Klage oder Boykott? Ehestreit auf den Bermudas geht in die nächste Runde

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Nachdem die Bermudas als erstes Land der Erde die Ehe für alle wieder abgeschafft haben, regt sich immer mehr Protest. Während sich in den sozialen Netzwerken eine umstrittene #BoycottBermuda-Bewegung Bahn bricht, wird vor Ort eine neue Klage vorbereitet.

Foto: facebook.com/winston.godwin

Am 7. Februar wurde auf den Bermudas ein neues Domestic-Partnership-Gesetz von Gouverneur John Rankin unterzeichnet. Das Gesetz führt eine Eingetragene Lebenspartnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare ein, nimmt ihnen das Privileg einer vollwertigen Ehe, das zuvor mittels Gerichtsentscheid durchgesetzt worden war, aber wieder weg. Mit Rankins Unterschrift wurde eine Entwicklung besiegelt, die sich seit letztem Herbst abgezeichnet hatte: Die Bermudas wurden zum ersten Land der Welt, das die Ehe für alle erst einführte, um sie anschließend wieder zurückzunehmen (blu berichtete).

Politiker und Aktivisten weltweit kritisierten den Rückschritt. Jetzt steht dem Senat der Bermudas eine neue Klage ins Haus. Anwalt Mark Pettingill, ehemaliger Justitzsenator der Inselgruppe, reichte am Donnerstag im Namen seines schwulen Klienten Roderick Ferguson eine Klage ein, die die Verfassungsmäßigkeit des Domestic Partnership Act infrage stellt. Pettingill hatte auch den Prozess geführt, mit dem Winston Godwin und Greg DeRoche vor etwa einem Jahr die Öffnung der Ehe auf den Bermudas durchgesetzt hatten (blu berichtete). Mit der neuen Klage geht das Tauziehen um die vermurkste Eheöffnung in die nächste Runde.

Gleichzeitig nimmt in den sozialen Netzwerken eine Bewegung neue Fahrt auf, die im Zeichen des Hashtags #BoycottBermuda steht und seit dem Senatsbeschluss zum Domestic Partnership Act im Herbst initiiert wurde. Ziel der Bewegung ist es, Reisende zu Stornierungen zu bewegen und die Bermudas durch einen Tourismus-Boykott an einer wichtigen wirtschaftlichen Lebensader zu treffen. Aktuell macht der Brite Jamison Firestone Schlagzeilen, weil er mit seinem Partner eine Kreuzfahrt-Hochzeit plant, sie aber nicht auf einem Schiff feiern will, das unter der Flagge der Bermudas fährt. Aktivisten sehen den Boykott kritisch. Man schade damit mehr der Bevölkerung als den konservativen Politiker, die für die Gesetzgebung verantwortlich seien, äußerte unter anderem das Bündnis Outright International.

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