„Brechen dir alle Knochen“ – Neues tschetschenisches Drohszenario

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Zwei Jahre nach den schockierenden Enthüllungs-Storys über brutale LGBTIQ*-Verfolgungen in Tschetschenien (blu berichtete) schlägt das Russian LGBT Network erneut Alarm. Einer Pressemeldung zufolge drangen unbekannte Männer in die Wohnung eines ehrenamtlichen Mitarbeiters der Organisation ein und bedrohten ihn im Namen von Tschetscheniens Präsident Ramsan Kadyrow.

Foto: facebook.com/LGBT.Russia

150 verfolgte Menschen hat das Russian LGBT Network seit den ersten Berichten über die Verfolgung und Ermordung von LGBTIQ* in Tschetschenien im April 2017 in Sicherheit gebracht, Millionen hat die queere Organisation in aller Welt mit ihrer öffentlichen Aufklärungsarbeit erreicht und aufgerüttelt (blu berichtete). Dass Hilfe und Aufklärung in diesem Fall eine brandgefährliche Angelegenheit sind, bei der sich die Aktivisten selbst in Gefahr bringen, war von vornherein klar. Elena Milashina, die die Verfolgungen mit einer Enthüllungs-Story in der tschetschenischen Zeitung Novaya Gazeta erstmals öffentlich gemacht hatte, tauchte nach Erscheinen des Artikels aus Angst vor Konsequenzen und aufgrund von Morddrohungen unter, die Aktivisten des Russian LGBT Network sehen sich in Russland ohnehin dauerhaft Anfeindungen ihrer homophoben Gegner ausgesetzt. 

Dass das Drohszenario aus Tschetschenien auch zwei Jahre nach den ersten Schock-Berichten und trotz Mahnungen internationaler Politiker nicht abgestellt ist, wurde bereits Anfang des Jahres durch Meldungen über eine erneute Verfolgungswelle klar (blu berichtete). Nun gibt es wieder alarmierende Berichte aus Russland. Laut einer Meldung des Russian LGBT Network drangen am 7. Mai sieben unbekannte Männer in die Wohnung eines ehrenamtlichen Mitarbeiters der Organisation ein. Die Männer seien auf der Suche nach einer untergetauchten tschetschenischen Frau sowie dem Leiter des Russian LGBT Network-Notfallprogramms David Isteev gewesen. Als der Ehrenamtler keine Auskunft über die Aufenthaltsorte der beiden Personen geben konnte, sollen die Männer gedroht haben: „Wir bringen dich zur Polizei und brechen dir alle Knochen.“ Als auch diese Drohung keine Information zutage förderte, sollen die Eindringlinge eine Botschaft hinterlassen haben. „Sie sagten mir, ich soll David Isteev ausrichten, dass sie ihn finden und töten werden“, so der Ehrenamtler.

Die Aggressoren sollen sich als Polizisten aus der tschetschenischen Hauptstadt Grozny und als Mitglieder der „Spezialeinheit von Ramsan Kadyrow“ ausgegeben haben. Sie weigerten sich aber, sich auszuweisen. Das Menschenrechtsbündnis Human Rights Watch, das bei der Evakuierung verfolgter Tschetschenen mit dem Russian LGBT Network zusammenarbeitet, forderte die russischen Behörden am Dienstag in einer öffentlichen Stellungnahme zur Untersuchung des Falls auf.

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