Adios Machismo: Honduras wählt ersten schwulen Abgeordneten in den Kongress

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Tausende haben bei den Wahlen am 28. November gegen die Nationalpartei (Partido Nacional) gestimmt, die Honduras seit mehr als 12 Jahren regiert und in den letzten Monaten eine Kampagne des Hasses, der Angst und der Diskriminierung gegen sexuelle Vielfalt und das Recht der Frauen auf Entscheidungsfreiheit eingesetzt hat.

Der noch amtierende Präsident Juan Orlando Hernández von der regierenden Partido Nacional hat seine Niederlage mittlerweile eingestanden. Zukünftige Präsidentin des Landes wird Xiomara Castro von der linken Freien Partei (Partido Libre). Die Ehefrau des ehemaligen Präsidenten Manuel Zelaya, der 2009 bei einem Putsch von der Macht gestürzt worden war, will Honduras verändern. Wie Reportar sin Miedo berichtet, sagte sie in ihrer ersten Rede: 

„Wir werden eine neue Ära aufbauen. Raus mit den Todesschwadronen. Korruption raus. Raus mit Drogenhandel und organisierter Kriminalität. Raus mit der ZEDE [„Spezielle Zonen für Wirtschaftliche Entwicklung“ Anm. d. Red.]. Keine Armut und kein Elend mehr in Honduras. Immer weiter zum Sieg. Vereinte Leute. Gemeinsam werden wir dieses Land verändern.“

Das Ende einer Regierung der Diskriminierung und des Hasses

Die Freue über ihren Wahlsieg ist in der Community besonders groß. „Der Sieg von Xiomara ist eine Rechtfertigung als Bürgerin“, sagte Sasha Rodríguez gegenüber Agencia Presentes.

„Sie [Xiomara Castro] war immer eine Verbündete der vielfältigen Bevölkerung und der LGBTIQ*-Community. Wir haben genug davon, dass die Nationale Partei und ihr Vorsitzender Juan Orlando Hernández 12 Jahre lang an der Macht waren und sich mit religiösen Fundamentalisten, insbesondere Evangelikalen, zusammengetan haben, um Lügen und Diskriminierung gegen alle zu verbreiten“.

Juan Orlando Hernández regierte das Land mit harter Hand und einer Politik der Unterdrückung (wir berichteten). In den letzten 12 Jahren nationalistischer Herrschaft nahm die Zahl der Hassverbrechen in Honduras überproportional zu. Von 2009 bis heute gibt es einen Rekord von 389 gewaltsamen Todesfällen gegen LGBTIQ*-Personen. Allein im Jahr 2021 seien 16 Menschen ermordet worden: zehn Schwule, drei Transsexuelle und drei Lesben, berichtet die politische Beobachtungsstelle Cattrachas.

Victor Grajeda – schwule Hoffnung im Kongress

Im Vorfeld der Wahlen erstreckte sich die Gewalt auch auf queere Kandidat*innen. Bis zum 21. November registrierte Cattrachas 33 gewaltsame Todesfälle von Kandidat*innen aus der Community. Victor Grajeda hat sich davon nicht abschrecken lassen. Als einer von fünf offen LGBTIQ*-Kandidaten, die für den Kongress kandidierten, erhielt er mehr als 100.000 Stimmen und wird Stellvertreter der gewählten Kongressabgeordneten Silvia Ayala von der linken Freien Partei (Partido Libre).

Für Grajeda, der mit seinem Partner ein Dekorations-Geschäft in San Pedro Sula führt, ist die Möglichkeit, an politischen Prozessen mitzuwirken, einzigartig. Kein Geheimpolitiker sein zu müssen, bedeute, sich dem System zu widersetzen und für „eine würdevolle und transparente Darstellung“ der Community zu sorgen, sagte Grajeda. In seiner Amtszeit möchte er „Räume öffnen und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder Identität beseitigen“. Dazu gehört, Gesetze zu fördern, die Hassverbrechen kriminalisieren, und verstärkt Spezialeinheiten zur Untersuchung dieser Verbrechen einzustellen. Auch die Entwicklung von Programmen zur psychischen Gesundheit steht auf seinem Programm. 

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