PrEP: Versorgungslage eher mager

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Während in den hessischen Metropolen die Versorgung mit der PrEP wenig Probleme bereitet, schauen PrEP-Willige in der Provinz oft in die Röhre. In erreichbarer Nähe eine PrEP-Arztpraxis zu finden, ist schwierig bis unmöglich. Eine Ausnahme ist zum Beispiel Dr. med. Frederik Johnson:  Seit 2021 leitet er in Rodgau seine Hausarztpraxis für Allgemeinmedizin und bietet seitdem die PrEP an. Es ist aktuell die einzige PrEP-Praxis zwischen Mannheim, Mainz, Frankfurt und Würzburg. „Die Versorgungslage im ländlichen Raum ist eher mager“, schätzt Johnson die Situation ein. „Ich biete die PrEP an, weil ich sie für sinnvoll halte. Ich bin selber auch schwul und sehe, dass meine heterosexuellen Kollegen das Thema gar nicht so auf dem Schirm haben – wie auch, wenn ihnen der Bezug dazu fehlt?“ so Johnson.

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„Die Versorgungslage in Hessen ist insgesamt nicht zufriedenstellend“, bestätigt auch Florian Beger von der AIDS-Hilfe Hessen. „Die ärztlichen PrEP-Versorger*innen konzentrieren sich auf wenige Städte in Hessen. So ergibt sich ein deutliches Stadt-Land-Gefälle in Bezug auf einen einfachen Zugang zur PrEP“. Das führte auch immer wieder zu Überlastungen seitens der PrEP-Versorger*innen in Hessens Städten, da diese die Nutzer*innen aus dem Umland mitversorgen müssen. Ärzte des Infektiologikum Frankfurt sprachen im Dezember in einem Interview mit dem GAB Magazin von Wartezeiten von bis zu drei Monaten. „Außerdem werden aktuell im Wesentlichen Männer, die Sex mit Männern haben, als mögliche PrEP-Nutzer angesprochen“, so Florian Beger weiter. „Andere Personen mit einem erhöhten Risiko nehmen die PrEP selten als Schutzoption für sich wahr und bräuchten gegebenenfalls auch andere Zugänge; bei einem Fachtag der AIDS-Hilfe Hessen im Herbst 2022 wurde zum Beispiel die Frage aufgeworfen, ob es mehr Gynäkolog*innen mit PrEP-Kenntnissen bedürfte“. „Es wäre wünschenswert, Modelle zu entwickeln, die die PrEP niedrigschwelliger auch in den Regionen zugänglich macht“, meint Florian Beger. Ideen gäbe es einige: Kooperationen mit örtlichen Praxen, die die quartalsweisen Tests übernähmen, so dass PrEP-Nutzer*innen nur bei besonderen Fragen zum Schwerpunktbehandler reisen müssten. Eine weitere Idee sei ein „PrEP-Bus“, der Testungen in der Fläche anbiete. „Leider sind diese Überlegungen aktuell noch sehr in den Anfängen“, so Beger. „Seitens der hessischen AIDS-Hilfen versuchen wir, relevante Akteur*innen des Gesundheitswesens an einen Tisch zu bringen, um dann gemeinsame Projekte zu entwickeln, die den Zugang im ländlichen Raum erleichtern.

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Was also tun als potenzieller PrEP-Nutzer*in der Provinz? Frederik Johnson empfiehlt zum Auffinden der nächstgelegenen PrEP-Praxis das Online-Gesundheitsportal des Gesundheitsministeriums www.gesund.bund.de, das die Ergebnisse der lokalen Ärztesuche mit dem Suchbegriff „HIV-Präexpositionsprophylaxe zur Prävention einer HIV-Infektion“ in einer übersichtlichen Landkarte darstellt. Auch die Website der Deutschen AIDS-Hilfe verweist auf dieses Portal. Florian Beger empfiehlt die Beratungsangebote der neun AIDS-Hilfen im Land in Anspruch zu nehmen. Außerdem gebe es online auf www.hivag.de eine Liste der Hessischen Arbeitsgemeinschaft von HIV-Versorgern HIVAG. Die HIVAG ist ein gemeinnütziger Verein und Zusammenschluss von niedergelassenen Ärzten in Hessen, die schwerpunktmäßig im HIV-Bereich tätig sind. Dort gibt es auch eine Übersicht über diejenigen Ärzte, die die PrEP verschreiben.

www.gesund.bund.de, www.hivag.de

www.aids-hilfe-hessen.de, Dr. Frederik Johnson: praxis-rodgau.de

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