Erste Klage gegen Schwulenverfolgung in Tschetschenien

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Maxim Lapunov (Foto) ist das erste Opfer der Schwulenverfolgung in Tschetschenien, das eine offizielle Beschwerde bei den russischen Behörden anstrengt. In einer Pressekonferenz in Moskau sprach der Russe am Montag öffentlich über seine Erlebnisse.

„Niemand kann wissen, wessen Sohn oder Tochter als nächstes dran glauben muss!“ Mit diesen ernüchternden Worten beendete Maxim Punov bei einer Pressekonferenz in Moskau den Erfahrungsbericht über seine Erlebnisse im Gefängnis in Tschetschenien. Der 30-Jährige ist das erste Opfer der Schwulenverfolgung in der russischen Teilrepublik, das eine offizielle Beschwerde bei den russischen Behörden vorbringt. Bisher hatten sich in den Medien lediglich anonyme Betroffene geäußert, dabei aber stets ihre Angst betont, rechtlich gegen ihre Peiniger vorzugehen, weil sie erneute Qualen fürchteten. Punov, der aus Sibirien stammt, aber in der tschetschenischen Hauptstadt Grozny als Event-Manager arbeitete, geht in die Offensive: „Ich möchte die Behörden darum bitten, Ermittlungen anzustellen. Denn wir sind alle Menschen und wir haben alle Rechte.“

Punov ist offen schwul. Er wurde am 16. März in Grozny gemeinsam mit seinem Partner, verhaftet. Danach folgten zwölf Tage voller brutaler Verhöre, Folter und Demütigungen. Am 28. März erfolgte die Freilassung, nachdem Punov einen Schrieb unterzeichnete, in dem er gestand schwul zu sein, und zur Kenntnis nahm, dass man ihn töten werde, wenn er über seine Zeit in Haft sprechen würde. Derzeit bekommt Punov Beistand vom Russischen Komitee gegen Folter, einer Nichtregierungsorganisation. 

Die systematische Verfolgung von Schwulen in Tschetschenien hatte im April durch eine Enthüllungs-Story in der Zeitung Novaya Gazeta für einen weltweiten Aufschrei gesorgt. Über hundert Männer wurden im Rahmen der Verfolgungswelle verhaftet, gefoltert, es gab mindestens drei Todesfälle. Das Vorgehen war international verurteilt worden. Der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow bestreitet die Schwulenhatz. Die Regierung erklärt ihre Leugnung damit, man könne nichts verfolgen, was es nicht gäbe. In Tschetschenien gäbe es keine Schwulen.

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