Umfrage: Jeder fünfte Russe möchte queere Menschen auslöschen

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Zu diesem schockierenden Ergebnis kam eine Umfrage der NGO Levada Center. Die Organisation befragte in einer repräsentativen Stichprobe Teile der russischen Bevölkerung auf dem Land und in der Stadt. Insgesamt nahmen 1600 Menschen teil. Ziel der Umfrage war, die Einstellung der Nation gegenüber Menschen zu untersuchen, deren Verhalten „von gesellschaftlich akzeptierten Normen abweicht“. 

18% der befragten Russen gaben an, queere Männer und Frauen sollten „eliminiert“ werden. 32% der Befragten sind sowohl dafür, dass queere Menschen vom Rest der Gesellschaft isoliert werden sollten, als auch der Meinung, dass man sie mit ihren Problemen allein lassen müsse. Bloß jeder Zehnte gab an, die Community habe Unterstützung verdient.

Andere Gruppen, die zum Mittelpunkt der Befragung wurden, waren zum Beispiel Obdachlose, Sexarbeiter*innen, Drogenabhängige und Menschen mit HIV/Aids. Geht man nach den Ergebnissen der Umfrage, so landen queere Menschen auf Platz 6 der Unbeliebtheitsskala in Russland. Schlechter schneiden nur Mitglieder religiöser Sekten ab (21% wollen sie beseitigen), Extremisten (44%), Mörder (61%), Pädophile (75%) und Terroristen (80%).


Ergebnisse besser als in den Vorjahren

Foto: twitter.com/PeterTatchell

Es mutet tragisch an, dass Levada Center diese Ergebnisse tatsächlich positiv werten muss. Die Organisation führt die Umfrage seit 1989 regelmäßig durch – im ersten Jahr war mit 35% noch mehr als ein Drittel der Menschen dafür, die gesamte Community buchstäblich auszurotten. In Relation zu den Vorjahren gesetzt, spricht Levada dann generell auch von einer Zunahme der Toleranz. So erklärte die Soziologin Karina Pipiya gegenüber der russischen Tageszeitung Kommersant hoffnungsvoll:

„Die Stigmatisierung sozial schwacher Menschen hat in den letzten 30 Jahren abgenommen, und Maßnahmen, die ihnen helfen und sie nicht isolieren, haben sich weiter etabliert“

Russland ist eines der prominentesten queerfeindlichen Länder der Welt und sorgte in den letzten Jahren immer wieder für internationale Empörung. Präsident Vladimir Putin hat vor kurzem die Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau definiert und in der Verfassung verankern lassen. Zudem droht sein Propaganda-Gesetz jedem mit Strafe, der die Queercommunity in einem guten Licht darstellt.

Die unabhängige russische Teilrepublik Tschetschenien jedoch, in der Homosexuelle systematisch verfolgt und ermordet werden, findet sich mit Platz 202 ganz am Ende des Rankings – und gilt somit als queerfeindlichster Ort der Welt. 

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