#Corona • Queers sind Risikogruppe – Deutsche Aidshilfe

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Foto: gemeinfrei / CC0

In den USA haben über 100 Organisationen in einem offenen Brief queere Menschen vor einem leichtfertigen Umgang mit COVID-19 gewarnt. In Deutschland klärt die Aidshilfe über Risiken beim Sex auf. Fakten statt Panik!

Risikofaktoren 

  • erhöhter Zigarettenkonsum in der Community
  • höhere Anzahl von Menschen mit vorbelasteten Immunsystem
  • seltenere Arztbesuche aufgrund von Diskriminierungsangst

Rauchen gefährdet die Gesundheit

Foto: T. Ross / unsplash

Besonders der erhöhte Zigarettenkonsum in der Community (männer* Hintergrundist besorgniserregend, da sich die durch das Virus SARS-CoV-2 hervorgerufene Lungenerkrankung COVID-19 bei Rauchern als besonders gefährlich erwiesen hat.

Außerdem seien laut offenem Brief die Zahlen von Krebserkrankungen und HIV-Infektionen in der Community höher, was dazu führe, dass prozentual mehr Menschen Probleme mit ihrem Immunsystem haben – ein Umstand, der sie anfälliger für das Virus mache.


HIV: Noch immer nicht beim Test gewesen?

Foto: testhelden.info

Dr. Sarah Henn, Chefärztin der Whitman-Walker Health (eine Unterzeichnerin des Briefes), erklärte der Zeitung Washington Blade, HIV-Positive seien höchstens einem sehr geringfügig erhöhten Risiko ausgesetzt als andere Menschen – solange eine medikamentöse Behandlung erfolgt und die Virenzahl im nicht mehr nachweisbaren Bereich liege. Anders ist das bei Menschen mit nicht entdecktem oder nicht behandeltem positivem HIV-Status oder einer Aids-Erkrankung.


Minoritätenstress: Diskriminierung schadet der Gesundheit

Foto: Brook Lorin/CC0 Public Domain

Der letzte Risikofaktor, der im Brief genannt wird, ist gesellschaftlicher Natur: Durch Diskriminierungserfahrungen und Angst, sich vor medizinischem Fachpersonal outen zu müssen, falle queeren Menschen der Weg zum Arzt schwerer. Besonders ältere Mitglieder der Community würden dem Gesundheitssystem, aber auch Hilfsangeboten wie Essenslieferungen und Seniorenzentren aus Angst vor Diskriminierung kritisch gegenüberstehen und dadurch stärker vereinsamen. Dies sei angesichts der Sterblichkeitsrate von älteren Menschen durch das Virus ein besonders großes Problem für die Queercommunity. Die Autoren schließen:

„Als LGBTQ+-Gemeinschafts- und Gesundheitsführung bieten die unterzeichnenden Organisationen an, Seite an Seite mit der Führung im Gesundheitswesen zu stehen, um sicherzustellen, dass wir aus der Geschichte lernen und nicht zulassen, dass eine Bevölkerungsgruppe unverhältnismäßig stark von einem Virus betroffen oder weiter stigmatisiert wird.“

(Offener Brief zu Corona und queerer Community)

Der Brief macht deutlich: Es ist wichtig, dass queere Menschen um das Risiko wissen, dem sie ausgesetzt sind.


Corona und Sex

Die männer* Redaktion wird weiterhin sachlich und ohne Clickbaiting-Effekthascherei über neuesten Erkenntnisse in Sachen Corona berichten. So auch über die Stellungnahme der Deutschen Aidshilfe, die gestern in Form eines Interviews mit dem medizinischen Referenten Armin Schafberger veröffentlicht wurde.

Besonders Teile der sich erst langsam vom Aids-Trauma befreienden schwule Sexszene fühlen sich durch Maßnahmen zum Schutz vor der schnellen Ausbreitung der aktuellen Pandemie eventuell eingeschränkt. Das wäre erschreckend egoistisch, würde aber zu den seit Jahren scharf geführten Debatten über toxische Männlichkeit und egoistische Konsumgesellschaft passen. In aller Deutlichkeit:

Ja, das Coronavirus kann durch Sex übertragen werden. Nein, niemand verbietet Sex.

Das Interview mit Armin Schafberger ist in voller Länger HIER zu finden. 

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