Rollenspiele: Felix Krull am Altonaer Theater

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Foto: Carl Van Vechten, Gemeinfrei

In Roman „Die Bekentnisse des Hochstaplers Felix Krull“ spiegeln sich die Identitätskrisen des jungen Thomas Mann und die des fast Achtzigjährigen wieder, der sich in einen 19-jährigen Hotelpagen verliebte und dessen Bisexualität in der historischen Debatte um das Haus Mann bis heute gerne ausgeblendet wird. 

Das dem ab dem 24. Oktober auf der Bühne des Altonaer Theaters zu sehenden Bühnenstück zugrunde liegende Buch, entstand in den Jahren 1910 bis 1913 und 1950 bis 1954. Besonders in der Figur des homosexuellen Lord Kilmarnock, beschrieben als „ein Mann von sichtlicher Vornehmheit, um die Fünfzig, mäßig hoch gewachsen, schlank, äußert akkurat gekleidet“, hat sich Thomas Mann wohl selbst porträtiert. Im Sommer 1950 wohnte er in Zürich im Grand Hotel Dolder, wo er sich in den 19-jährigen Hotelpagen Franz Westermeier verliebte. Es sollte seine letzte große Liebe sein. (Quelle)

Aber nicht nur Bisexualität, Prüderie und Bigotterie in der bürgerlichen Welt sind insgesamt die Hauptthemen in Felix Krull. Die Welt will betrogen sein, und Felix Krull – geborener Hochstapler, eloquenter Charmeur und Liebling nicht nur der Frauen – betrügt sie. Attraktiv, elegant, ausreichend egoistisch und raffiniert beschreitet er seinen ganz eigenen Weg zwischen Wünschen, Werten und Wahrheit“, schreibt das Altonaer Theater in seiner Premierenankündigung. Neben der amüsanten Unterhaltung um einen gesellschaftlichen Falschspieler entlarve die Geschichte die bürgerliche Welt, die den Betrug herausfordere, indem sie die Menschen nach dem äußeren Schein, dem guten Namen und den vorhandenen Mitteln beurteile. Felix Krull zeige, wie sich – entsprechendes Talent vorausgesetzt – die Wahrnehmung der Gesellschaft manipulieren lasse, so die Theatermacher weiter. Ein Phänomen, das die Gegenwart nur all zu gut kennt, wenn auch die Talente sich in Teilen geändert haben. Siehe zum Beispiel Instagram und leider auch Grindr & Co. Ob und wenn wie John von Düffel (Drehbuch) und Georg Münzel (Regie) ihre Protagonisten, dargestellt von Tobias Dürr, Flavio Kiener, Melina Sánchez, Anne Schieber, Ole Schloßhauer und Nadja Wünsche, diesen Sprung in die Moderne auf der Bühne vollziehen lassen, wird am 24. Oktober zu sehen sein.

24.10. – 27.11., Altonaer Theater, Museumstraße 17, Hamburg, www.altonaer-theater.de

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