Reiseverbot: Nicht ohne meine Leihmutter

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Foto: freepik

Die Reisebeschränkungen wegen der Corona-Pandemie bringen (zukünftige) Regenbogenfamilien in eine äußerst schwierige Lage: Weder medizinische Fruchtbarkeitsbehandlungen im Ausland noch Leihmutterschaftsreisen außerhalb Europas, um der Geburt des Kindes beizuwohnen, sind zurzeit nicht möglich.

Das Netzwerk der europäischen LGBTIQ*-Familienverbände, NELFA, appellierte an die betroffenen Staaten, im Interesse des Kindeswohls zu agieren, und forderte „verantwortliche Ministerien und Verwaltungen auf, diese Familien zu unterstützen und sicherzustellen, dass Eltern und Kinder zusammen sein und sicher zurückkehren können“.

In einem offenen Brief führte NELFA die Geschichten einiger betroffener Paare an, um ein Bewusstsein für das Problem zu schaffen.

– S. und G. sind ein französisches schwules Paar und Väter eines entzückenden Babys, das am 15. März in den USA geboren wurde. Sie kämpfen darum, alle notwendigen Dokumente zu bekommen, sitzen aktuell aber in den USA fest, ohne nach Frankreich zurückkehren zu können. 

– P. ist ebenfalls ein Franzose. Sein Mann hatte kurz vor dem Verbot einen Last-Minute-Flug nach San Francisco genommen und befindet sich in den USA in der Nähe der Frau, die bald ein Kind gebären wird. P. ist verzweifelt, weil er keine Chance hat, dabei zu sein. 

– Auch T. lebt mit seinem Mann in Frankreich. Dieses schwule Paar erwartet im nächsten Monat ein Baby per Leihmutterschaft in den USA. Sie versuchten vor zwei Tagen, ein Flugzeug zu erwischen, aber ihr ESTA wurde gestrichen und die amerikanische Botschaft antwortet nicht mehr. Sie sind sehr besorgt um ihre Tochter und wollen bei der Geburt nicht fehlen.

– P. ist Krankenpfleger und kämpft in Frankreich gegen COVID-19. P. und sein Mann erwarten im Mai eine kleine Tochter, die Leihmutter ist in Oregon. Das Paar befürchtet, bei der Geburt nicht dabei sein zu können.

– J. ist Belgier, der Ende Mai eine Tochter in Kanada erwartet. Er hofft darauf, bei der Geburt dabei sein zu können, um sein Kind in den Arm zu nehmen, vor allem aber, um es mit nach Hause zu nehmen.

Die Geschichten stünden nur exemplarisch für die äußerst schwierige Lage der zukünftigen Eltern, denn

„[e]s gibt Dutzende von LGBTIQ*-Eltern, die vor ähnlichen Problemen stehen. Einige von ihnen stecken in Europa fest, die Geburten finden in den USA, Kanada oder Mexiko statt. Sie sind stark gestresst und wissen nicht, was sie tun sollen, da sie weit weg von der Frau sind, die ihr Kind austrägt. Einige Eltern befinden sich mit ihren Babys im Ausland und kämpfen darum, die offiziellen Dokumente für die Rückkehr nach Europa zu bekommen. Die amerikanische Regierung hat z.B. die Ausstellung von Reisepassdokumenten komplett ausgesetzt, außer für Kunden, die sich in einem lebensbedrohlichen Notfall befinden und innerhalb von 72 Stunden einen Pass benötigen.“

Auch die Organisation Men Having Babies (MHB) unterstützt Regenbogenfamilien, die aufgrund der Pandemie Probleme mit Fruchtbarkeitsbehandlungen oder Leihmutterschaften in den USA oder in Kanada haben.

Für betroffene Personen wurde eigens eine Webseite eingerichtet

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