Queerfeindlicher Vandalismus in Köln

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Das Kölner Mahnmal für die schwulen und lesbischen Opfer des Nationalsozialismus wurde von Unbekannten mit queerfeindlichen Parolen beschmiert und beschädigt. Queere Verbände fordern eine konsequentere Antidiskriminierungspolitik.

Das Mahnmal für die schwulen und lesbischen Opfer des Nationalsozialismus war 1995 an der Hohenzollernbrücke am Rheinufer errichtet worden. In der Form eines Rosa Winkels mit der Aufschrift „Totgeschlagen - Totgeschwiegen, den schwulen und lesbischen Opfern des Nationalsozialismus“ erinnert es an all jene Mitglieder der queeren Communities, die in der Zeit des Nationalsozialismus kriminalisiert, verfolgt und getötet wurden, aber auch an die anhaltende Diskriminierung von Lesben und Schwulen in der Bundesrepublik. In seiner Wiederaneignung des Symbols steht das Mahnmal gleichzeitig auch für die Stärke und Überlebenskraft der Communities.

Foto: Jörg Lenk / CC0 / wikimedia.org

Nun fiel das Mahnmal einem Vandalismus zum Opfer. Mutmaßlich im Zeitraum 24. Dezember bis 14. Januar haben Unbekannte den Gedenkstein mit Parolen und Symbolen beschmiert, wie ein Polizeisprecher am Montag mitteilte. Ermittlungen wegen Sachbeschädigung wurden bereits eingeleitet, auch der Staatsschutz sei eingeschaltet worden.

Foto: Zauberflöten

„Wir sind schockiert über die Schändung“ sagte Thiemo Burghof-Parkin, erster Vorsitzender der Zauberflöten. Einen Ort mit so hoher emotionaler Bedeutung zu verschandeln, sei mehr als bloße Sachbeschädigung. „Das ist ein Zeichen von Queerfeindlichkeit. Es zeugt von einer menschenfeindlichen Haltung, in der Minderheiten und vermeintlichen Randgruppen der Respekt abgesprochen und ihre historische Verfolgung verharmlost wird.“

Auch Fabian Spies, Landesvorsitzender der NRWSPDqueer, verurteilte die Tat auf das Schärfste. „Wer zum feigen Vandalismus greift, der greift unsere offene und vielfältige Gesellschaft an“, so Spies. „Die Schmierereien und Beschädigungen stehen für geschichtsvergessene Verharmlosung queerfeindlicher Verfolgung und für eine menschenfeindliche Ideologie.“

Gemeinsam mit den Zauberflöten fordert das Queere Netzwerk NRW eine klare Haltung gegen derartige Einstellungen. „Diskriminierung und Hass dürfen in unserer Gesellschaft nirgends akzeptabel sein. Nicht als sprachliche Anfeindung, nicht als Sachbeschädigung und nicht in Form von körperlicher Gewalt,“ bekräftigte Lilith Raza, Vorstandsmitglied des Queeren Netzwerks. Stattdessen sei es wichtig, sich mit den Opfern von Diskriminierung und Gewalt solidarisch zu zeigen, ihre Communities zu stärken und aktiv gegen Diskriminierung einzutreten. Der Vorfall zeige auch, wie wichtig es sei, an die Verfolgung und Kriminalisierung queerer Menschen zu erinnern, ergänzte Neo Argiropoulos, ebenfalls Mitglied im Vorstand des Queeren Netzwerks.

„Diese Geschichte wirkt fort, und queerfeindliches Gedankengut ist alles andere als ein Relikt der Vergangenheit. Wir fordern darum konsequente Antidiskriminierungspolitik auf allen Ebenen, auch und insbesondere im Grundgesetz, in dem der Schutz queerer Menschen noch immer nicht verankert ist.“

Jährliche Gedenkveranstaltung nicht gefährdet

Die Kölner Stadtverwaltung hat die zeitnahe Reinigung des Mahnmals zugesagt, sodass die jährliche Gedenkveranstaltung anlässlich des Holocaust-Gedenktags am 27. Januar ‚wie gewohnt‘ stattfinden kann. Gastgeber*innen der von den Zauberflöten musikalisch begleiteten Gedenkveranstaltung sind die Landesarbeitsgemeinschaft Lesben in NRW, der Lesben- und Schwulenverband NRW, das Netzwerk Geschlechtliche Vielfalt Trans* NRW, das Queere Netzwerk NRW und die ARCUS-Stiftung.

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