Queeres Zentrum Wiesbaden: Location gefunden!

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Foto: Monstera, pexels.com, gemeinfrei

Seit der Gründung des Trägervereins für das Queere Zentrum Wiesbaden im November vergangenen Jahres hat sich im Projekt einiges getan: Ein geeigneter Ort wurde inzwischen gefunden, der allerdings derzeit noch nicht bezugsfertig ist. Bis zum endgültigen Einzug soll es aber eine Übergangslösung geben. Wir haben mit Manuel Wüst vom Vorstand des Trägervereins gesprochen.


Manuel, mit dem Haus Metzler habt ihr einen Ort für das Queere Zentrum gefunden. Was ist das Haus Metzler, wo liegt es und wie seid ihr darauf gekommen

Foto: Moritz Wagner

Das Haus Metzler ist Teil der Walkmühle,ein Gebäudekomplex am Rand von Wiesbaden. Halb im Grünen gelegen, aber trotzdem noch gut erreichbar, in der Nähe des Mediencampus der Hochschule RheinMain. Das Gelände ist von der Innenstadt aus mit der Buslinie 3 gut angebunden. Die Gebäude dort werden bereits seit Jahren von der Stadt Wiesbaden Stück für Stück saniert und es sind bereits viele Institutionen dort eingezogen: Ateliers, Handwerker, eine Gastronomie, also sehr breit gefächert.

Das Haus Metzler wird als nächstes saniert, und da wir auf der Suche waren, kam man von Seiten der Stadt auf uns zu und hat uns das angeboten. Das passte, und da das Haus sowieso saniert werden soll, haben wir nun Einfluss darauf, wie die Räume saniert werden. Also, wie die Aufteilung der Beratungsräume, der Büros sein wird, aber auch sanitäre Anlagen und Umkleideräume, wenn wir zum Beispiel bedenken, dass sich bei uns trans* Gruppen treffen, bis zum Thema Barrierefreiheit. Die Gestaltung wird auf uns abgestimmt. Und das ist natürlich ein großer Vorteil gegenüber einer ‚fertigen‘ Immobilie, wo man sich mit den Gegebenheiten arrangieren muss.

Wie sieht der Zeitplan für das Haus Metzler aus?

Unser Plan gemeinsam mit den Architekten und der städtischen Gesellschaft ist, dass das Ganze bis Ende nächsten Jahres fertig saniert ist. Das heißt, wir könnten Anfang 2024 dort einziehen. Das Queere Zentrum wird dann dort im Erdgeschoss sein. 

Bis dahin habt ihr aber auch schon eine Übergangslösung gefunden – wie sieht die aus?

In unseren Plänen hatten wir eigentlich damit gerechnet, bereits in diesem Jahr mit dem Queeren Zentrum starten zu können. Mit den Sanierungsarbeiten wurde dann aber sehr schnell klar, dass wir einen Übergangsraum brauchen. Wir waren lange auf der Suche, hatten Angebote und Ideen, die aber aus unterschiedlichen Gründen nicht funktioniert haben. Schließlich kam derjenige, der die Sanierungsarbeiten des Haus Metzler begleitet, auf uns zu, und erklärte, dass es auf dem Gelände ein weiteres Gebäude gibt, dass erst nach dem Haus Metzler saniert werden soll. Dort war mal das Baubüro untergebracht. Das ist natürlich nicht im allerneuesten Zustand, aber so wie es aussieht, können wir im Oktober dort übergangsweise einziehen.

Dann haben wir Räume in Sichtnähe zu dem Haus, dass wir später mal nutzen werden. Und das ist natürlich genial! Natürlich wird man den Übergangscharme des jetzigen Gebäudes spüren, es ist ein altes, verwinkeltes Gebäude. Wir werden das in den nächsten Monaten ein bisschen herrichten, mit einem Büro für unsere erste fest angestellte Person, die wir ab dem 1. September haben, es wird einen Workshop-Raum geben und einen großen Raum, in dem sich große Gruppen treffen können, oder halt eben auch ganz offener Austausch stattfinden kann. Wir werden Sofas reinstellen und wirklich eine gemütliche Atmosphäre schaffen, so dass Leute einfach auch mal vorbeikommen können.

Auch diese Übergangslösung wird also schon die Möglichkeit bieten, im Queeren Zentrum vorbeizuschauen, auch ohne Teil einer Gruppe zu sein?

Ja, denn das ist ja mit einer unserer zentralen Punkte, nicht nur Räume für die schon bestehenden Aktivitäten und Organisationen zu schaffen, sondern eben auch einen frei zugänglichen Raum, wo man vorbeikommen kann, sich informieren kann und Zugang zu den bestehenden Angeboten haben kann. Es wird also auch so etwas wie „Öffnungszeiten“ geben.

Ist auch eine Eröffnungsfeier für das Übergangszentrum geplant?

Ja, das haben wir geplant, Das erste, was passieren wird, ist, was ich eben schon ein bisschen angedeutet habe, dass wir mit den ganzen Leuten, die schon mit uns vernetzt und organisiert sind, versuchen, das Haus noch schöner, angenehmer und gemütlicher zu gestalten. Das wird sicher auch in irgendeiner Art und Weise so ein bisschen zu einem sozialen Event werden. Wenn wir dann wirklich angekommen sind, wird es auf jeden Fall auch eine Eröffnung der Übergangsräume geben. Und klar, wenn wir dann ins Haus Metzler umgezogen sind, sowieso.

Welche Auswirkungen hat die Sperre im Wiesbadener Haushalt für die finanzielle Zukunft des Queeren Zentrums Wiesbaden?

Momentan heißt das für uns, dass wir versuchen, ein bisschen zu sparen. Was wir sicher haben, ist die freigegebene Summe von 50.000 Euro für dieses Jahr. Eigentlich sollten es 100.000 Euro sein, aber wir gehen erstmal vom Besten aus und denken, dass die volle Summe dieses Jahr trotzdem noch ausgezahlt wird. Interessant wird es für uns im kommenden Jahr: Dann planen wir, eine zweite Person einzustellen. Wir haben jetzt die Leitung des Queeren Zentrums besetzt, und es soll eine zweite Person kommen, die rein pädagogisch arbeitet. Und um das bewerkstelligen und das ganze nächste Jahr gut finanzieren zu können, brauchen wir mindestens die 200.000 Euro, die eigentlich schon freigegeben waren. Die liegen aber jetzt auf Halde …Unser Plan war, dass wir spätestens beim Einzug in die neue Liegenschaft pro Jahr 300 000 Euro brauchen, um solide finanziert zu sein.

Dieses und kommendes Jahr kommen wir mit der im ursprünglichen Haushalt freigegebenen Summe klar, weil wir bislang ja noch keine Immobilie hatten. Damit war es auch okay, in diesem Jahr mit den ersten 100.000 Euro zu starten. Die restlichen 200.000 werden wir mindestens für nächstes Jahr brauchen, genau genommen fehlen uns für den Bereich Jugendarbeit noch bis zu 3.000 Euro. Und 2024 dann auf jeden Fall noch mal mehr. Das Haus Metzler ist groß und kostet eine gewisse Summe an Miete. Wir hoffen da auf den Kooperationsvertrag zwischen SPD, Grünen, Linken und Volt hier in Wiesbaden, in dem die queere Szene und das QueereZentrum explizit genannt werden. Da wird Unterstützung zugesagt, und zwar nicht nur die jetzt schon vorhandene, sondern es wird auch davon gesprochen, die Unterstützung zu verstärken.

Wir sind bereits in Gesprächen mit allen Beteiligten und hoffen, dass dann eine weitere finanzielle Absicherung da ist. Wir sind aber natürlich auch dabei, unsere zukünftige Arbeit durch andere Quellen finanziell abzusichern. Es gäbe da noch den Aktionsplan vom Land Hessen, und es gibt auch noch sicher andere Töpfe, an die wir gehen sollen. Das ist zum Beispiel auch eine der Aufgaben der Leitungsstelle, das Fundraising im breiteren Sinne zu organisieren.


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