsächlich die Show von Drag-Syndrome.

Martin: Ich freue mich sehr auf Romy. Sie ist die Sängerin und Gitarristin von The xx, eine Band, die ich seit vielen Jahren sehr liebe. Und ihr Soloprojekt und ihre DJ-Sets garantieren einen herausragenden Clubabend.


5. – 28.5., Queer Festival, Festivalzentrum Karlstorbahnhof, Marlene-Dietrich-Platz 3, Heidelberg, das komplette Programm gibt’s auf queer-festival.de

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