Russland: Schwuler Tschetschene deportiert

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Idris Arsamikov war aus den Niederlanden nach Russland gereist, um an der Beerdigung seines Vaters in Tschetschenien teilzunehmen. Auf dem Rückweg wurde der 28-jährige in den frühen Morgenstunden des 16. Februar am Moskauer Flughafen Domodedowo festgenommen. Idris Arsamikov ist schwul, was in Tschetschenien praktisch einem Todesurteil gleichkommt.

Das von Arsamikovs Anwältin gefilmte und von der LGBTQ+-Selbsthilfegruppe SK SOS in den sozialen Medien veröffentlichte Video zeigt einen Beamten in Zivil mit einer Kapuze über dem Kopf, der den sichtlich verstörten Arsamikov abführt. Der Beamte (vermutlich ein tschetschenischer Sicherheitsbeamter) legte der örtlichen Polizei keine Papiere vor und weigerte sich, die Anwältin darüber zu informieren, wohin Arsamikov gebracht wird. 

➡️ instagram.com/sksosorg

Screenshot: www.instagram.com/sksosorg

„Tödliche Gefahr“ 

Als Grund für die Festnahme wurde den Angaben zufolge eine Anklage wegen Betrugs genannt. Sie stammt aus dem Dezember 2021 und wurde verfasst, als sich Idris Arsamikov bereits in den Niederlanden befand, wo er seit 2018 lebt. Ähnliche Verfahren habe es gegen tschetschenische LGBTIQ*-Aktivist*innen in der Vergangenheit bereits gegeben, teilte SK SOS mit.

SK SOS vermutet, dass Arsamikov auf eine Polizeiwache nach Tschetschenien gebracht wird. Der Mann schwebt in großer Gefahr. Der Leiter der Polizeiwache, der die Anweisung für seine Inhaftierung unterschrieben hatte, ist laut SK SOS derselbe Mann, der Arsamikov vor fünf Jahren gefoltert hatte. Arsamikov war im Sommer 2018 in der Nähe der tschetschenischen Hauptstadt Grosny festgenommen und mehrere Tage in einem Keller festgehalten und unter anderem mit Stromkabel gefoltert worden. Mithilfe von SK SOS gelang es ihm, 2018 aus Tschetschenien zu fliehen und in die Niederlande auszuwandern. 

Staatlicher Homohass

In Tschetschenien werden Homosexuelle systematisch verfolgt (männer* berichtete), auch wenn Tschetscheniens Anführer Ramsan Kadyrow schwule Säuberungsaktionen leugnet, indem er behauptet, in seinem Land würden „keine Schwulen“ leben, deshalb könne man sie auch nicht verfolgen.

Foto: Kremlin.ru / CC BY 4.0 / wikimedia.org

Dokumentiert sind schwere Menschenrechtsverletzungen und grausame Berichte über die Verfolgung, Folterung und Ermordung von Schwulen in Tschetschenien (männer* berichtete). Auch Fälle, in denen queere Männer ähnlich wie Idris Arsamikov in Russland von der Polizei entführt und zurück in ihre Heimat deportiert wurden, sind bekannt (männer berichtete).

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