Skandalöse Panne: Facebook wirbt für antischwule Konversionsverfahren

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Empörung in der queeren Social-Media-Community: User, die sich laut Facebook-Algorithmus für „Gender Issues“ interessieren, wurden in jüngerer Vergangenheit mit Ads behelligt, die unter dem Stichwort „sexuelle Reinheit“ für antischwule Konversionsverfahren warben

Foto: Pixabay/TheHilaryClark

Es ist eine veritable Aufreger-Schlagzeile, mit der der britische Telegraph derzeit die queere Online-Gemeinde in Wallung bringt: „Facebook wird beschuldigt, Anzeigen für ‚Homo-Heilung‘ auf junge LGBT-User abzufeuern“ Es sind allerdings nicht nur bloße Anschuldigungen, die zu der Überschrift führten. Tatsächlich tauchten im Newsfeed queerer Facebook-User in jüngerer Vergangenheit Anzeigen auf, die unter dem Stichwort „sexual purity“ („sexuelle Reinheit“) unter anderem zu einem Video verlinkten, das den Titel „Homosexual was my identity“ („Homosexuell war meine Identität“) trug und für Umerziehungstherapien warb, mit denen die Homosexualität junger Menschen ausgetrieben, beziehungsweise „geheilt“ werden soll.

Betroffen war auch der schwule Film-Journalist Alistair Ryder, der die Angelegenheit im Telegraph als  „unverantwortlich“ bezeichnete. Facebook reagierte schnell. Die Aussendung der homophoben Anzeigen sei über einen Fehler in der Mikro-Zielbestimmung der Algorithmen zustande gekommen, mit deren Hilfe Facebook seine User mit Werbung versorgt, die auf deren persönliche Interessen abgestimmt ist. Letztere werden anhand von Likes, Posts und Clicks ermittelt. Im vorliegenden Fall lautete der Überbegriff des Zielgruppen-Interesses  „Gender-Issues“. Facebook habe die Panne inzwischen behoben und den Versand der diskriminierenden Homo-Heilungs-Links generell gestoppt.

Konversionstherapien sind ein Dauerärgernis, weil sie erstens Homosexualität als Krankheit brandmarken und zweitens für homophobe Propaganda eingesetzt werden. Dass sie in den meisten Teilen der Welt (auch in Deutschland) nicht verboten sind, bringt LGBTIQ*-Aktivisten und -Verbände zunehmend auf die Palme. Im politischen Bewusstsein ist das Thema aber immerhin angekommen. Unter anderem wurden in Großbritannien (blu berichtete) und den USA (blu berichtete) regulierende Maßnahmen eingeleitet.

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