Goethe. Werther. Eisermann.

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Foto: Fabian Hanis

Am 16. September liest der Schauspieler André Eisermann, bekannt aus Filmen wie „Kaspar Hauser“ und „Schlafes Bruder“, im Alten Pfandhaus aus „Die Leiden des jungen Werther“, eindrucksvoll begleitet von Jakob Vinje am Klavier. Zwei weitere Matinée-Veranstaltungen am 17. September in der Lutherkirche Südstadt runden die „Trilogie mit André Eisermann“ ab.

„Die Leiden des jungen Werther“ machte Johann Wolfgang von Goethe 1774 mit einem Schlag berühmt. Der Briefroman über die unglückliche Liebesbeziehung des jungen Rechtspraktikanten Werther zu der mit einem anderen Mann verlobten Lotte mit seinem tragischen Ende berührt auch heute noch zahllose Leser*innen. 

Bei André Eisermann erlebt der junge Werther seine allabendliche Auferstehung. Wenn der Schauspieler aus Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ vorträgt, kann man dies nicht mehr als Lesung bezeichnen. Auf der Bühne, angestrahlt von blauem Licht, wird Eisermann zu Goethes Werther. Er interpretiert die leidenschaftlichen Worte des unglücklich verliebten Mannes mit einer Intensität, die ihresgleichen sucht. Die Musik stammt von Jakob Vinje, der den Schauspieler mit der eigens für die Performance komponierten Musik am Klavier begleitet. 

16.9., Altes Pfandhaus, Kartäuserwall 20, Köln, 20 Uhr (Einlass 19:30 Uhr). Tickets für 29 Euro gibt es unter www.altes-pfandhaus.de/event/goethe-werther-eisermann-spoken-word-performance und an der Abendkasse ab 19 Uhr.

Trilogie mit André Eisermann

Tags darauf findet in der Lutherkirche Südstadt ein Talk zwischen André Eisermann und Pfarrer Hans Mörtter statt. Zuvor jedoch liest Eisermann zwei Kapitel aus seiner Autobiografie „1. Reihe Mitte – Ein Schaustellerleben“, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch.

17.9., Lutherkirche Südstadt, Martin-Luther-Platz 4, Köln. 11 Uhr: Lesung aus „1. Reihe Mitte – Ein Schaustellerleben“. 12 Uhr: „Vergebung leben – die Narren Gottes“ mit André Eisermann und Pfarrer i.R. Hans Mörtter.


Drei Fragen an … André Eisermann

Goethe. Werther. Eisermann – wie kam es dazu? Warum Goethe, warum der „Werther“?

1999 wurde ich gebeten, zur Wiedereröffnung des Lotte-Hauses, dem Elternhaus der Charlotte Buff, der Goethe im Werther ein literarisches Denkmal setzte, aus „Die Leiden des jungen Werther“ zu lesen. Eigentlich als einmalige Veranstaltung geplant, wurde die Performance zu einem Publikumshit.  

Heute, nach 24 Jahren und 600 Aufführungen weltweit, macht es meinem Pianisten Jakob Vinje und mir noch immer tierischen Spaß. Anders als bei Drehbüchern oder Projekten, die man sonst so angeboten bekommt, haben wir es hier mit einem echt guten und zeitgemäßen Stoff zu tun. Außerdem kann ich dabei als Schauspieler so richtig „die Sau rauslassen“. Da gehts ab! Da ist ein verknallter junger Mann, der nicht wahrhaben will, dass seine große Liebe an einen anderen Mann vergeben ist und bitter enttäuscht wird. Geht es nicht vielen so, dass sie all ihre Sehnsüchte in einen Partner hinein projizieren und dabei Gefahr laufen, eines Tages aus ihrer Täuschung aufzuwachen, weil sie ent-täuscht werden!? Eigentlich etwas Positives, denn dadurch kann man die Dinge wieder so sehen wie sie sind und nicht wie man sie haben will. Die Leiden, die damit einhergehen, sind uns nicht unbekannt. Wie heißt es doch an einer Stelle: „Wenn wir uns selbst fehlen, dann fehlt uns doch alles.“ Goethes „Werther“ ist Pathos pur, das ist Popkultur. 

Tags darauf sprichst du in der Lutherkirche Südstadt mit einem Pfarrer, davor liest du aus deiner Autobiografie. Du hast die drei Veranstaltungen als Trilogie bezeichnet. Was ist das Verbindende daran?

Die Initiative, dass ich neben dem „Werther“ tags darauf um 11 Uhr in der Lutherkirche auch noch aus meiner Autobiografie „1. Reihe Mitte - Ein Schaustellerleben“  lese und mich mit Pfarrer Hans Mörtter in eine kontroverse Gesprächssituation begebe, kam von Petra Junk und ihrem Institut „24/7“, ein „Institut für Seminare, die den Geist kultivieren“. Klingt das nicht toll? Den Geist kultivieren. Als Kulturschaffender strebe ich doch auch nach nichts anderem:  Kultur verbindet uns miteinander. Das Wort Kultur stammt aus dem lateinischen und bedeutet „Ackerbau“. Was wir dort säen, das werden wir ernten. Kultur ist somit systemrelevant und sollte uneingeschränkt gefördert werden. Besonders in Zeiten, wo immer mehr Menschen sich von künstlichen Intelligenzen beeinflussen lassen und den Mut nicht mehr aufbringen, „sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen“, um es mal mit den Worten von Emanuel Kant auszudrücken. 

„Kaspar Hauser“ und „Schlafes Bruder“ haben dich einem breiten Publikum bekannt gemacht. Wann werden wir dich wieder mal auf der Leinwand sehen? 

Auf der Leinwand gerade nicht, aber im Fernsehen. Die Dreharbeiten zur Literaturverfilmung des Romans „Ein Mann seiner Klasse“ von Christian Baron, haben wir vor wenigen Tagen erfolgreich abgeschlossen und im Herbst wird ein neuer „Tatort“ aus Ludwigshafen (Gold) ausgestrahlt, für den ich gemeinsam mit Heino Ferch vor der Kamera stand. 

Wer bis dahin aber nicht warten möchte, kann sich gerne auf Netflix den Film „Isi & Ossi“ anschauen, wo ich den Mannheimer Boxtrainer „Spasti“ spiele. Das ist sehr lustig und mal was anderes als diese großen „Brocken“, die ich zu Beginn meiner Karriere stemmen musste.

Interview: Sabine Hannakampf

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