„Doppelzüngig“ und „scheinheilig“: Elton John greift Wladimir Putin an

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In einem offenen Brief an den russischen Präsidenten Wladimir Putin hat Superstar Elton John dem Politiker in deutlichen Worten „Doppelzüngigkeit“ und „Scheinheiligkeit“ vorgeworfen. Hintergrund des Eklats ist die Zensur des Elton-John-Biopics „Rocketman“ in russischen Kinos.

Foto: twitter.com/eltonofficial

Bereits seit das Elton-John-Biopic „Rocketman“ (blu berichtete) Anfang Juni weltweit in die Kinos kam, wird von Elton John, den Filmemachern und Aktivisten kritisiert, dass in Russland unter Berufung auf die dort gelten Anti-Homopropaganda-Gesetze (blu berichtete) alle Szenen aus dem Film geschnitten wurden, die schwulen Sex oder die schwulen Umtriebe des Sängers visualisieren – inklusive einer Texttafel am Ende des Films, die auf Johns heutige glückliche Ehe mit seinem Mann David Furnish und zwei von einer Leihmutter zur Welt gebrachten Kindern verweist. Jetzt reagiert Elton John mit einem persönlichen Schreiben an den russischen Präsidenten Wladimir Putin, in dem er ihm „Doppelzüngigkeit“ und „Scheinheiligkeit“ vorwirft.

In seinem Brief bezieht sich Elton John auf ein Interview, das Putin kürzlich im Vorfeld des G20-Gipfels in Osaka der Financial Times (FT) gab. In dem Interview mit FT-Redakteur Lionel Barber erteilt Putin unter anderem dem westlichen Liberalismus eine Absage, indem er ihn als „überholt“ tituliert, und äußert überdies:  „Wir wurden für unsere angebliche Homophobie verurteilt. Aber wir haben kein Problem mit LGBT-Menschen. Gott bewahre, sollen sie leben, wie sie möchten. Aber einige Dinge scheinen uns zu weit zu gehen. Jetzt fordern sie auch noch, dass Kinder fünf oder sechs Geschlechterrollen annehmen können. Ich weiß nicht mal, was das für Geschlechter sein sollen (...) Sollen doch alle glücklich werden, damit haben wir kein Problem. Aber all das darf nicht die Kultur, die Traditionen und die familiären Werte von Millionen von Menschen überschatten“ 

Elton John nimmt diese Aussage zum Anlass, um in seinem offenen Brief an Putin anzuprangern: „Ich war tief verärgert, als ich Ihr jüngstes Interview in der Financial Times las. Ich widerspreche Ihrer Sichtweise entschieden, dass Strategien, die das Vorantreiben von Multikulturalismus und sexueller Diversität betreffen, sich in unserer Gesellschaft überlebt haben. Ihre Aussage, dass Sie LGBT-Menschen wünschen, dass sie ‚glücklich werden‘, und dass Sie damit ‚kein Problem‘ haben, empfinde ich als doppelzüngig. Dennoch haben Russlands Filmverleiher sich entschieden, meinen Film ‚Rocketman‘ streng zu zensieren, indem sie sämtliche Verweise darauf eliminiert haben, die meine Findung des wahren Glücks in meiner 25-jährigen Beziehung mit David und der Erziehung unserer zwei wunderbaren Söhne betreffen. Das klingt alles sehr nach Scheinheiligkeit.“ 

Zudem verweist Elton John darauf, dass die Fortschritte in westlichen Ländern in Sachen LGBTIQ*-Gesetzgebung universelle Menschenrechte beträfen und ihm selbst viel Zufriedenheit und Freude bereitet hätten. Er bezieht diese Aussage auf seine persönliche Situation, spricht aber indirekt im Namen aller LGBTIQ*.

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