Gemeinsam gegen Gewalt im queeren Bermudadreieck

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Foto: bjö

Die CSD-Demo ebenso wie das CSD-Fest verliefen ohne größere Zwischenfälle und auffallend gewaltfrei. Nach den vermehrten queer*feindlichen Attacken in Frankfurts Innenstadt in den vergangenen Monaten hatte man für den CSD allerdings Schlimmeres befürchtet.

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Der Wunsch nach mehr Polizeipräsenz im Bermudadreieck kam bereits vor vielen Wochen aus der Community, unter anderem im Rahmen der Soli-Demo „Cheers Queers“ Ende März dieses Jahres.

Im Vorfeld des CSD wurde unter anderem diese Forderung von der AIDS-Hilfe Frankfurt AHF, dem Förderverein Akzeptanz und Vielfalt Frankfurt und dem CSD Frankfurt in einem gemeinsamen offenen Brief „zu den Gewaltexzessen am Regenbogenkreisel Frankfurt“ an die Stadt bekräftigt. Darin wurden Sofortmaßnahmen gefordert – unter anderem die Aufstockung der Polizeipräsenz im queeren Bermudadreieck. Auch das Bündnis Akzeptanz und Vielfalt sorgte dafür, dass Opfer queer*feindlicher Gewalt persönlich im Diversity-Ausschuss des Römers angehört wurden.

Die vielfältigen Aktionen zeigen Wirkung und plötzlich tut sich was: Für den CSD zum Beispiel reagierte die Frankfurter Polizei und das Ordnungsamt und schickte mehr Beamte in Zivil und Uniform auf das Fest – was als Abschreckungsmaßnahme dem friedlichen Verlauf des CSD wohl zuträglich war.

In Zukunft soll das Bermudadreieck verstärkt bewacht werden. Die massive Polizeipräsenz wiederum behagte einigen CSD-Besucher*innen nicht. „Wir werden das Thema weiter behandeln und mit der Stadt in Verbindung bleiben, um in Zukunft für alle mehr Sicherheit zu haben“, sagte eine Mitarbeiterin des Awareness-Teams, das der CSD in diesem Jahr erstmals im Einsatz hatte: Gekennzeichnete Mitarbeiter*innen waren auf dem Festplatz unterwegs und es gab einen „Awareness Point“, an den sich Besucher*innen des CSD bei Problemen jeglicher Art wenden konnten.

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Die Frankfurter Stadträtin Annette Rinn, Dezernentin für Ordnung, Sicherheit und Brandschutz, verurteilte die queer*feindlichen Übergriffe aufs Schärfste: „In einer weltoffenen und liberalen Stadt wie Frankfurt muss ein sorgloses Zusammenleben aller Menschen, egal welcher sexuellen Orientierung, welcher Hautfarbe und welcher körperlichen Konstitution möglich sein“, sagt sie in einer Erklärung. „Wir werden das Übel auch politisch und ideologisch an der Wurzel packen müssen. Zeitnah werden wir eine Arbeitsgruppe mit Bürgern, Geschäftsleuten, Gastronomen, Stadt- und Landespolizeieinrichten und alle rechtlichen Möglichkeiten zur Bekämpfung dieser hässlichen Kriminalität prüfen“. 

Auch Bürgermeisterin und Dezernentin für Diversität, Antidiskriminierung und gesellschaftlichem Zusammenhalt Nargess Eskandari-Grünberg verkündete angesichts der Opferberichte erneut mehr städtisches Engagement gegen Queer*feindlichkeit. Dazu gehöre nicht nur mehr Polizeipräsenz, sondern auch eine bessere Opferbetreuung sowie mehr präventive Aktionen gegen queer*feindliche Ideologien. Inspiriert wurde sie von ihrem Besuch in Toronto, wo sie der dortige Pride-Month mit seinen vielfältigen Aktivitäten sehr beeindruckt hatte, wie sie beim CSD-Empfang im Römer berichtete. Es tut sich was – und vielleicht gibt es im kommenden Jahr einen Pride-Month nach dem Vorbild Torontos auch in Frankfurt?

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