„Jugend gegen Aids“ und die PrEP

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Gleichwertig in der HIV-Prävention werden heute das Kondom, die PrEP und der Schutz durch Therapie anerkannt und kommuniziert. Wie steht das Projekt Jugend gegen Aids (JgA) zu dieser als „Safer Sex 3.0“ getauften Vielfalt? Marlon Jost, Vorstandsmitlgied von JgA, stand uns Rede und Antwort.

Foto: Alex Kleis

Als ich das erste Mal mit euch sprach, war PrEP noch Zukunftsmusik. Jetzt ist sie Realität in Deutschland. Wie geht ihr damit in euren Beratungen und Workshops um?

Wir beobachten die Entwicklungen und reagieren auch auf aktuelle Fragen und Themen, die bei jungen Leuten auftreten. Wir versuchen immer auf dem aktuellen Stand zu sein, weil wir besonders in unseren Workshops an Schulen immer wieder mit Fragen konfrontiert sind zu Themen, die die Schüler von der Straße, aus Gesprächen oder aus den Medien mitbringen. Einer dieser Punkte ist natürlich die PrEP, die für eine bestimmte Zielgruppe einen großen Vorteil bietet, sich gegen eine Übertragung mit HIV zu schützen. Wir sehen aber auch ein Risiko.

Foto: Jugend gegen Aids

Welches?

Die Gefahr, dass zu sehr vereinfacht wird. Durch die teilweise sehr werblichen und breiten öffentlichen Kampagnen für das Thema PrEP kann eventuell bei einigen der Eindruck entstehen, es gäbe jetzt was gegen HIV und man müsse nur einfach Tabletten nehmen und braucht dann kein Kondom mehr. Wir machen Primärprävention bei einer großen Masse von jungen Menschen und nicht nur für eine spezielle Zielgruppe. Wir sehen in diesem Zusammenhang die zu starke Konzentration auf das Thema kritisch.

„Differenziert darüber aufklären!“

Kannst du das erläutern?

Was uns sehr wichtig ist zu sagen, ist an die gerichtet, die solche Kampagnen zur PrEP machen, an die, die Budgets dafür haben: dass die Macher darauf achten, wie viel Gewicht sie auf dieses Thema legen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass junge Leute, die uns darauf ansprechen, einfach „diese Pille“ wollen und vielfach nicht wissen, dass sie zwar gegen HIV hilft, aber nicht gegen Tripper, Syphilis oder Chlamydien. Darüber muss differenziert aufgeklärt werden.

Kondome schützen aber bei einigen sexuell übertragbaren Krankheiten (STI) nur sehr schlecht. Erst durch die Diskussion über die PrEP ist einigen Schwulen gerade wieder klar geworden, dass man sich trotz Kondomen alles Mögliche „einfangen“ kann und regelmäßige Tests die einzig wirklich sichere Antwort auf STI sind.

Das predigen wir aber ja auch schon so lange es uns gibt. Unser Ansatz ist der, den Leuten die Angst davor zu nehmen, sich testen zu lassen. Wir informieren in den Workshops ausführlich über die verschiedenen Symptome und auch über die Testmöglichkeiten und was sie kosten bzw. darüber, dass einige ja auch kostenfrei angeboten werden. Wir ermutigen dazu, offen zu reden und einen angstfreien Umgang damit zu lernen.

*Interview: Christian Knuth

www.jugend-gegen-aids.de

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