Steigert Queerfreundlichkeit im Unternehmen den Gewinn?

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Unternehmen, die proaktiv für Diversity eintreten und einen LGBTIQ*-Gleichstellungsansatz verfolgen, sind gemessen an ihrer Aktienkursentwicklung überdurchschnittlich erfolgreich. Anleger, die darauf achteten, hätten in den vergangenen zehn Jahren jährlich vier Prozent mehr Rendite im Vergleich zum Gesamtmarkt erzielt, sagen die Analysten des aktuellen Berichts „The LGBT 350“ der Investmentbank Credit Suisse.

Das ESG-Team der Investmentbank Credit Suisse untersuchte für die Nachhaltigkeitsstudie „The LGBT 350“ die Leistung von 350 Unternehmen mit starken Diversity- und Eingliederungspraktiken und stellten fest, dass die Outperformance der in der Studie herausgestellten Unternehmen in Bezug auf die finanzielle Leistung und Aktienkursperformance besser abgeschnitten hat als der MSCI All Country World Index (MSCI ACWI) im gleichen Zeitraum. Der MSCI ACWI ist ein internationaler Aktienindex, der die Wertentwicklung von Unternehmen aus 23 Industrieländern und 27 Schwellenländern abbildet.

Foto: Delia Giandeini / CC0

Die Autoren haben einen LGBT-350 Index entwickelt. Darin vertreten sind Aktiengesellschaften, die Gleichberechtigung in der Gesellschaft und unter den Mitarbeitern auch hinsichtlich sexueller Orientierung und Gender-Identität anstreben.

Die fünf größten Unternehmen der LGBT-350 sind dieselben wie im S&P 500, dem Aktienindex der 500 der größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen: Die Technologiegiganten Apple, Microsoft sowie Google-Mutter Alphabet, der Online-Händler Amazon und das Social-Media-Unternehmen Facebook.


Kein Fortschritt in Europa wegen Orbàn und Konsorten?

Der von der Credit Suisse zusammengestellte Index LGBT-350 ist aktuell noch sehr US-lastig. Die Unternehmen auf dieser Liste sind überwiegend in Nordamerika ansässig (88 Prozent), zwei Prozent aus Asien und zehn Prozent aus Europa. Das könnte sich in den nächsten Jahren ändern, prognostizierten die Autoren der Studie. Zeitgleich gaben sie aber auch zu bedenken, dass Europa zwar viele Länder mit einem hohen Gleichstellungswert habe, weil aber andere Länder alles daran setzen, die Rahmenbedingungen für Queers zu verschlechtern, habe es im laufenden Jahr in Europa keine nennenswerten Fortschritte gegeben.

Warum ist queer gut für das Geschäft?

Die Analysten der Credit Suisse – Eugene Klerk, Bahar Sezer Longworth und Richard Kersley – gaben an, keine Belege dafür gefunden zu haben, dass die LGBTIQ*-Freundlichkeit die Ursache für diese Gewinne gewesen sei. Die Vorteile hätten eher darin bestanden, Talente anzuziehen und zu halten sowie queere Kunden zu gewinnen.

Foto: Bayer AG

Etwa 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung identifizieren sich laut Gallup als queer. Wäre die LGBTIQ*-Community eine Volkswirtschaft, wäre sie die drittgrößte der Welt.

Marktdaten deuten darauf hin, dass LGBTIQ*-Konsumenten generell mehr für Produkte und Dienstleistungen ausgeben als Nicht-LGBTIQ*-Konsumenten. Zudem boykottieren 86 Prozent der queeren Community Marken, die diskriminierende Standpunkte einnehmen oder unterstützen, und 71 Prozent der Community fordern Freunde und Familie auf, sich diesem Boykott anzuschließen.

Eugène Klerk, Leiter des ESG-Forschungsteams, kommt daher zu dem Schluss:

„Die Notwendigkeit für Unternehmen, einen proaktiven LGBT+-Ansatz zu verfolgen, ist unserer Ansicht nach offensichtlich. Da LGBT+-Verbraucher zwischen 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung ausmachen, schätzen wir, dass die Verbraucherausgaben durch LGBT+ bis zu 5,6 Billionen Dollar ausmachen könnten.“

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