Turkmenistan: Schwuler vermisst und Verfolgungswelle angekündigt

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In Turkmenistan wird laut Human Rights Watch ein schwuler Mann vermisst, nachdem er seine sexuelle Orientierung öffentlich gemacht hat. Der 24-jährige Kasymberdy Garayev wurde am 24. Oktober in der turkmenischen Hauptstadt Aşgabat auf eine Polizeiwache vorgeladen und gilt seither als verschollen. Human Rights Watch geht davon aus, dass Garayev festgenommen wurde

Am 21. Oktober 2019 veröffentlichte Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) einen Bericht, in dem sich der 24-jährige Kardiologe unter dem Decknamen „Kamille“ als schwul outete. Garayev sagte dem Sender, er habe beschlossen, RFE/RL seine Geschichte zu erzählen, um eine Diskussion in der turkmenischen Gesellschaft anzustoßen, damit sich die Einstellung gegenüber sexuellen Minderheiten ändere.

Drei Tage nach dem öffentlichen Coming-out teilte Garayev dem Radiosender mit, er sei aufgefordert worden, für eine Zuverlässigkeitsüberprüfung auf der Polizeiwache zu erscheinen. Seither fehlt jede Spur von ihm. Am 13. Oktober, zehn Tage vor seinem Verschwinden, richtete sich Kasymberdy Garayev in einer Videobotschaft an seine Familienangehörigen. Das Video sollte veröffentlicht werden, falls ihm etwas zustoßen sollte:

Die stellvertretende Direktorin der Abteilung Europa und Zentralasien bei Human Rights Watch, Rachel Denber, zeigte sich angesichts des mutmaßlichen Inhaftierung von Garayev besorgt darüber, „dass Kasymberdy Garayev aufgrund seiner sexuellen Orientierung ohne Kontakt zur Außenwelt in Haft gehalten wird“.

„Angesichts der entsetzlichen Menschenrechtslage Turkmenistans, einschließlich des Verschwindenlassens, haben wir allen Grund, um seine Sicherheit und sein Wohlergehen zu fürchten.“

Turkmenistan ist ein sehr repressives Land mit einer extrem autoritären Regierung unter Präsident Gurbanguly Berdymukhamedov, die Grundrechte wie Vereinigungs-, Meinungs- und Religionsfreiheit massiv einschränkt. Auch gehört Turkmenistan zu jenen Ländern, in denen Homosexualität immer noch strafrechtlich verfolgt wird. Einvernehmlicher gleichgeschlechtlicher Sex unter Erwachsenen wird mit einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren geahndet. Queere Menschen berichten zudem immer wieder von grausamer, unmenschlicher und erniedrigender Behandlung durch die Polizei.

Razzia gegen homosexuelle Ärzte

Wie RFE/RL berichtete, hat das Gesundheitsministerium Turkmenistans alle Bezirksgesundheitsämter in Aşgabat angewiesen, schwule Ärzte und lesbische Ärztinnen zu identifizieren und den Strafverfolgungsbehörden zu melden. Außerdem müssen sich alle Personen, die im medizinischen Bereich arbeiten – angefangen von Krankenpfleger*innen bis hin zu Oberärzt*innen –, innerhalb der nächsten beiden Wochen einer medizinischen Untersuchung unterziehen, um sexuell übertragbare Krankheiten zu identifizieren. 

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