Schwuler Tourismuschef will Ehe für alle auf den Bermudas retten

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Mit einem leidenschaftlichen Brief versucht Kevin Dallas, Geschäftsführer der Tourismusbehörde der Bermudas, zu verhindern, dass der Senat des Inselstaats die im Mai eingeführte Ehe für alle zurücknimmt. Der schwule Manager warnt die Senatoren davor, dass ein solcher Rückschritt dem Ansehen und dem Tourismus der Bermudas  „erheblichen Schaden“ zufügen würde und untermauert die These mit aktuellen Beispielen.

Foto: outleadership.com

Heute entscheidet sich, ob die Bermudas zum ersten Land der Welt werden, das die Einführung der Ehe für alle nachträglich zurücknimmt. Im Mai war die Öffnung der Ehe vom Obersten Gericht des britischen Überseegebiets, das politisch weitgehend autonom operiert, durchgesetzt worden. Begründung: Die Ehe gleichgeschlechtlichen Paaren vorzuenthalten sei nicht mit den Menschenrechtsbestimmungen des Inselstaats vereinbar. Die damals regierende One Bermuda Alliance hatte das Urteil akzeptiert, die erste gleichgeschlechtliche Ehe war am 31. Mai besiegelt worden. Doch nach einem Regierungswechsel im Juli wendete sich das Blatt. Wayne Fubert von der nun mehrheitlich regierenden Progressive Labour Party machte sich für eine Rücknahme der Ehe für alle stark  – eine Initiative, die in einem Kompromissgesetzentwurf mündete, der die Einführung von „Domestic Partnerships“ (faktisch Eingetragene Lebenspartnerschaft) für Homos und Heteros vorsieht, die Ehe aber als Bund zwischen Mann und Frau definiert. Das Gesetz hatte am vergangenen Freitag mit einer 24-zu-10-Mehrheit das Abgeordnetenhaus passiert. Heute stimmt der Senat abschließend darüber ab. 

Kevin Dallas, der seit Anfang des Jahres Geschäftsführer der Bermuda Tourism Authority ist, nutzt seine Position, um die Politiker vor einem Fehltritt zu warnen. In einem Brief, den er am Dienstag im Namen seiner Behörde an den Senat schickte, heißt es:  „Wir glauben, dass das neue Gesetz eine unnötige Bedrohung des Erfolgs unserer Tourismusindustrie darstellt. Wir bitten Sie dringen darum mit Nein zu stimmen.“ Dallas begründet den Aufruf damit, dass schon die Entscheidung vom Freitag in der internationalen Presse zu vielen negativen Kommentaren über die Bermudas geführt habe. Außerdem verdeutlicht er, warum eine Rücknahme der Ehe für alle sich auch politisch negativ auswirken würde: „Wir sehen Eingetragene Lebenspartnerschaften als solche gar nicht als etwas Schlechtes. Es gibt viele Länder, die Eingetragene Lebenspartnerschaften erlauben, ohne dass sich das negativ auf ihre Wirtschaft auswirkt. Aber die Umstände auf den Bermudas sind andere: Gleichgeschlechtliche Ehen sind im Gesetz unserer Insel bereits erlaubt. Diesen Zustand auf einen Status zurückzudrehen, der weniger Gleichberechtigung enthält, wird von außen als mangelnde Einheit interpretiert werden, die unserem Ruf erheblichen Schaden zufügen wird.“

Dallas verdeutlicht die wirtschaftlichen Folgen eines ramponierten Rufs, indem er das transphobe Bathroom Bill von North Carolina ins Feld führt. Es habe dem US-Bundesstaat Statistiken zufolge 3,76 Milliarden Dollar Verlust eingebracht, von denen allein 196 Millionen den Tourismus beträfen. Als zweites Beispiel führt er einen weiteren US-Bundesstaat an. In Indiana habe Mike Pences gesetzlicher Freibrief für Diskriminierung von LGBTIQ* in Unternehmen dazu geführt, dass zwölf Messen in Indianapolis abgesagt wurden und die Tourismusindustrie zwei Millionen Dollar in eine Kampagne investierte, die den Negativschlagzeilen entgegenwirken sollte. Dallas beendet sein Schreiben mit den Worten: „Wir sollten die Botschaft aussenden, dass die Bermudas kontinuierlich und dauerhaft ihrem wohlverdienten Ruf als warmes, freundliches und offenes Reiseziel entsprechen. Eine Nein-Stimme für das Domestic-Partnership-Gesetz würde der Welt diese Botschaft klar und deutlich machen.“

Foto: Screenshot / gotobermuda.com

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