Grindr-Erpressung in Ghana: Die Community schlägt zurück

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Queeraktivisten aus Ghana schlagen Alarm: Schwule und bisexuelle Männer sollen in Datingapps ausspioniert, unter Vorgabe falscher Tatsache an Orte gelockt, zusammengeschlagen, ausgeraubt und oder erpresst werden. Täglich. Die Polizei und Strafverfolgung des afrikanischen Landes kümmert sich nicht. Nun wehrt sich die Community eben selbst: Auf einer Facebook-Seite warnen Opfer andere vor ihren Erpressern.

Wird man erpresst, ausgeraubt oder zusammengeschlagen, muss man zur Polizei. Die Schwulen in Ghana können das nicht. Nur wenige der Verbrechen werden der Polizei gemeldet oder von dieser strafrechtlich verfolgt. Im Gegenteil: Die Opfer begeben sich damit in Gefahr, selbst Gegenstand von Ermittlungen zu werden – denn Sex zwischen Männern ist in dem westafrikanischen Land illegal und wird mit bis zu 3 Jahren Freiheitsstrafe geahndet. 


Die Erpresser werden jetzt vorgeführt

Grindr-Erpressungen sind leider nichts neues. Ähnliche Vorfälle gibt es seit Jahren in Ägypten, Behörden beteiligen sich hier sogar aktiv daran (wir berichteten). In Ghana schlägt die Community nun zurück und fand eine Möglichkeit, sich selbst und andere zu schützen.

Aktivisten kreierten mit „Ghana Gay Blackmail List“ eine Seite, auf der schwule und bisexuelle Männer anonym Tipps geben können. Fotos und Infos zu Erpressern und Catfishern, die in den Apps Jagd auf schwule Männer machen, werden von den Admins veröffentlicht. Alex Kofi Donkor, Vorsitzender der Gruppe und Leiter der Organisation LGBT+ Rights Ghana, erzählt der Nachrichtenagentur Reuters, dass er jede Woche drei bis vier Berichte über Erpressung, Gewaltvorfälle oder Überfälle erhalte.

„Wir befinden uns in einem Land, in dem unser Leben aufgrund des Hasses der Menschen und ihres Ekels gegenüber der Community eindeutig in Gefahr ist. Oft sind wir nicht in der Lage, den begangenen Verbrechen gerecht zu werden. Das Beste, was wir auch tun können, ist, uns selbst zu schützen“

Donkor erzählt von Männern wie Nana Kwame – einem Bisexuellen, der ausgeraubt und mit einer Pistole bedroht wurde oder Benson, einem schwulen Mann, der zusammengeschlagen und mit gebrochenem Kiefer im Dreck liegen gelassen wurde. In beiden Fällen wurde zwar Anzeige erstattet, die Ermittlungen der Polizei verliefen jedoch im Sande.

„Es gibt zu einem bestimmten Grad Straffreiheit, wenn es um den Missbrauch von LGBT+ Personen geht. Man spürt diese entspannte Haltung der Polizei ... es herrscht ein gewisses Maß an Homophobie“.

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