Frühjahrsputz im Körper

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Wenn im Frühjahr die Natur neu startet, ist das ein guter Anlass, auch dem eigenen Körper einen Neustart zu gönnen. Fasten, Detox, Trinkkuren … Simone Hepp vom Frankfurter Reformhaus Boermel-Ernst erklärt die verschiedenen Möglichkeiten.

Detox oder Fasten – was ist der Unterschied und welche Gemeinsamkeiten gibt es?

Foto: Karolina Grabowska, pexels.com, gemeinfrei

Unter dem Fasten kann man vieles verstehen. Zum Beispiel eine Zeit lang keinen Kaffee zu trinken oder auf Zigaretten verzichten, auf Zucker oder auch komplett auf feste Nahrung. Beim Fasten werden die Speisen reduziert oder ganz weggelassen und der Körper derweil mit Wasser, Tees, Säften oder Gemüsebrühen entlastet.

Bei modernen Begriff Detox liegt der Fokus darauf, den Körper zu reinigen und Ablagerungen auszuscheiden. Das kann mit Malzeiten passieren oder intensiver auch im Zuge des Fastens. Von daher passen die Begriffe zusammen, weil man beim Fasten natürlich auch immer „detoxt“, aber nicht unbedingt beim Detoxen fastet. Das Abnehmen wird mit dem Fasten natürlich immer auch in Verbindung gebracht, das ist aber eigentlich ein Nebeneffekt. Die Reinigung des Körpers steht im Vordergrund. Aber klar, man wird auch einige Pfunde dabei verlieren.

Wenn ich mir vorstelle, für eine gewisse Zeit gar nichts mehr zu essen, klingt das erst mal bedrohlich ...

Man kann sich darauf vorbereiten, indem man schon zwei, drei Tage vorher bewusst etwas weniger isst und mehr Obst und Gemüse einplant, um das System schon mal ein bisschen runterzufahren. Damit ist der Schritt für den Körper und vor allem für den Kopf nicht so groß. Nach dem dritten Tag, wenn sich der Stoffwechsel umgestellt hat, fällt es viel leichter- auch eine Fasten-Euphorie, von der die meisten berichten, stellt sich dann ein.

Fasten ohne Nahrungsaufnahme bedeutet nicht, dass man gar nichts mehr zu sich nimmt!

Ja, da ist es ganz wichtig, viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen und zusätzlich den Darm mit zum Beispiel Glaubersalz oder Einläufen reinigen.

In der kalten Jahreszeit bieten sich zum Trinken Tees oder andere warme Getränke an, Gemüsebrühe zum Beispiel. Zusätzlich empfehle ich Gemüsesäfte, um viele Mineralien zu bekommen und den Basenhaushalt des Körpers schön hoch zu pushen, damit der Körper viel Schlacken ausscheiden kann. Außerdem nimmt man beim Gemüse auch die kräftigen Farbstoffe auf, die ebenfalls eine hervorragende gesundheitliche Wirkung haben. Mit nur zwei Gläsern Gemüsesaft pro Tag hat man eine tolle Unterstützung und regt gleichzeitig alle Organe zur weiteren Entgiftung und Entschlackung an. Heilpflanzensäfte wie Artischocke Brennnessel und Löwenzahn unterstützen den Prozess optimal.

Fruchtsäfte hingegen sollte man eher in kleinen Mengen verzehren.

Sollte man vor dem Fasten einen Arzt konsultieren und wie lange darf man fasten?

Bei Krankheiten wie Diabetes oder ähnlichem ist es ratsam einen Arzt zu konsultieren. Generell gilt außerdem: Wenn man unsicher ist, sollte man sich vorher bei einem Arzt rückversichern.

Die Fastenkur ohne Nahrungsaufnahme sollte eine Dauer 10 Tagen nicht überschreiten. Dann lieber mehrmals im Jahr kurze Fastenkuren machen, da hat man einen besseren Effekt für den Körper.

Gibt es auch andere Arten des Fastens, die nicht so radikal sind und trotzdem was für den Körper bringen?

Unter dem Begriff Basenfasten ist da viel Literatur zu finden.

Wir empfehlen gerne fertige Kuren, zum Beispiel von Schoenenberger. Die bieten 10-tägige Fastenkuren mit einer gut zusammengestellten Anleitung, inklusive Kochrezepten und ganz tollen Saftmischungen: Artischockensaft, der die Leber anregt, die als Entgiftungsorgan wichtig ist. Oder Brennnesselsaft um das Blut zu reinigen und die Ausscheidungen zu verstärken; in Saftform sind die Heilpflanzen sehr viel stärker als ein Tee. Dann ist noch Kartoffelsaft dabei, der mit seinen vielen Mineralien den Stoffwechsel sehr basisch macht; das erleichtert insbesondere den Nieren, die Abfallprodukte und alles was bei Frühjahrsputz raus soll, auszuscheiden. Die Kombination aus den Rezepten und den Säften, die zwei Mal am Tag getrunken werden, ergeben auch fürs Abnehmen sehr gute Effekte.

Ansonsten bieten wir auch Anleitungen für dreitägige Fastenkuren an, und die begleitenden Säfte und Tees haben wir auch alle hier.

Mit den Artischocken-, Kartoffel- und Brennnesselsäften kann man alternativ auch eine dreiwöchige Kur mit jeweils einem Saft machen, also: eine Woche die Leber anregen, eine Woche die Ausscheidungen anregen – das wäre dann die zarte Variante. Auch ein regelmäßiger Fastentag in der Woche wirkt sich sehr positiv auf den Körper aus und ist für alle machbar die sich längeres Fasten nicht vorstellen können.

Das empfiehlt sich zum Beispiel bei sehr übergewichtigen Menschen, wo viel in Wallung kommt und viel abtransportiert werden muss. Da sind diese „zarteren“ Kuren über längere Zeit eine gute Alternative. Prof. Dr. Emmrich hat das Ganze sehr gut dokumentiert und auch Kuranleitungen und Bücher zu verschiedenen Themen rausgebracht, und das klappt auch sehr gut.

Es gibt auch Heilpflanzen-Mixturen, die man mit Wasser mischt und dann über den Tag verteilt trinkt. Da bekommt man die Wirkstoffe und hat auch noch genügend getrunken. Das wäre eine weitere Light-Variante.

Was versteht man unter Intervallfasten?

Das Intervallfasten ist gerade sehr populär, vor allem weil man es täglich praktizieren kann. Es geht darum, dem Körper für 10, 12 oder 16 Stunden keine Nahrung zuzuführen. Da gibt es verschiedene Modelle, zum Beispiel abends um 18 Uhr die letzte Mahlzeit einzunehmen und dann erst am nächsten Tag um 10 Uhr wieder etwas zu essen. Zwischendurch nimmt man nur Wasser oder Tee zu sich.

Gerade in der Nacht arbeiten die Organe ja an den wichtigen Stoffwechselprozessen, und da ist es gut, wenn der Magen nicht voll ist. Trinken sollte man am besten Tee oder Wasser, aber keine Säfte, weil man dann ja wieder Zucker zu sich nimmt.

Das Intervallfasten ist quasi ein Kurzfasten, das aber auch sehr effektiv ist. Und es wirkt sich zum Beispiel auch positiv auf die Cholesterinwerte aus.

Für unseren Körper sind der Überfluss an Lebensmitteln und die großen Essensmengen, die wir konsumieren eine große Belastung. Über Jahrtausende ist er darauf ausgerichtet worden, eher mit einem Mangel an Nahrung umgehen als mit dem Überfluss der jetzt zur Verfügung steht. Deswegen tut das Fasten sehr gut. Und es ist außerdem ein guter Einstieg, um sich anschließend bewusster zu ernähren.

Letztendlich läuft das ja immer auch auf eine Ernährungsumstellung hinaus oder zumindest auf das Auseinandersetzen mit dem, was man als Nahrung zu sich nimmt?

Ja, eine Ernährungsumstellung nach dem Fasten ist immer wesentlich einfacher und Fasten ist deshalb ein toller Einstieg. Man achtet einfach mehr darauf, was man dem Körper zuführt. Und auch das Geschmackserlebnis wird nach einer Fastenkur wesentlich intensiver. Wenn man dann wieder die erste Schokolade zu sich nimmt fällt es einem später beispielsweise leichter, es mit einer dunkleren Schokolade mit weniger Zucker zu probieren.

Haben Sie selbst schon mal eine Fastenkur gemacht?

Tageweise schon. Ich muss gestehen, dass es mir hier im Laden mit den vielen Lebensmitteln sehr schwer fällt. Aber ich werde es trotzdem in diesem Frühling versuchen. Das wird eine harte Probe hier zwischen dem ganzen leckeren Essen!

Ein abschließender Tipp für alle, die sich des Themas annehmen möchten?

Das kommt immer darauf an, wo man denjenigen oder diejenige abholt. Es gibt die Typen, die sagen, ok, ab heute starte ich meine Fastenkur und ich ziehe das jetzt durch, dann gibt es aber auch diejenigen, die das so auf einen Schlag nicht können und sich ranschleichen müssen. Das muss jeder selbst herausfinden. Für jemanden, der das zum ersten Mal machen möchte, würde ich eine drei- Tage-Wochenendkur vorschlagen, mit Gemüsesäften, Wasser, Brühe und Tee.

Das ist gut praktikabel und man bekommt einen Eindruck, wie der Körper reagiert.

Wer sich das nicht zutraut, für den ist es auch toll, mal einen Tag lang zu fasten. Das ist überschaubar, auch weil man weiß, dass es an nächsten Tag wieder etwas zu Essen gibt. Und kann sich damit leichter motivieren, als wenn man gleich 10 Tage vor sich hat. Aber alleine einen Tag zu fasten ist eine tolle Entlastung für den Körper und eine gute Detox-Kur.

Reformhaus Boermel-Ernst, Schillerstr. 30 – 40, Frankfurt

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