Der endlose Sommer

by

Foto: Sofie Amalie Klougart

Alles beginnt mit dem hübschen, scheuen Jungen, der vielleicht ein Mädchen ist, es aber noch nicht weiß. Zusammen mit der Mutter, dem eifersüchtigen Stiefvater und einem jungen Mädchen lebt er – oder sie – auf einem weiß getünchten Gutshof irgendwo in Dänemark. Es ist ein flirrender, endloser Sommer, und als eines Tages zwei Portugiesen auf dem Hof auftauchen und die Mutter sich in einen von beiden verliebt, gerät alles durcheinander. Der Roman von Madame Nielsen wurde offensichtlich im poetischen Rausch geschrieben: Detailverliebte Gedanken verästeln sich in schier endlosen Sätzen, die sich gerne über mehrere Seiten schlängeln, inklusive spontaner Zeitsprünge nach vorne, nach hinten und zurück ins Hier und Jetzt. Das macht einem – zumindest zu Beginn des Buchs – geradezu schwindlig. Ist man aber erst mal auf das stetig kreisende Karussell aufgesprungen, ruft man gerne „Noch eine Runde bitte“! Spannend auch die Autorin – beziehungsweise der Autor: Madame Nielsen ist eine Art geschlechtsneutrales Alter Ego des Performance-Künstlers Claus-Beck Nielsen – eventuell, denn Claus-Beck Nielsen entledigte sich 2001 seiner kompletten Identität und tritt seitdem lediglich als so etwas wie ein „Verwalter“ einer Wesenseinheit auf, deren mitunter spektakuläre Performances die Figur in ganz Skandinavien berühmt gemacht haben ... 

Madame Nielsen, „Der endlose Sommer“, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch

Back to topbutton