Das sind die schwulenfreundlichsten Destinationen Europas

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Was war dieses Jahr nicht ereignisreich für alle Menschen, die von Natur aus gleichgeschlechtliche Partner lieben. Die gleichgeschlechtliche Ehe ist in Deutschland seit dem 01. Oktober 2017 möglich, vorher durften Homosexuelle ihre Lebensgemeinschaft nur als eingetragene Lebenspartnerschaft deklarieren. Erst kürzlich gab es neues Aufsehen, als der US-amerikanische Schauspieler Kevin Spacey sich öffentlich als schwul outete. Eine gleichgeschlechtliche Ehe scheint heutzutage in weiten Teilen der Erde nichts Besonderes mehr zu sein. Dies zeigt sich insbesondere in den schwulenfreundlichsten Städten Europas.

Foto: oneinchpunch – 557022133 / Shutterstock.com

Für viele Menschen gibt es auf der Welt nichts Schöneres, als nach Urlaubsschnäppchen zu stöbern und mit der Familie bzw. dem Liebsten zusammen in ein anderes Land zu reisen, dabei andere Kulturen, Menschen und Sitten kennenzulernen. Allerdings steht dieses Privileg, jedes Land ohne Angst besuchen zu können, längst nicht jedem offen. Denn es gibt immer noch Länder, in denen man Menschen, die aus der Perspektive einer vermeintlichen gesellschaftlichen Norm als „abnormal“ betrachtet werden, verfolgt, diskriminiert und ausgeschlossen werden.

Glücklicherweise gilt Homosexualität zumindest in weiten Kreisen Europas längst nicht mehr als „unnatürlich“. Homosexualität ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, auch wenn ganz offizielle Zahlen noch fehlen. Statistische Erhebungen sind aber nicht nur deswegen schwierig, weil lange Zeit aufgrund gesellschaftlicher Restriktionen viele Menschen ein Bekenntnis zu ihrer sexuellen Orientierung vermieden, sondern auch deswegen, weil viele LGBT-Zugehörige („Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender“) sich selbst gar keiner eindeutigen sexuellen Präferenz zuordnen.

Laut dem Berliner Marktforschungsinstitut Dalia sollen weltweit zwischen fünf und zehn Prozent aller Menschen homosexuell sein. In Deutschland wären dies demnach mindestens vier Millionen Menschen, auch wenn diese Zahl wahrscheinlich noch höher liegt, denn die Studie ergab, dass in Deutschland sogar 7,4 Prozent aller Menschen homosexuell sein sollen. Damit ist Deutschland europaweit sogar Spitzenreiter vor Spanien und England. In keinem anderen europäischen Land gibt es folglich so viele Schwule und Lesben wie hierzulande.

Deutschland nicht schwulenfreundlichstes Land in Europa

Trotz dieser Zahlen gilt Deutschland nicht als das offenste Land für Homosexuelle in Europa. Denn dem Spartacus Gay Travel Index aus dem Jahr 2016 zufolge, der jährlich mehr als 190 Länder weltweit in Bezug auf ihre Toleranz gegenüber Homosexuellen untersucht, sind zumindest derzeit Schweden und Großbritannien die schwulenfreundlichsten Länder der Welt. Deutschland befindet sich nicht einmal unter den Top 20.

Spartacus Gay Travel Index 2016: Das sind die 10 schwulenfreundlichsten Länder Europas

  1. Schweden
  2. Großbritannien
  3. Belgien
  4. Niederlande
  5. Frankreich
  6. Dänemark
  7. Réunion (zu Frankreich)
  8. Island
  9. Finnland
  10. Irland

Dass Deutschland derzeit nicht zu den Vorzeigestaaten gehört, was Toleranz und Gleichberechtigung von Homosexuellen anbelangt, soll vor allem mit dem rechtspopulistischen Klima zu tun haben. Deutschland stürzte im Vergleich zur letzten Veröffentlichung des Index um acht Plätze ab. Doch auch andere Länder haben zu kämpfen. Dazu zählt neuerdings auch die USA, wo man nach der Amtsübernahme von Donald Trump mehr und mehr die Gefahr sieht, dass auch in vielen ehemaligen Hochburgen für Homosexuelle, darunter etwa New York City, Los Angeles, Florida und Kalifornien, schon bald ein neuer, homophober Wind wehen könnte.

Noch 2015 hatte der US-amerikanische Supreme Court, das höchste Gericht in den Staaten, die gleichgeschlechtliche Ehe in allen 50 Bundesstaaten des Landes für legal erklärt. US-Präsident Trump hat seit Amtsantritt, wenn auch nur indirekt, den Kampf gegen alle Homosexuellen des Landes aufgenommen. Erst jüngst witzelte er, Vize-Präsident Pence wolle „alle hängen“ lassen, die sich in den USA als schwul oder lesbisch outen.

Es ist nicht die erste Entgleisung des US-Präsidenten in Bezug auf Schwule und Lesben, die von ihm in der Vergangenheit zu hören war. Auch mit seinem Transgenderverbot im US-Militär sorgte Trump weltweit für Negativschlagzeilen. Dieses Gesetz verbot Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht mit derjenigen übereinstimmt, die ihnen von Geburt an zu eigen ist, eine militärische Karriere im US-amerikanischen Militär. Zahlreiche Menschen, darunter teils hochdekorierte Soldaten, mussten daraufhin das Militär verlassen. Unterdessen wurde aber bekannt, dass diese Regelung Trumps wohl schon bald wieder gerichtlich gekippt werden könnte.

In diesen Städten sind Schwule besonders willkommen

Doch natürlich kann man auch als Homosexueller zumindest in einigen Teilen der USA noch immer einen schönen und vor allem sicheren Urlaub verbringen. Dies gilt in Europa beispielsweise auch für Paris oder London. Einer Untersuchung des Portals HolidayCheck zufolge soll es sich bei diesen Städten nämlich um die schwulenfreundlichsten Städte Europas handeln – und das noch vor Berlin, das auf Platz drei landet.

Dabei versteht sich Berlin selbst als „bunteste“ Hauptstadt Europas. 300.000 Homosexuelle nennen Berlin ihr Zuhause. Zahlreiche Szene-Bars und Flirtdestinationen speziell für Schwule und Lesben zieren das Stadtbild und sind vor allem an den Wochenenden prall gefüllt mit gut gelaunten und feierwütigen wie flirtbereiten Menschen. Doch auch in anderen deutschen Städten wie München oder Hamburg gibt es eine breite Schwulen- und Lesbenszene, das gilt natürlich auch für Köln, wo circa zehn Prozent der Stadtbewohner schwul oder lesbisch sind.

Kurioserweise sind es gerade die katholisch geprägten Regionen in Deutschland, in denen Schwule und Lesben allem Anschein nach besonders willkommen sind. Denn rein statistisch gesehen befinden sich in Deutschland die meisten „Gay-friendly“-Hotels gerade in katholisch geprägten Gegenden. Rein rechtlich ist gegen Hotels, die sich speziell auf „Gay-only“ spezialisiert haben, nichts einzuwenden, denn in Deutschland besitzen Hotels Kontraktionsfreiheit, die es ihnen gestattet, selbst zu entscheiden – wenn natürlich auch nur im Rahmen der geltenden Gesetze -, mit wem sie einen Vertrag abschließen wollen oder eben nicht.

Leider gibt es aber auch eine Kehrseite der Medaille. Denn natürlich wird das bunte Treiben nicht in allen Ländern so gutgeheißen wie in vielen europäischen Hauptstädten. Insbesondere in Russland, Saudi-Arabien, Jamaika, dem Jemen sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten haben Homosexuelle einen schweren Stand, müssen gar teils um ihr Leben fürchten. Leider ist es auch aus diesen Gründen für Homosexuelle auf Reisen noch immer notwendig, sich vorab zu erkundigen, wo sie willkommen und rechtlich geschützt sind – und wo leider noch immer nicht.

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