„Welcome to tomorrow“ – Tokio

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WELCOME TO TOMORROW

Auf der Suche nach einem urbanen Ort, der schon heutzutage einen Ausblick auf das Leben der Zukunft gibt, führt kein Weg an Tokyo vorbei. Die Stadt der Vergänglichkeit - erneuert sich permanent in ungeheurem Tempo.

DIE STADT DER VERIRRUNG

Das öffentliche Verkehrsnetz muss eine effiziente Beförderung von 12 Millionen Einwohnern per Bahn sicherstellen. Es wundert also nicht, dass Tokyo über eines der fortschrittlichsten, schnellsten und sichersten Transportsysteme verfügt. Ein Erlebnis ist der Besuch des größten und am meisten frequentierten Bahnhofs „Shinjuku Station“: In dem Mehrebenen-Labyrinthsystem mit zwölf Bahnlinien und täglich zwei Millionen Pendlern kann man sich ziemlich leicht verlaufen.

Sinnvoll ist es, sich nach einem englischen Metroplan zu erkundigen oder in Zweifelsfällen das hilfsbereite Personal zu fragen. Dennoch ist es für Nicht-Japaner ein schwieriges Unterfangen, sich in der Metropole zurechtzufinden. Das liegt vor allem an den zwölf Bahnbetreibern mit jeweils eigenen Ticket-Systemen ...

KONSUM ALS RELIGION

Am besten erlebt man die Zukunft beim Einkaufen. Die Selbstbedienungskultur wird offenkundig bei den omnipräsenten Verkaufsautomaten für Getränke, Frühstück und Mittagessen. Alternativ kann man seine Wocheneinkäufe im Supermarkt mit dem Handy bezahlen: Der Betrag wird einfach vom Guthaben abgebucht.

Schließlich gibt es keinen zweiten Ort auf der Erde, an dem das Leben so sehr dem Shopping gewidmet wird. Da die Immobilienpreise in Tokyo immer noch weltweit am höchsten sind und sogar der Kauf eines Autos erst genehmigt wird, wenn man einen eigenen Parkplatz nachweisen kann, legen Japaner nur wenig Geld auf die hohe Kante. Stattdessen geben sie es aus und konsumieren wie keine andere Nation. Es ist das Mekka für jede internationale Modemarke, die sich gerne in den allerneusten Flagship-Stores präsentiert.Passend dazu adaptieren Tokyos unzählige Fashion Victims ihr Styling direkt von den Mode-Laufstegen der Welt und übertragen es auf die Straße.

Das Konsumverhalten wird mit der japanischen Philosophie kombiniert, dass Exportgüter eine „gute“ Qualität haben müssen, Inlandsprodukte aber eine noch bessere. Daraus resultieren einzigartige Produkte ausschließlich für den japanischen Markt. Und beispielsweise Sushi aus US-importiertem Tunfisch kostet ein Drittel weniger als aus japanischem Tunfisch.

Weltweit berühmt für ihre hohe Qualität ist auch die japanische Kosmetikindustrie. Der Besuch eines japanischen Kosmetikgeschäfts beeindruckt mit seiner enormen Vielfalt an noch nie gesehen Marken und deren Produkten.

ZWISCHEN TRADITION UND MODERNE

Obwohl Tokyo die Stadt der Zukunft verkörpert und die japanische Gesellschaft über den Verlust der traditionellen Werte klagt, findet man immer noch Orte, wo Traditionen gelebt werden. Der Kampf zwischen Tradition und Moderne ist überall sichtbar, vor allem aber in den Köpfen der Menschen. So sind beispielsweise homosexuelle Handlungen nicht strafbar, werden aber von der älteren Generation nicht toleriert. Das macht ein Coming-out für viele unmöglich und führt dazu, dass ein Großteil der Community hinter verschlossenen Türen lebt und ein Doppelleben führt.Dennoch gilt Tokyo als DIE Szenemetropole Japans. Der Stadtteil Sinjuku Nichome ist das Epizentrum der Community und bietet mit 200 Szene-Bars und Clubs die höchste Vergnügungsdichte ganz Asiens. Wer aber der japanischen Sprache nicht mächtig ist, dem bleibt zu vielen Lokalen der Eintritt verwehrt. Man sollte die Japaner dafür nicht zu sehr tadeln: Da viele von ihnen kein Englisch sprechen, ist es peinlich für sie, den Gast nicht mit der ihm zustehenden Qualität bedienen zu können. Um ihr Gesicht vor ausländischen Gästen zu wahren, müssen diese dann eben draußen bleiben.

Wegen der hohen Immobilienpreise sind die meisten Clubs und Bars extrem klein und voll gepackt mit Menschen. Als Besucher sollte man sich darüber im Klaren sein, dass viele der Lokale nur für muskulöse Typen offen sind. Der voll aufgepumpte Typ gilt in Japan als männliches Schönheitsideal – was andernorts eher abschätzig als pummelig bezeichnet wird.

Nichtsdestotrotz ist Tokyo eine der aufregendsten Metropolen weltweit. Sie fasziniert durch enorme Dynamik und Impulsivität im Einklang mit einer höflichen und hoch entwickelten Kultur. Das kontrastreiche Zusammenwirken macht sowohl die Stadt als auch die dortigen Typen -einzigartig.

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