Im Auftrag der Community

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Foto: Stadt Mannheim

Ab Januar 2021 wird Margret Göth die neue LSBTI-Beauftragte der Stadt Mannheim.

Die Stelle, die sich für Chancengleichheit von Menschen vielfältiger sexueller und geschlechtlicher Identitäten in Mannheim kümmert, wurde 2015 eingerichtet und zunächst von Grace Proch und Sören Landmann geführt. Ab Januar wird Göth zusammen mit Landmann die Stelle weiterführen. In der Mannheimer Queerszene ist Margret Göth bestens bekannt: Als eine der Geschäftsführer*innen von PLUS e.V. hat sie das öffentliche queere Leben in der Mannheimer Stadtgesellschaft nachhaltig weiterentwickelt. Im Interview erzählt sie von ihrer neuen Stelle.


Herzlichen Glückwunsch zum neuen Amt! Welche Aufgaben haben die Beauftragten für Chancengleichheit in Mannheim?

Danke schön! Ich freue mich sehr, dass ich ab dem 1.1.2021 als Beauftragte berufen bin. Dem voraus ging der Kampf der Community für diese Stellen und nach dem Ausscheiden von Grace um eine erneute paritätische Besetzung.

Wie der lange Titel schon sagt, will die Stadt Mannheim als Rainbow City erreichen, dass Menschen vielfältiger sexueller und geschlechtlicher Identitäten ohne Diskriminierung und mit den gleichen Chancen wie alle Menschen in Mannheim leben können.

Deshalb geht es darum, die Verwaltung und die Stadtgesellschaft zu sensibilisieren, Strategien zum Abbau von Vorurteilen zu entwickeln und die Community zu unterstützen, ihre Anliegen und Wünsche mit der Verwaltung und anderen Akteuren der Stadtgesellschaft voran zu bringen.

Seid ihr auch Ansprechpartner für die Bürger Mannheims, im Sinne einer Beratungsstelle?

Ich bin ja noch nicht dabei. Aber ich habe es bisher so verstanden und erlebt, dass alle Menschen ihre Anliegen anbringen können und unterstützt oder weiter geleitet werden. Aber es handelt sich sicher nicht um psychosoziale Beratung wie PLUS e.V. sie anbietet. Diese Aufgabe im engen und längeren Beratungsprozess mit Menschen aufzugeben, fällt mir schwer. Schön zu wissen ist es aber, dass es bei PLUS e.V. viele junge engagierte Kolleg*innen gibt und ich die Nachfolgerin für die Finanzen ab dem 1.11. noch einarbeiten kann.

Du warst jahrelang Mitarbeiterin bei PLUS e.V. und hattest dort großen Anteil an der Entwicklung des queeren Lebens in der Neckarstadt. Wie unterscheidet sich deine neue Stelle im Vergleich zur Arbeit bei PLUS e.V.?

Ich war 21 Jahre seit der Eröffnung von PLUS e.V. im Jahre 1999 aktiv dabei. Der Abschied ist nicht leicht. Ganz sicher wird es für mich auf der neuen Stelle um den Kontakt zu und die Stärkung aller Gruppen, Vereine und Einzelpersonen der Community gehen, also deutlich über PLUS e.V. hinaus. Dabei wird es mehr um die Entwicklung von Strategien und Projekten sowie deren Verankerung gehen und nicht so sehr um die praktische Umsetzung von einzelnen Projekten und eben auch nicht um psychosoziale Beratung.

Wie würdest du Mannheims Entwicklung im LSBTIQ*-Bereich bislang beurteilen? In welchen Bereichen siehst du besonderen Handlungsbedarf? Was würdest du als erstes angehen?

Mannheim hatte immer wieder und macht auch gerade rasante Entwicklungen. Vor allem wenn wir mal ein bisschen zurückschauen. Die erste CSD-Parade 2001 fand nach einigen Jahren ohne CSD-Demo mit einem unvorhergesehenen Erfolg statt, das hat uns beflügelt. In der Folge wurde der CSD Rhein-Neckar unter dem aktuellen Verein einer der größeren in Deutschland. Bis 2006 erhielt PLUS e.V. (und auch keine andere Organisation der Community) in Mannheim städtische Förderung.

PLUS e.V. war lange die einzige community-basierte Beratungsstelle in Baden-Württemberg und hat sich gerade in den letzten Jahren stark entwickelt und ausdifferenziert. PLUS e.V. war und ist an den positiven Entwicklungen im Land aktiv beteiligt, das erst 2016 zum ersten Mal einen Aktionsplan für Akzeptanz und gleiche Rechte aufgestellt hat.

Mit dem großen Erfolg der Initiative eines Queeren Zentrums in Mannheim QZM im letzten Jahr im Rahmen des Beteiligungshaushalts ist wieder ein großer Meilenstein erreicht.

Ich würde sagen, es geht nicht so sehr darum, was ich als erstes will, sondern was die Community will und wo sie steht. Mannheim hat eine starke Community, die aktiv ist und sich in der Stadt einbringt. Hier geht es um die Umsetzung und den erfolgreichen Start des QZM. Weiter läuft ein Antrag für einen Queeren Jugendtreff, der umgesetzt werden muss. Die Kurzbefragung „sicher out?“ hat erschreckende Ergebnisse geliefert. Durch die entstandene Aufmerksamkeit konnten Fragen zur Sicherheit der Community in die allgemeine Sicherheitsbefragung der Stadt Mannheim aufgenommen werden. Mit den Ergebnissen will ich weiterarbeiten und die Sicherheit für die Community verbessern.

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