Queer Filmfest Weiterstadt

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Foto: GMfilms

Ein Lichtblick für alle Cineast*innen, die in diesem Jahr schon den einen oder anderen Abend zu oft vor der heimischen Leinwand zubringen mussten: Joachim Pollitt und das Team vom Queer Filmfest Weiterstadt haben trotz aller Widrigkeiten ein prallgefülltes Festival-Programm auf die Beine gestellt, das zwei Wochen lang Highlights und Geheimtipps des aktuellen queeren Films zeigt.

Um so vielen Gästen wie möglich einen Besuch zu ermöglichen, werden die Filme an drei Locations gezeigt: neben der Heimstätte des Festivals, dem Kommunalen Kino Weiterstadt, sind die Filme auch im Lichtblick Kinotreff Mörfelden-Walldorf und im Programmkino Rex in Darmstadt zu sehen.


Eröffnet wird das Festival mit „Adam“, einer entzückenden Zeitgeist-Komödie über ein Coming-out der etwas anderen Art: Der 16-jährige, leicht andogyn wirkende, Titelheld besucht seine lesbische Schwester in New York und verknallt sich auf einer queeren Party in das Mädchen seiner Träume. Die allerdings glaubt, Adam wäre ein Trans-Mann …


Ein bedrückendes Bild politischer Wirklichkeit in Europa zeichnet die Dokumentation „Welcome to Chechnya“, in der eine Gruppe russische LGBTQ*-Aktivisten begleitet wird, die versucht, queeren Verfolgten die Ausreise aus Russland zu ermöglichen, indem sie sie aus Tschetschenien schmuggeln.


Im Kinojahr 2019/20 rückt auch die Liebe im Alter stärker in den Fokus der Filmemacher*innen: So erzählt das rührende Drama „Wir beide“ von Madeleine und Nina, die Tür an Tür wohnen, aber seit Jahrzehnten davon träumen, offen miteinander leben zu können. Eine völlig andere Biografie wird lebendig in der viel beachteten Dokumentation „Im Stillen laut“, in der Erike und Tine, beide 81, von der Liebe zueinander und zur Kunst, von Autonomie und vom queeren Leben in der DDR erzählen.



Foto: GMfilms

In „Das Ende des Schweigens“ wird noch ein anderes, düsteres Kapitel, deutscher Nachkriegsgeschichte aufgeschlagen, nämlich das der Frankfurter Homosexuellenprozesse 1950/51.

Das Dokudrama zeichnet in Film- und Interviewszenen die Ereignisse nach, die auf die Verhaftung des Stricherjungen Otto Blankenstein folgten: ausgehend von der gefundenen Kundenliste des Jungen wird gegen mehr als 200 homo- und bisexueller Männer ermittelt, die Frankfurter Polizei verhaftet rund 100 von ihnen.

Von dieser Verfolgungswelle ausgehend fasst der bald berüchtigte Paragraph 175 Fuß im Strafverfolgungssystem der noch jungen Bundesrepublik. Doch mit dem viel zu späten Erlöschen des Paragraphen wurde nicht das Leid der Männer fortgewischt, die unter ihm zu leiden hatten.

Regisseur van-Tien Hoang hat seine Doku in Frankfurt gedreht; wir haben den Regisseur 2018 zum Interview getroffen.


Weitere Highlights, die zum Teil auch schon im regulären Kinoprogramm oder im Rahmen der Queerfilmnacht zu sehen waren, sind unter anderem der Jugendfilm „Kokon“, das höchst sehenswerte Berliner Drama „Futur Drei“, der ästhetische Streifen „Als wir tanzten“ und das erotische Gefängnisdrama „Der Prinz“. Abgerundet wird das 24. Queer Filmfest von einem Kurzfilmprogramm und einem Abend des mittellangen Films.

21.10. – 4.11., 21. Queer Filmfestival im Kommunalen Kino Weiterstadt, Lichtblick Kinotreff Mörfelden-Walldorf und Programmkino Rex in Darmstadt, Infos über www.queer-weiterstadt.de

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